Hier ist einer zu viel bei drei Toren! Mirko, ganz rechts, hat nicht vollendet, er wurde aber ins Bild beordert, damit das Textilfoul an ihm auch wirklich dokumentiert ist. Und weil er klasse gespielt hat. Mo neben ihm machte das 1:0, Paul an dessen Seite manifestierte das 2:0 und Pablo zu seiner linken kredenzte uns das 3:0.
Schönstes Wetter und alle sind se da. Potentielle Innenverteidiger bis Polen, ein sehr gut bestücktes Mittelfeld und ein Sturm mit mannigfaltigen Optionen. Dazu mit Sven wieder die 1b zwischen den Pfosten, das sah nach einer schlagkräftigen, wenn nicht gar gewinnbringenden Mannschaft aus.
Der Beginn war etwas ruckelig und schwergängig. Beide Mannschaften pflegten das abwartende Spiel, standen tief und warteten auf Schnitzer des Gegners. Diese traten zwar zuhauf auf, aber weder welche kapitaler Natur noch solche mit nennenswerter Wirkung. Insgesamt eine erste Hälfte, die zwischen den Strafräumen hin und her wogte, in der die Tapire zwar mehr gefährliche Situationen für sich verbuchen konnten, dem Tor kamen die Chiller in der 22. Minute mit einem Lattentreffer aber deutlich am nächsten. Unmittelbar vor einer Tapireecke in der 40. Minute prophetete der Trainer zu Krankheitsopfer und Edelfan Moritz herüber „Ein Treffer zu diesem Zeitpunkt wäre psychologisch nicht schlecht.“ Der Ball flog wunderbar auf Mirkos Kopf, der ihn schulbuchmäßig gegen die Latte bugsierte. Aluausgleich, Pause.
Ole und Moritz hatten sich diesmal für ein wunderschön im Abendsonnenlicht leuchtendes Gebinde Grand-Cru verantwortlich gezeigt, an dem schon hie und da von Auswechselspielern, Verantwortlichen und Fans geknuspert wurde. Entgegen seiner Natur und seines Credos vollzog der Trainer diesmal zur zweiten Halbzeit direkt einen Vierfachwechsel: Björn für Dominik als rechter Außenverteidiger, Paul für Matthias links vorne, Mo für Aaron rechts vorne und Pablo für Ole aufm Pin.
Und, wie das Torschützenfoto offenbart, schlugen diese Auswechselungen durchaus ein. Nach kurzer Anlaufphase fingen die Tapire an zu laufen und liefen und liefen und würden immer noch laufen, wenn sie der Abpfiff nicht gebremst hätte. Ich hätte kein Gegner sein wollen, denn diese hatten in der zweiten Hälfte maximal 11 Nanosekunden Zeit zur Ballverarbeitung, bis ihm ein tapirlicher Unpaarhuf unter Druck setzte. Fürwahr eine der besten Hälften, die ich in meiner 10jährigen Trainerlaufbahn des FC Porno Villa je erlebt habe. Schon bald gekrönt mit einem Tor von Mo in der 50. Minute: Pablo schickte mit einem Pass aus der Mitte der gegnerischen Hälfte Mo perfekt über rechts auf die Reise, der an der Strafraumkante gen Grundlinie zog und aus ziemlich spitzem Winkel einen präzisen Heber in die Maschen des langen Eckes zum 1:0 setzte. Von außen bot sich einem der Eindruck an, ihm sei da eine Flanke delikat über den Schlappen gerutscht und eher glücklich reingeflogen, Mo erklärte darauf angesprochen aber mit dem Brustton der Überzeugung, dass diese Aktion vollends intendiert gewesen sei. Nur eine Minute später teste Pablo die Querlatte erfolglos und weitere sechs Digitaluhrminutenanzeigeumspringungen später wurde Mirko im Strafraum Gassi geführt. Eine Szenerie, die von für Lacherfolge sorgte: Ein Blitzumschalten der Tapire mit genialem Flachpass vom mir unbekannten Passgeber mittig auf den zum richtigen Zeitpunkten startenden Mirko sah im Ansatz extrem gefährlich aus, da Mirko deutlich schneller war als sein Kontrahent. Dieser griff sprichwörtlich zur letzten bleibenden Möglichkeit, Mirko zu stoppen, dem beherzten Griff ans Trikot. Er erwischte den Saum von Mirkos orangenem T-Shirt, das nicht die gleiche Reißfestigkeit wie die Tapirjerseys besaß und durch den festen, unchilligen Griff des Chillers riss und, da er nicht losließ, weiter in einem dünnen Streifen ausriss. Bis zum Elfmeterpfiff des Schiris hatte er gut einen Meter des Shirts als Leine in der Hand, die er dann schlagartig fallen ließ. Er wollte signalisieren: Der Hund gehört nicht mir! Doch da Mirko ein Tapir und kein Wolfsklon ist und seinen Angriff vollenden wollte, schnappte er sich den Ball für den fälligen Elfmeter, bevor er sich adrett die Leine um den Bauch band. Sein Vollendungsversuch flach scharf rechts geriet ein wenig zu unplatziert, so dass der die richtige Ecke erahnende Werner Keeper ihn abzuwehren vermochte. Doch die Trauer der Tapire ob der vergebenen Ergebniserhöhung hielt gerade einmal 58 Sekunden stand, bevor sie sich in Freude verwandelte. Ein weiteres Mal wurde Mo, diesmal von Björn, über rechts außen auf die Reise geschickt, der mit Volltempo zur Strafraumkante zog. Er sah und hörte den röhrenden, zentral einlaufenden Paul, dem er die Pille quer scharf servierte, der diese unter Gefährdung seiner körperlichen Intaktheit per Fluggrätsche zum 2:0 über die Linie bugsierte. Und die Tapire ließen nicht locker aber ein paar schöne Chancen liegen. Doch in der 67. Minute dekantierten sie erneut die Torkaraffe per Abstoß und Kopfballverlängerung in den Lauf von Mirko, der mit viel Tempo und Freiraum gut 30 Meter mit Ball zurücklegte, in den Strafraum eindrang und dann flach und fußgerecht auf Pablo passte, der in Torjägermanier den Fuß perfekt hinhielt zum butterweichen Schlenzer ins lange Eck zum 3:0. Die Tapire gingen nur einen Hauch vom Gas und hätten mit etwas mehr Präzision im Konterspiel das Ergebnis noch locker um 1-2 Törchen höherschrauben können. Aber Konjunktive und Fußball ist ja wie theoretisch ficken, kann man machen, bringt aber wenig zählbares, eine Ersatzbefriedigung. Als der Kick sich schließlich über die Ziellinie zu robben gedachte, beging der Trainer aber noch einen folgenschweren rhetorischen Kardinalfehler: Der Ball trudelte in der Hälfte der Chiller ins Seitenaus, Einwurf für sie, der Trainer blickte auf die Uhr und sah „39:44“, also vermutlich noch etwas mehr als eine Minute inklusive Nachspielzeit zu spielen. Er wollte sein Team ein letztes Mal motivieren, die Null zu halten, leistete sich aber einen Fauxpas in der Formulierung, indem er rief: „Noch eine Minute, jetzt keinen mehr reinbekommen.“ Autsch, Grundkurs Rhetorik, erstes Semester: Formuliere nicht negativ bei Ansprachen, das bewirkt das Gegenteil. So wie: „Denk nicht an eine Banane“ was auch bewirkt, dass jeder an eine Banane denkt. Und so war es dann auch, nicht mit den Bananen sondern mit dem reinbekommen. Der Einwurf landete nach mehreren Stationen schließlich flach rechts im Netz hinter dem machtlosen Sven zum 3:1. Dann war direkt Abpfiff.
Den Gegentreffer nehme ich hiermit eindeutig auf meine Kappe, diese trottelige Formulierung ist mir angesichts der Siegestrunkenheit und Euphorie ob des bis dahin makellosen Tapirspiels entglitten. Unser zweites Ligaspiel, diesmal ohne aktiven Trainer in verdammt guter Besetzung, das sah extrem geschmeidig gegen einen spielerisch ziemlich guten Gegner aus.
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Kommentare
Sehr,
sehr schön :D danke Trainer!