Meine Impressionen vom Spiel waren erst einmal nur akustischer Natur weil ich mir etwas Arbeit mitgebracht hatte und meine Augen auf den Laptop gerichtet waren. Wiederholte Rufe „Hände weg“, „Freistoss Grün“ schallten vom gebeugt laufenden Jürgen in sonnengelber Weste herüber – so sonnengelb, wie ich aber erst später feststellte, dass selbst geübte Fukushima-Beobachter ein Brennen in den Augen verspürt haben dürften. Jürgens Ausrufe seien hier zitiert weil sie den Spielverlauf figurativ wiedergaben, denn außer die Hand ans Trikot des einen oder anderen vorbeiwuselnden Gegenspielers bekam der FC Porno Villa keinen Zugriff aufs Spiel. Die Aufstellung der ersten Halbzeit – entstanden im Rahmen eines vitalen Diskurses, den ich qua Abwesenheit eines echten Trainers – moderieren durfte, stellte sich innerhalb kürzester Zeit als wenig praxistauglich heraus. Die Offensive hing in der Luft und in der Defensive stand man sich gegenseitig auf den Füßen. Die grün gewandeten Jungs aus Werne gestalteten das Spiel flott und vorwärts, scheiterten aber regelmäßig an unserer vielbeinigen Abwehr oder an der eigenen Unfähigkeit das Tor zu treffen, Chancen gab es „en masse“ – wie der Franzose parliert. Selbst geneigte Beobachter erwarteten, dass demnächst Kochgeschirr, Sitzgelegenheiten und unterhaltungselektronische Geräte herbeigeschleppt werden würden, so sehr sah es danach aus, als wenn Werne sich in unserem Strafraum häuslich einrichten wollte. Einen ersten Akzent in die andere Richtung konnte man erst um die 30. Minute verzeichnen, als Björn nach fein gezeitetem Zuspiel von Tobi M. vors gegnerische Gehäuse durchtankte, sich dort aber verzettelte und den krönenden Abschluss schlicht versäumte. Kurze Zeit später hatten wir tatsächlich auch mal einen Torschuss, der aber wiederum in nichts Zählbarem resultierte. Die Abwehrarbeit war indes durchgehend chaotisch wie hervorragend, wir putzten einfach alles weg, auch gerne mal von der Linie oder Marcie schnappte sich die Kugel wie ein hungriger Bär den Honigtopf. In der Halbzeitpause gönnten wir uns jeweils eines der bereitgestellten Kaltgetränke und setzen unsere kontroverse aber stets konstruktive Gruppendiskussion fort. Im Ergebnis wurde mächtig umgestellt. Und tatsächlich veränderte sich auch das Spiel in der zweiten Hälfte. Wir kamen rein und produzierten Chancen nach vorne. Es entwickelte sich ein munteres Spielchen, in dem Werne noch immer Akzente setzen konnte, wir aber auch offensiv gut gegenhielten. So ging es erstmal weiter, ohne dass ein Tor gefallen wäre. Bis sich Werne 5 Minuten vor Schluss in den Strafraum kombinierte und der Ball zu einem zentral stehenden Stürmer kam, der sich wirklich sehr einsam vorgekommen sein muss, so alleine wie er vor unserem Tor stand und sich dann auch die nötige Zeit nahm, um zu überlegen, in welche Ecke er den Ball versenken sollte. Nachdem er seinen umfangreichen – alle Für- und Wider-Argumente waren in Betracht gezogen worden – Denkprozess abgeschlossen hatte schob er das Ding nach rechts rein und wir lagen kurz vor Schluss 0:1 zurück. Hier geschah nun das Miraculöse, das als „Wunder von der Engelsburger Strasse“ in die Eppendorfer Dorfchronik Einzug zu halten würdig gewesen wäre (hätte der Dorfchronist nicht den Tag in der Dorfschenke „Lindenwirt“ verbracht und so dieses Highlight des Freizeitfussballs in eklatant ignoranter Weise verpasst). Nachdem die Körpersprache der Mannschaft kurz auf ein Erschlaffen ihres Spiel- und Siegeswillens hingedeutet hatte strafften sich plötzlich die Leiber, hoben sich die Köpfe wieder und wirbelten die Waden erneut während wir begannen heftig aber nicht kopflos gegen die Niederlage anzurennen. Die Werner Defensive wurde, rhythmisch penetriert von unserer human-wave-Taktik, schlüpfrig-durchlässig, geriet ins Straucheln und konnte nur noch auf Kosten einer Ecke klären. Eckstöße sind – wie landauf, landab und auch im Umland inzwischen bekannt sein dürfte - nun wirklich nicht unsere größte Stärke. Daher ging der erste Versuch auch über den Umweg einer Gegenspielerextremität erst mal wieder ins Toraus. Der zweite – von links hineingeschlagene Eckball trudelte und hüpfte durch den Strafraum wo Jan ihn fand und hektisch aber äußerst entschlossen aus regulärer also nicht-abseitiger Position ins Tor stocherte. Der farblich wie fachlich an diesem Tag herausstechende Jürgen beschloss, sich die Mühe zum Mittelkreis zurück zu trotten zu ersparen und blies die Partie ab. Arme wurden in die Luft gerissen während sich spontane Freudenlaute artikulierten. Das 1:1 Unentschieden gegen Werne dünstet den süßlich riechenden Odem des Sieges aus. Zurecht? Darüber sollen zukünftige Generationen urteilen - „fortis fortuna adiuvat“ mag man jedenfalls resümierend lateinern, den Tapferen hilft das Glück. Bleiben Sie uns treu und schalten Sie auch nächste Woche wieder ein wenn es heißt Hitlers Hobbies oder warum der Torhüter vor dem Pokalspiel gegen Schalke plötzlich an die Ostfront musste. Ihr Guido Knopf
...Stephan!!! Ich habe einen feuchten Fleck auf der Hose und weiß nicht, ob dieser von den Lachtränen, dem Schweiß wegen des immanten Spannungsbogens des Berichts oder des Glücksgefühls ob der Spielleistung der Tapire herrührt...
Kommentare
dann turn ich mal
Meine Impressionen vom Spiel waren erst einmal nur akustischer Natur weil ich mir etwas Arbeit mitgebracht hatte und meine Augen auf den Laptop gerichtet waren. Wiederholte Rufe „Hände weg“, „Freistoss Grün“ schallten vom gebeugt laufenden Jürgen in sonnengelber Weste herüber – so sonnengelb, wie ich aber erst später feststellte, dass selbst geübte Fukushima-Beobachter ein Brennen in den Augen verspürt haben dürften. Jürgens Ausrufe seien hier zitiert weil sie den Spielverlauf figurativ wiedergaben, denn außer die Hand ans Trikot des einen oder anderen vorbeiwuselnden Gegenspielers bekam der FC Porno Villa keinen Zugriff aufs Spiel. Die Aufstellung der ersten Halbzeit – entstanden im Rahmen eines vitalen Diskurses, den ich qua Abwesenheit eines echten Trainers – moderieren durfte, stellte sich innerhalb kürzester Zeit als wenig praxistauglich heraus. Die Offensive hing in der Luft und in der Defensive stand man sich gegenseitig auf den Füßen.
Die grün gewandeten Jungs aus Werne gestalteten das Spiel flott und vorwärts, scheiterten aber regelmäßig an unserer vielbeinigen Abwehr oder an der eigenen Unfähigkeit das Tor zu treffen, Chancen gab es „en masse“ – wie der Franzose parliert. Selbst geneigte Beobachter erwarteten, dass demnächst Kochgeschirr, Sitzgelegenheiten und unterhaltungselektronische Geräte herbeigeschleppt werden würden, so sehr sah es danach aus, als wenn Werne sich in unserem Strafraum häuslich einrichten wollte.
Einen ersten Akzent in die andere Richtung konnte man erst um die 30. Minute verzeichnen, als Björn nach fein gezeitetem Zuspiel von Tobi M. vors gegnerische Gehäuse durchtankte, sich dort aber verzettelte und den krönenden Abschluss schlicht versäumte. Kurze Zeit später hatten wir tatsächlich auch mal einen Torschuss, der aber wiederum in nichts Zählbarem resultierte. Die Abwehrarbeit war indes durchgehend chaotisch wie hervorragend, wir putzten einfach alles weg, auch gerne mal von der Linie oder Marcie schnappte sich die Kugel wie ein hungriger Bär den Honigtopf.
In der Halbzeitpause gönnten wir uns jeweils eines der bereitgestellten Kaltgetränke und setzen unsere kontroverse aber stets konstruktive Gruppendiskussion fort. Im Ergebnis wurde mächtig umgestellt. Und tatsächlich veränderte sich auch das Spiel in der zweiten Hälfte. Wir kamen rein und produzierten Chancen nach vorne. Es entwickelte sich ein munteres Spielchen, in dem Werne noch immer Akzente setzen konnte, wir aber auch offensiv gut gegenhielten.
So ging es erstmal weiter, ohne dass ein Tor gefallen wäre. Bis sich Werne 5 Minuten vor Schluss in den Strafraum kombinierte und der Ball zu einem zentral stehenden Stürmer kam, der sich wirklich sehr einsam vorgekommen sein muss, so alleine wie er vor unserem Tor stand und sich dann auch die nötige Zeit nahm, um zu überlegen, in welche Ecke er den Ball versenken sollte. Nachdem er seinen umfangreichen – alle Für- und Wider-Argumente waren in Betracht gezogen worden – Denkprozess abgeschlossen hatte schob er das Ding nach rechts rein und wir lagen kurz vor Schluss 0:1 zurück.
Hier geschah nun das Miraculöse, das als „Wunder von der Engelsburger Strasse“ in die Eppendorfer Dorfchronik Einzug zu halten würdig gewesen wäre (hätte der Dorfchronist nicht den Tag in der Dorfschenke „Lindenwirt“ verbracht und so dieses Highlight des Freizeitfussballs in eklatant ignoranter Weise verpasst). Nachdem die Körpersprache der Mannschaft kurz auf ein Erschlaffen ihres Spiel- und Siegeswillens hingedeutet hatte strafften sich plötzlich die Leiber, hoben sich die Köpfe wieder und wirbelten die Waden erneut während wir begannen heftig aber nicht kopflos gegen die Niederlage anzurennen. Die Werner Defensive wurde, rhythmisch penetriert von unserer human-wave-Taktik, schlüpfrig-durchlässig, geriet ins Straucheln und konnte nur noch auf Kosten einer Ecke klären. Eckstöße sind – wie landauf, landab und auch im Umland inzwischen bekannt sein dürfte - nun wirklich nicht unsere größte Stärke. Daher ging der erste Versuch auch über den Umweg einer Gegenspielerextremität erst mal wieder ins Toraus. Der zweite – von links hineingeschlagene Eckball trudelte und hüpfte durch den Strafraum wo Jan ihn fand und hektisch aber äußerst entschlossen aus regulärer also nicht-abseitiger Position ins Tor stocherte.
Der farblich wie fachlich an diesem Tag herausstechende Jürgen beschloss, sich die Mühe zum Mittelkreis zurück zu trotten zu ersparen und blies die Partie ab. Arme wurden in die Luft gerissen während sich spontane Freudenlaute artikulierten. Das 1:1 Unentschieden gegen Werne dünstet den süßlich riechenden Odem des Sieges aus. Zurecht? Darüber sollen zukünftige Generationen urteilen - „fortis fortuna adiuvat“ mag man jedenfalls resümierend lateinern, den Tapferen hilft das Glück. Bleiben Sie uns treu und schalten Sie auch nächste Woche wieder ein wenn es heißt Hitlers Hobbies oder warum der Torhüter vor dem Pokalspiel gegen Schalke plötzlich an die Ostfront musste. Ihr Guido Knopf
grandioser Spielbericht...
...Stephan!!! Ich habe einen feuchten Fleck auf der Hose und weiß nicht, ob dieser von den Lachtränen, dem Schweiß wegen des immanten Spannungsbogens des Berichts oder des Glücksgefühls ob der Spielleistung der Tapire herrührt...
Nicht nur ein erstklassiger Co - Trainer,
sondern auch Berichterstatter! Grande