Der Himmel war völlig verpixelt, der Platz hätte gut als Gleitpassage in einem Abfahrtslauf getaugt, kurzum, es gab schon idealere und angenehmere Bedingungen für einen Ligaauftakt. Den Tapiren war das egal, dank ihres Vierpfotenantriebes waren sie auf dem schlüpfrigen Terrain griffiger als ihre Gegner und gewannen die Schneeballschlacht eindeutig mit 1:7. Vollendend verantwortlich dafür waren Robin zum 0:1, 1:2 und 1:6, Nils zum 1:3 und 1:5, Osnu zum 1:4, dazu unserer Neuzugang Moritz rechts im Bild, der zwar nicht traf, aber seiner optischen Vorstellung halber als Platzhalter für den Eigentorschützen des Teams 95 zum 1:7 dient.
Bis kurz vor Anpfiff war es noch höchst unklar, ob das Spiel überhaupt stattfinden würde, gar drollig fand ich dazu die Prognose von wetter.de. Die hatten am Sonntagabend für den darauffolgenden Montag eine Niederschlagswahrscheinlichkeit von 2 % vorhergesagt, nicht für Tripolis, sondern für Bochum: Eine grandiose Beurteilung für einen Tag, an dem es seit zehn Uhr dreißig kontinuierlich und ordentlich schneite. Die Jungs sollten vielleicht bei astro.tv anheuern oder zur Hypo Real Estate wechseln, das mit dem Wetter scheint nicht so ihr Ding zu sein. So waren Schnee und Glätte nicht nur der Belag, der das Spiel maßgeblich prägte, sondern auch fieser Untergrund für die Anreise, Patrick kam deswegen erst gar nicht aus Hattingen raus, die die raus- und ankamen, machten auf dem Hinweg geringfügige lehrreiche Schlittererfahrungen mit ihren Vehikeln, wodurch sie bereits wussten, was ihnen bevorstand. Denn die dünne, geschlossene Schneedecke auf leicht angefrorenem Granulat war als Untergrund zu Beginn einfach nur rutschig, mit jedem Schritt wurde sie jedoch ein wenig umgepflügt und im Kerngebiet des Platzes in eine unebene Kraterlandschaft mit Schlitterbahnen verwandelt, was schnelles Kurzpass-Spiel und Dribbelkünste schlichtweg im Keim erstickte. Streng genommen war der Platz höchst unbespielbar, falls Linien existierten waren diese unter Frau Holles Bettstaub begraben, vor allem aber war die Verletzungsgefahr durch verlängerte Bremswege und akute Balanceprobleme deutlich erhöht.
Aber da Gegner, ein Schiedsrichter, der den Platz für bespielbar hielt, Flutlicht und wir ausreichend vertreten waren, wurde dezent verspätet angepfiffen. Die ersten acht Minuten auf dem Platz muteten eher wie ein Treffen von besoffenen Schlittschuhfahrern als wie ein Fußballspiel an, es wurde kollektiv durchs Mittelfeld geschlittert und geschlingert, bis der allererste und gleichzeitig hübsch anzusehende Konter der Tapire bereits nach 8:46 Minuten zum 0:1 führte. Gumppi und Nils hatten sich über links gegenseitig doppelbepasst und Gumppi flankte hoch nach innen auf den im Strafraum herumgammelnden Robin, der per Kopf unter Zuhilfenahme seiner Palmenfrisur den Ball über den gegnerischen Torwart lupfte. Doch nur knapp fünf Minuten später folgte der Ausgleich per Elfmeter. Stephan rutschte durch spontanen Bodenkontaktverlust in seinen Gegner rein und ließ diesen hart zu Schnee plumpsen, ein Foul das man durchaus geben konnte. Allerdings fand dieses, aus der Ferne betrachtet, am rechten Strafraumrand statt, da aber keine Linien sichtbar waren und keine Nachmessung unsererseits beantragt wurde, fügten wir uns protestlos dem Urteil des Schiedsrichters Micha. Der deutete auf den nicht exisistierenden Punkt, ich raunte zu unserem einzigen Zuschauer, dem noch nicht spielberechtigten Neuzugang Philipp: „Der ist noch nicht drin!“ Denn ich hoffte auf ein Ausrutschen eines überambitionierten oder schissigen Scheiterns eines zu vorsichtigen Schützen, aber der antretende 95er bediente sich mit wenig Anlauf eines ziemlich platzierten Schusses halbhoch ins von ihm aus linke Eck. Die Flugkatze von Altenhofen ahnte die Ecke und warf sich tollkühn dorthin, kam mit den Handschuhspitzen noch dran, konnte den Netzeinschlag zum 1:1 aber nicht verhindern. Leider hatten hier die Gesetze der Themodynamik auf Marci gewirkt. Denn die Kälte durch das Nichtbeschäftigtwerden bis dahin hatten seinen Körper und vor allem seine minderdurchbluteten Finger um ca. 1,9 cm schrumpfen lassen, so fehlte ihm der berühmte und berüchtigte Zentimeter, spätestens im Juni hätte er das Leder locker um den Pfosten gelenkt.
Danach passierte eine Viertelstunde recht wenig, man egalisierte sich im Mittelfeld mit viel Gestocher, Geschlitter und Gekrampfe. Wie bereits erwähnt, war abruptes Bremsen auf diesem Terrain unmöglich, wodurch vor allem leicht in den Rücken gepasste Bälle fatale Wirkung auf den Spielaufbau hatten. Doch die Tapire waren zentral agiler und griffiger und passten ihr Spiel, nicht zuletzt durch lang- und vor allem ganzjährige Wiemeldrom-Erfahrung besser den äußeren Bedingungen an. Während das Team 95 sich zumeist bei Einzelaktionen in der Mitte verzettelte, suchten die Tapire naturgemäß die weiten, freien, weniger durchwühlten Räume, die sich vor allem Außen boten und kamen immer häufiger vor das gegnerische Tor. Wodurch sie ein durchaus verdient nach 28 Minuten ihren Rüssel erneut in die Führungsposition schoben. Wenn ich mich recht entsinne, wurde ein halbgefährlicher Schuss von links vom 95er Torwart nach vorne abgewehrt, dorthin wo Robin gerade eintrudelte, der sich diese Chance zum 1:2 nicht nehmen ließ. Danach glitt die erste Halbzeit, die wie ihre Schwester Hälfte Zwei auch nur 35 Minuten alt wurde, durch die Kälte schrumpfte auch die Spiellänge, ohne nennenswerte Ereignisse in die Pause.
Der von Stephan kredenzte, für diese Außentemperaturen angenehm warme Pausen-Cru nebst Kärtner Spezial-Radler wurde zunächst gänzlich ignoriert, vermutlich hatten die Tapire während des Spiels genug Granulatschnee genascht.
Um nicht kalte Füße zu bekommen, wurde die zweite Hälfte nach exakt einer Fluppenlänge angepfiffen, die sich zunächst wie das Ende der ersten präsentierte, mit intensiven Mittelfeld-Zweikämpfen, leichter Tapirdominanz aber ohne echte Torraum-Szenen. Das 1:3 kam auch ohne eine solche aus, leider war meine Sicht in diesem Moment leicht verdeckt, daher kann ich nicht sagen ob es eine direkt verwandelte Ecke von Nils oder eine kurze von ihm war, die zurückgepasst wurde, und die er aus enorm spitzem Winkel und weiter Distanz grandios in den Winkel des langen Eckes schlenzte. Die Tapire hatten anschließend nicht eine Sekunde lang den Gedanken, diese Führung zu verwalten und schalteten nach Ballgewinn kontinuierlich fluchtartig nach vorne um, was nur rund vier Minuten später im 1:4 mündete. Fabian der Jüngere alias Osnu bekam, wenn des Trainers Flußkrebshirn es richtig entsinnt, von rechts den Ball von Schmiddi mittig in den Lauf gelegt, den er effektiv um den Torwart ins rechte Eck schlenzte, bevor er hart mit selbigem kollidierte. Er ließ sich aufgrund von heftigen Kopfschmerzen kurz danach gegen den zuvor frisch für Ulk ausgewechselten Moritz ersetzen. Gestrichene acht Minuten später kredenzte uns Nils das 1:5, welches leider durch die Vielzahl an Treffern nicht ins mittlere Langzeitgedächtnis des oben genannten Hirnes schaffte. Möge der Protagonist bitte kurz den Hergang des Treffers schildern. Nur drei Minuten später, in der 58ten, setzten die Tapire noch einen drauf, ein mustergültiger Konter über Schmiddi, der sich mit dem Untergrund angepasster Höchstgeschwindigkeit über rechts durchsetze, aus dem Lauf Nils in der Mitte anpasste, der weiter zu dem links blank stehenden Robin passte, welcher den Ball trocken im rechten Eck zum 1:6 parkte. Das finale 1:7, nur drei Minuten später, war ein Eigentor der amüsanteren Sorte. Porno trieb den Ball schnell über rechts nach vorne und ein etwas zu steil geratener Steilpass auf den heranbrausenden Schmiddi mündete in einem Presschlag zwischen ihm und dem 95er, dem der Ball daraufhin vor die Füße fiel, den er reflexartig zu seinem Torwart zurückpasste. Pass ist allerdings das falsche Wort für den Heber, den er ansetzte, welchen der Hüter locker gefangen hätte, gäbe es da nicht diese komplizierte Rückpassregel. Die wohl in diesem Fall nicht gegriffen hätte, da es zwar ohne Zweifel ein Rückpass war, aber wohl kein, wie die Regel besagt, beabsichtigter. Auf jeden Fall hatte der Keeper diese Regelwerk wohl im Sinn und versuchte den Ball mit dem Kopf zu erreichen, was misslang, er tauchte hübsch darunter durch und versuchte noch hinter dem Kopf mit der Hand zu retten, schaufelte ihn sich schließlich mit einer wischenden Armbewegung selbst ins Netz.
Die Tapire nahmen dankend an und ließen in den letzten zehn Minuten des Spiels so was von gar nichts mehr anbrennen, dass Marci in dieser Zeit sich eine Schneefrau hätte bauen und sich an ihr verlustieren hätte können. Tat er nicht, er fror und schrumpfte weiter bis zum Abpfiff.
Mit der ersten Siegestrunkenheit keimte spontan der Gedanke auf, mit einem derart hohen Sieg seien wir nun Tabellenführer der ersten Liga, da ja nur ein weiteres Erstligaspiel stattfand. All jenen, die noch immer in dieser Illusion leben, sei gesagt: Das Parallelspiel gewann EFG Bochum gegen acht Schwarz-Weiße Bochumer mit 12:0, daher sind wir leider nur Zweiter im Moment. Ein durchaus komfortables Problem...
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Kommentare
wundervoller
Spielbericht, Danke Dir Trainer.
Michael - Innenmeniskus 0:1 n.V.
Männer, Glückwunsch zum klaren Auftaktsieg ! Das Ergebnis lässt mich beruhigt der anstehenden Verletzungspause entgegensehen. Knieverletzung aus der Rückrunde hat sich sozusagen in der Verlängerung durchgesetzt. OP morgen früh, Pause leider ca. 6-8 Wochen. Euch derweil viel Glück für die kommenden Spiele.
Muss ja klappen, Durchschnittsalter des Kaders ist ja nun schlagartig abgesenkt... :-) Lauft Tapire, Lauft !!!
na dann...
...klopf an Holzbein, Micha, dem Operateur eine ruhige Hand und Dir schnelle und gute Genesung. Und bei 6 bis 8 Wochen Pause kann es ja bei der derzeitigen Lage sein, dass Du maximal ein Spiel verpasst...