Krass, was ein unkontrolliertes Offensivfeuerwerk so alles verursachen kann. Tobi zündelte mit dem 1:2, Pascal ließ es mit dem 2:2 lodern und Joscha brandrodete mit dem 3:2.
Gegen Werne spielen Tapire gerne. Das letzte Mal vor ein paar Wochen in der Vorbereitung, da gab es einen 4:0 Sieg. Aber gegen die Ackerfreunde hatten wir ja auch 10:1 in der Vorbereitung gewonnen und dann... Neues Spiel, neues Glück, knappes Tapirkostüm, der inzwischen vorsichtig gewordene Trainer stellte das Tapirrudel in zuletzt erprobter 1-4-2-3-1-Formation auf. Das Rudel einigte sich darauf, zunächst erst einmal defensiv sicher zu stehen.
Das klappte nach Jürgens freudvollem Anpfiff auch gut 80 Sekunden lang richtig gut, dann nicht mehr. Ich war leider optisch noch nicht ganz auf dem Platz und wohnte daher der Entstehung nicht vollends bei, es setzte sich ein Werner über links durch, passte nach innen auf einen Kollegen, der den Ball mitnahm und im langen Eck zum 0:1 hinterlegte. Da noch gut 78 Minuten zu spielen waren, galt es zunächst Ruhe zu bewahren und das mit dem hinten sicher stehen zu optimieren. Das funktionierte die folgenden 22 Minuten absolut, und die Tapire entpuppten sich langsam als das knackigere Team. Doch durch einem Freistoß der Werner flog der Ball in den Strafraum, wurde abgewehrt, aber nicht geklärt und geriet zentral in einen Pulk von Spielern, Ole wollte den Ball wegdreschen, hätte dabei aber Tim umgesenst, sodass er sich für einen kurzen Spontanrückpass zu Phil entschied. Kurz beschreibt diesen Pass leider genau, denn der äußerst sympathische glatzköpfige Werner mit dem tiefen Körperschwerpunkt, den er einige Tapire spüren ließ, spekulierte genau darauf, erhaschte den Ball und drückte ihn ins rechte Eck zum 0:2. Wer jetzt denkt, dass die Tapirchen ihre Rüssel hätten hängen lassen, der wohnt Auf dem Holzweg oder Auf der falschen Fährte. Au contraire, dieser Treffer entfachte in den sich längst auf Betriebstemperatur befindlichen Tapiren eine Flamme, die kurzerhand die Qualität kalifornischer Flächenbrände entfachte. Vor allem ein Tapir war so richtig on fire: Pascal! Zwei Minuten später empfing er den Ball auf der linken Seite in der gegnerischen Hälfte und mäanderte messiesk hakenschlagend in ständiger Bedrängnis um mehrere Gegner rum, wurde vom gleichen Spieler zweimal umgesenst, lief und schwurbelte trotzdem weiter, bis er nach 14 Haken und zwei Zidane-Pirouetten in den freien Raum vor dem Strafraum hindurchstieß und den Ball nach rechts auf den eingaloppierenden Tobi legte. Tobi zog nach innen und lief in spitzem Winkel auf den Werner Keeper Theo zu und überwand ihn zum 1:2 Anschlusstreffer durch die gemeinste Variante der Torerzielung, dem Beini. Kurze Freude, Ghetto-Rüssel und weitermachen. Pascal war immer noch on fire, sein Trikot leuchtete deutlich orangener als die der restlichen Tapire. Gut 98 Sekunden später flankte Tobi von rechts in den Strafraum, auf den ersten Blick sah dies nach einfacher Beute für Werne aus, da der Ball zwischen ihrer zurücklaufenden Innenverteidigung und ihrem Keeper niederkam, aber Pascal kam mit Topspeed angesaust und stibitzte sich das Leder, legte es sich einmal vor und schloss knapp vor dem herauslaufenden Theo ab. Der den Ball abwehrte, aber wieder auf Pascal, welcher rechts an ihm vorbeizog und unter höchster Bedrängnis sich, Ball und Gegner gemeinsam ins Tor zum 2:2 Ausgleich walzte. So konnte es weitergehen und ging es auch, was die Überlegenheit der Tapire betrifft, jedoch brachten sie einige delikate Chancen nicht unter und so blieb es beim durchaus verdienten Ausgleich zur Halbzeit.
Den Pausen-Cru hatte der Trainer mit Phils Hilfe besorgt, er wurde zu diesem Zeitpunkt jedoch von den Spielern durch geschmacklosere Flüssigkeiten ersetzt. Wechseloptionen gab es eine, Maxi , der für den kurzzeitig überglühten Pascal kam und eine Stand-by-Variante, Marci, der als „Notnagel“ für alle Fälle bereit stand und stehen blieb. Der Trainer schwor die Tapire ein, diesmal nicht die klassische Zweidurchgangsstart-Narkolepsie zu zeigen, sondern mit der Intensität einer finnischen Polka-Kapelle zu starten.
Und beide Teams gingen knackig ins Spiel, Werne verbuchte nach gerade mal zwei Minuten eine recht aussichtsreiche Chance, die jedoch nur den Fangzaun links des Tores vibrieren ließ. Doch dann waren die Tapire wach und erhöhten die Schlagzahl vehement, was in der 50. Minute schließlich im nicht unverdienten 3:2 mündete. Tim und Pablo hatten links vor dem Werner Strafraum den Ball zurückerobert und legten nach befreiendem Doppelpassspiel quer auf Joscha, der mit Raum versehen aus 20 Metern einen ganz fiesen Trick anwandte. Er täuschte einen vehementen Schuss aufs linke Eck an, bediente sich aber des präzisen Flachschusses zum 3:2 ins rechte Eck. Na also, geht doch, dachten sich die Tapire und machten munter weiter. Sie kreierten mehrere Höchstkaräter, Tim, Pablo und Tobi hatten im 1 gegen 1 mit Theo jeweils die Möglichkeit, die Führung komfortabler zu gestalten, jedoch wollte der Ball partout nicht mehr ins Tor. Und so, liebe Kinder, blieb es spannend bis zur letzten Sekunde. Ab der 75. Minute warfen die Werner alle verfügbaren Beine immer wieder nach vorne, allerdings kamen sie in der Regel nicht weit, weil die Tapire alles präventiv wegbollwerkten. Doch wie immer in solch knappen Spielen gab es auch hier die berühmte letzte Torchance zum Ausgleich. Jürgen hatte wie immer Spaß am Spiel, weshalb er dreieinhalb Minuten Nachspielzeit servierte, was den Werner noch einen Freistoß aus gut 20 Metern links vor dem Tapirtor erbrachte. Der Ball flog scharf über die Mauer und senkte sich bedrohlich, Phil nahm routiniert eine sprunghaft beobachtende Haltung ein und sah wie der Ball flog und das Netz ausbeulte. Allerdings von hinten, er strich knapp über das Tor und sprang vom Fangzaun direkt an die Rückseite des Netzes, was im ersten Augenblick dem Trainer und den anderen tapirlichen Zuschauern einen kurzen Herzstillstandsmoment kredenzte. Die Erleichterung danach fühlte sich dafür doppelt schön an, vor allem als kurz darauf Jürgens Abpfiff ertönte.
Ein verdienter Sieg, der eher eingewalzt als eingefahren wurde. Aber das ist ja eigentlich das Naturell des Tapirs.
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