Noch nie gab es einen traurigeren Anlass für ein Freundschaftsspiel in der Porno- und Ackerfreunde-Geschichte. Beide Mannschaften hatten den Tod eines ehemaligen Mitspielers zu beklagen, der die Ackerfreunde allerdings deutlich länger prägte als uns. Aber mit seinen vier Jahren aktiven Ligaspiels für die Tapire trug er nicht nur wesentlich zum Aufstieg in die erste Liga bei, sondern hielt mit ihnen auch in den folgenden drei Jahren die Klasse: Volker Wix, dessen Nachname zum FC Porno Villa passte wie ein perfekt sitzender String-Tanga, verstarb leider viel zu früh im jungen Alter von 48 Jahren. Ihm zu Ehren waren nicht nur zahlreiche Freizeitliga-Rentner und Gäste sondern auch Volkers Witwe Nicole mit den beiden Söhne Daniel und Fabian gekommen. Fabian spielte gemäß der mannschaftlichen Historie von Volker die erste Hälfte bei den Ackerfreunden und in der zweiten bei uns. Und beide Teams hatten es geschafft, sehr viele Spieler zu mobilisieren, die damals mit Volker auf dem Platz standen. Ergänzt wurden diese alten Säcke durch aktuelle Spieler, die aber erst in Hälfte zwei zum Einsatz kommen sollten. Geleitet wurde das Spiel vom altinternationalen Referee Jürgen „The Orph“, der Volker auch kannte und schätzte und das extrem faire Spiel auf seine unnachahmliche Art souverän leitete.
So spielten die Tapire in der ersten Hälfte beinahe in einer Formation wie anno Zweitausendzwölf, nur ins Tor hatte sich mit Aaron ein Tapirfrischling geschmuggelt, weil Marci in der ersten Hälfte mal ein paar Minuten auf dem Feld kicken wollte. Unsere Startformation der ersten Hälfte sah wie folgt aus: Aaron – Dominik, Stephan, Sepp, Tobi der Älteste – Joscha, Andi – Björn, Robin, Schmiddi – Oli. Man hörte von außen in den ersten Minuten vor allem die Geräusche von knirschenden Gelenken und das Hyperventilieren und Rasseln alter, von Ascheplätzen und Bergbau gezeichneter Lungen. Gelogen, beide Veteranenteams waren gespickt mit fitten, lauffreudigen Best-Agers von denen viele auch noch am aktiven Freizeitligageschäft und/ oder an den Donnerstagskicks teilhaben. Dennoch war der Anfang von Abtasten und keine Fehler machen geprägt, beide Teams legten dem Anlass angemessen mit getragenem Tempo los. Sieht man mal von Michas gefährlichem Konter in der 3. Minute ab, die er vermutlich aus Respekt vor den Tapiren absichtlich in den Fangzaun setzte. Bis zur 23. Minute waren nur ein paar halbgefährliche Torannäherungen zu verzeichnen, bis ein Konter von Ackerfreund Benno über rechts unhaltbar für Aaron ins lange Eck zum 1:0 geschlenzt wurde. Doch die Alttapire lächelten den Gegentreffer souverän weg und glichen vier Minuten später unter starker Mithilfe der Ackerfreunde aus. Robin schickte Schmiddi zentral lecker Gasse, sein Pass geriet jedoch einen Hauch zu lang für Schmiddi, dessen Vollstreckungspart übernahm aber dankenswerterweise der sich dahinter befindliche Ackerfreundeverteidiger, der per schlecht platzierter, unbeabsichtigter Torwartrückgabe neben den verdutzt dreinblickenden Keeper Arne ins Eck zum 1:1 Ausgleich vollstreckte. In der Zwischenzeit gab Tobi das Zepter des linken Außenverteidigers an Ulk ab und Marci ersetzte kurz darauf Stephan. Fortan stürmten die Tapire als wollten sie Volker zeigen, dass er damals ins richtige Team übergelaufen war und verzeichneten einige delikate Chancen durch Robin (links drüber), Schmiddi (von Arne per Fuß abgewehrt) und Björn (rechts drüber). In der 33. Minute bekam Robin einen hübschen Steilpass im 16er serviert und als er in der Ausführung einer eleganten Drehung um den Körper seines Gegners war, wurde er von diesem per Beinschere umgeklöppelt, so dass die Tapire einen Elfmeter von Schiri Jürgen zugesprochen bekamen. Kein Tapir riss die Verantwortung der Ausführung an sich, daher kam dem Trainer spontan der Gedanke, Marci die Chance zu geben, einmal beim Torschützenfoto vor und nicht hinter der Kamera zu stehen. Marci lief zur Vollendung an und schlenzte den Ball sehr platziert gen rechtes Eck. Etwas zu platziert, wie der Aluklang des Pfostens uns leider mitteilte. Die Ackerfreunde hingegen offenbarten nur zwei Minuten später, wie Tore schießen funktioniert. Mit einem präzisen Doppelpass von Benno zu Gumppi zu Benno, der einen Tapir natzte und aus 10 Metern den Ball flach ins kurze Eck zum 1:2 trieb. Und nur zwei Minuten später war es unser langjähriger Gefährte Gumppi höchstselbst, der den Tapiren von rechts aus spitzem Winkel kommend mit einem wuchtigen Schuss auch noch das 1:3 einschenkte. Judas!
Dann ging es zur Halbzeit, wo alle eine breite Phalanx an mehr oder minder erlesenen Hopfengetränken erwartete, vom Grand Cru, Grand Cru sans rotation über Brinkoffs bis hin zu sauerländer Fernsehbier (Warsteiner). Beide Teams wechselten nahezu komplett durch und schickten nun die eher junge Garde aufs Feld. Bei den Tapiren liefen mit Raini und Martinho allerdings zwei Veteranen auf, letzter kam für das Spiel extra aus Hamburg angereist, die klassische Bahnverspätung bedingte den verspäteten Einsatz der beiden in der forschen Jugendgruppe.
Die Aufstellung in Hälfte zwei sah folgendermaßen aus: Marci – Paul, Oli, Sven, Pablo – Tim, Aaron – Max, Fabian, Raini – Martinho. Doch die Ackerfreunde hatten auch kurz nach der Pause ihre Effizienz der letzten Minuten noch nicht abgelegt und Franco zimmerte knapp vier Minuten nach Wiederanpfiff über links aus spitzem Winkel das Spielgerät zum 1:4 unter die Latte. Dieser Treffer erschwerte die Aufholjagd der Tapire ein wenig, doch fortan gaben sie alles, um dem Ergebnis zumindest noch etwas Kosmetik aufzutragen. Doch so intensiv sie sich auch bemühten und Chancen erarbeiten, am Ende kam leider nüscht raus. Latte, 2x Pfosten, von der Linie gekratzt oder einfach daneben, so das Fazit des tapirlichen Offensivdranges. Vor allem Raini und Martinho zeigten aber, dass sie so was von gar nichts verlernt hatten und wirbelten die Ackerfreunde-Defensive durcheinander, dass es eine Freude war, diesen in gesetztes Alter kommenden Recken noch einmal bei ihrem Angriffswirbel zuzusehen. Aber wie bereits erwähnt, brachten alle Bemühungen der tapirlichen Frischfleischabteilung keinen zähl- oder erzählbaren Erfolg, so dass es beim 1:4 blieb.
Das Ergebnis des Spiels war an diesem Abend allerdings Nebensache. Viel wichtiger war, unserem gemeinsamen großartigen Weggefährten Volker spielerisch und menschlich so zu gedenken, wie es ihm gefallen hätte. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Volker an diesem Abend gemütlich auf einer Wolke lümmelte und mit Fiege ausgestattet von oben zusah. Falls ja, hätte er dabei geschmunzelt und laut gelacht, sich die Haare gerauft, Jürgen einen Spruch gedrückt und den Mittelfeldblindschleichen die richtige Position mitgeteilt. Er wäre begeistert ob der großen Aufwartung seines letzten fußballerischen Geleits gewesen und hätte sich besonders gefreut, wie sich Fabian auf beiden Seiten reingehauen hat. Volker wäre bestimmt auch gerührt gewesen, dass so viele, die ihn gemocht, geschätzt oder gar geliebt hatten, seiner melancholisch, vor allem aber auch voller Freude bei diversen Kaltgetränken gedachte und sich an gemeinsame Zeiten und Erlebnisse erinnerte. Am glücklichsten wäre Volker wohl darüber gewesen, dass dieser Abend für Nicole und seine beiden Jungs von viel Freude und positiven Erinnerungen geprägt war. Der jüngere Sohn Daniel wollte das überreichte Foto von Volker, auf dem alle unterschrieben hatten, nicht mehr hergeben.
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Kommentare
Trainer...
...Du bist einfach ein guter Mensch und Schreiberling.
Ganz
ganz traurig, ganz ganz schön!
Traurig...
Gefühl in Sprache und am Ball. Schöne Beschreibung dieses besonderen Abends. Könnte heulen.
Das i-Tüpfelchen
auf einem berührenden, unvergesslichen Gedenkspiel; Ganz im Ernst Trainer, Dein Spielbericht hat dieses Attribut mehr als verdient ! Angesichts des traurigen Anlasses sicherlich der für Dich bisher emotional schwierigste Spielbericht in der FCP-Historie. Aber wie Du es verstanden hast, die Traurigkeit des Ereignisses mit feinen, humorvollen Zwischentönen auszutarieren, das hätte Volker wieder einmal gefallen !! Hat Euch doch seit jeher aufgrund des gemeinsamen journalistischen Hintergrunds die Vorliebe für subtil humorvolle Wortakrobatik verbunden... Danke Dir und danke an an alle Tapire, die beim Gedenkspiel ihren Beitrag dazu geleistet haben, dass wir Volker an diesem Abend einen gebührenden Abschied bereiten konnten, den er mehr als verdient hat !!!