Idyllisch zwischen Tennisanlagen, Grabsteine-Shop und Nazi-Friedhof gelegen, präsentierte sich der Platz am Freigrafendamm wieder von seiner unattraktivsten Seite: Mit verkrustet ausgebackener Asche für das Gipfeltreffen der Erotikteams Eierberg und Porno. Das Tapirrudel war ordentlich bestückt mit 16 Viecher:innen. Mit Tobi hatten sie schon wieder einen neuen Torwart, gefühlt der 12. Tapir, der sich in diesem Jahr die Handschuhe überstreifte, -striff, -stroff...
Tobi sah sehr sportlich und attraktiv aus im Torwartgewand und was Abschläge und -stöße angeht, so macht ihm hier so schnell keiner was vor, er dremmelte sie weit in die gegnerische Hälfte. In der ersten Halbzeit war das auch seine einzige Beschäftigung, auf der Linie hätte man ihn auch durch den Kleiderständer „Turbo“ oder die Stehlampe „Rödflik“ ersetzen können. Insgesamt waren die ersten zwanzig Minuten vollkommen chancenlos auf beiden Seiten, ich umschrieb es im Ticker mit „hektisch und langweilig gleichzeitig“. Hektisch, weil irre viele Zweikämpfe um den Ball ohne nennenswerten Raumgewinn stattfanden. Langweilig, weil beide Abwehrketten ihren Job ohne Tadel erledigten und dadurch bis zur 20. Minute komplette Chancenlosigkeit auf beiden Seiten herrschte und der Zuschauer dadurch mehr und mehr abschweiften, abschwiffen und abschwoffen und in gepflegte Konversation untereinander verfielen. Dann, so in Minute 22 blitze einmal kurz Spannung vor dem Tapirtor auf, doch Loic blockte gar vortrefflich am kurzen Pfosten einen Schuss, was bitter nötig war zur Unbeflecktheit des Tapirtores. Die Tapire nahmen erstmals in der 24. Minute grob Kontakt mit dem Eierbergtor auf, indem Markus mittelknapp vorbeisemmelte. Zwei Minuten später machte er das nochmal aus besserer Position und immerhin schon auf das Tor, aber zu zentral, sodass der Eierbergwart das Spielgerät fing. Nur ein paar Tapirblinzler später setzte Maxi das Spielgerät knapp neben das Gehäuse. Kurz vor dem Halbzeitpfiff war Maxi im Netz, aber der Ball im Toraus, ein Querpass kam leider eine Sekunde zu spät in seinen Rücken. Dann pfiff der mir bisher unbekannte, schlacksige, freundliche, nahezu fehlerfreie und unauffällige Schiedsrichter zur Halbzeit.
Diese war von einem ordentlichen doppelten Geburtstags-Cru gesäumt, Tobse und Andi brachten nach unlängst angesetzten Jahresringen jeweils eine Kiste an den Platz. Die Zuschauer (Moritz und Ole) und der Trainer hatten bereits eifrig genascht, schafften es aber nicht wirklich, sich die erste Hälfte schön zu trinken. Die zweite sollte dafür so berauschend sein, dass man dafür kaum mehr Bier brauchte. Bei 16 Tapiren gab es 5 Wechsel, Andi kam für Josef, Joscha für Jasper, Tobse für Rebecca, Philipp für Maxi und Jupp für Hans.
Die zweite Hälfte startete schon nach kurzer Zeit chancenintensiver als der gesamte erste Durchgang, Tobi durfte nach vier Minuten bei einem direkten Freistoß für die Eierberger einen ordentlichen Strahl abwehren, der ziemlich zentral kam, dafür aber mit überhöhter Geschwindigkeit. Doch schon bald kristallisierte sich heraus, dass die Tapire sich dieses Spiel ziehen würden. Ihre Kombinationen wurden zunehmend präziser, dann flüssiger, schließlich geschmeidiger, bis hin zu „magisch“, wie von Moritz ausgesprochen, was alle auf der Bank sitzenden Tapire nachvollziehen konnten. In der 50. Minute ließ Markus das Gebälk schlottern, aber nur von außen. Beinahe minütlich kombinierten sich die Tapire wie durch Butter oder ein veganes Äquivalent hindurch an den Strafraum der Eierberger, scheiterten aber noch gut zehn Minuten lang an deren solider Verteidigung, falschen eigenen Entscheidungen,Ungenauigkeiten und unpräzisen Abschlüssen. Doch dann war es Philipp, der das Rudel in der 59. Minute mit dem überaus verdienten 0:1 beglückte. Vorausgegangen war eine Spielverlagerung auf die rechte Seite, wo der hoch aufgerückte Außenverteidiger Andi quer in die Mitte zu Philipp passte, welcher ein paar Meter vor dem Strafraum auf die eierbergige Abwehr zulief. In angemessener Distanz zu den Verteidigern machte er einen doppelten Übersteiger, bewegte seine Hüften, wie es nur Philipp the Pelvis vermag, um den Ball dann flach links unten zum 0:1 unterzubringen. Nur drei Minuten später reüssierte er erneut, diesmal war Tim maßgeblichst an der Vorbereitung beteiligt. Nach einer Standardsituation für die Eierberger wehrten die Tapire den Ball zunächst ins Mittelfeld ab, wo Tim Druck wie Espressomaschine ausübte, was zu einem Pass oder eher Querschläger zurück Richtung rechtem Außenverteidiger der Eierberger. Tim lief wie von Natter und Tarantel gleichzeitig gestochen dem Spielobjekt hinterher, eroberte es kurz hinter der Mittellinie, setzte sich gegen einen herangeeilten Gegner durch und stupste es dann in den dadurch freigewordenen Raum, in den Philipp hinein startete und alleine auf den Torwart zulief, einen Schuss antäuschte, dann links an ihm vorbei galoppierte und gar lässig zum 0:2 einschob. Jetzt waren die Tapire in Torlaune und legten weiter nach. In der 66. Minute schnappte sich Jupp kurz vor der Torauslinie den Ball in einem klassischen Ichhabihnnichthabduihn Geeiere zwischen Torwart und Abwehrspieler und sah dann Markus einsam ein paar Meter neben ihm herumlungern, weshalb er ihn anspielte, welcher hardcore-unspektakulär flach ins leere Tor zum 0:3 einschob. In der 73. Minute beulte sich erneut das Eierbergnetz aus, genauer gesagt in deren linken, aus Tapirrichtung gesehen rechten Winkel. Ursächlich dafür war eine erhabene Vollendung von Tobse, von dem behauptet wird, er habe früher mal höher gespielt, aber dann kam Knie: Ein Innenristschlenzer aus etwa 26,84 Metern linksseitig des Strafraums, der mit perfektem Drall und für den Torhüter unerreichbarem Senkflug sich erhaben in den rechten Winkel (90°) zum 0:4 einschmiegte. (Zitat Ole: Prädikat Tor des Monats, Jahres!). Der Gegner war gebrochen und die Tapire auf Feuer, weshalb es nur weitere drei Minuten dauerte, bis die Tapire ein weiteres Mal vollendeten, diesmal erneut durch Philipp, der damit einen unreinen Hattrick feierte. Die genaue Entstehung des Treffers bekomme ich nicht mehr ganz hin, aber die Tapire kombinierten sich dabei sehr ansehnlich, gleichwohl einfach mit wenigen Kontakten durch die Mitte, Philipp spielte Markus an und lief in den freien Raum links von ihm, wo er den Ball von Markus per Hacke perfekt serviert bekam und den Spielzug rechts unten zum 0:5 veredelte. Jupp verpflanzte in der 79. Minute auch noch die Kunstlederblase in die Maschen, allerdings hielt eine vermutlich berechtigte Abseitsentscheidung des sehr angenehmen Schiedsrichters die Tapire davon ab, das halbe Dutzend vollzumachen. Dann war Schluss!
Fun Fact: Durch die sehr junge Geschiche der TuS Eierberg haben wir bisher erst viermal gegen sie gespielt. Bei allen stand es bisher zur Halbzeit unentschieden, 0:0, 1:1, und 2:2. Eine richtig gute Leistung der Tapirin und Tapire, griffig in den Zweikämpfen, schnell und direkt nach vorne. War für mich echt schön, nach drei verpassten anscheinend tollen Spielen diesem mal wieder zusehen zu dürfen.
- Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden.
- Album: Unsere Torschützen