I'm too sexy for my shirt, oder wat? hat sich vielleicht Philipp gedacht, der das 4:2 erzielte. Janni, der das 2:0 machte, wollte auf Nummer sicher gehen und streifte sich lieber was Warmes über, während Pablo rechts, Macher des 1:0 und 3:0 sich womöglich fragt, ob er over- oder underdressed ist...
„Team was?“ mag sich der oder die ein oder andere beim Namen des Spielpartners fragen. Berechtigt, denn unser diesmaliger Gegner pflegte bisher in der Recklinghausener Freizeitliga zu spielen, weshalb sich weder Wege noch Beine vorher kreuzten. Da deren Liga vergangenes Jahr kollabierte, hat ESR in der Bochumer Liga angefragt und wurde für einige Freundschaftsspiele eingeplant, so auch gegen uns. Und weil der Gegner wie wir orangefarbene Trikots sein eigen nannte und wir ja freundliche Gastgeber waren, wichen wir farblich aus. Aus Ermangelung einheitlicher Ausweichtrikots schlug der Trainer als gemeinsamen Trikotnenner Blau vor, was aufgrund der Farbe ortsansässiger bzw. -naher Bundesligavereine leicht zu realisieren war und einen bunten Strauß alter VfL-Trikots nebst anderen blauen Leibchen aufblühen ließ.
In denen die Tapire zwar heterogen obgleich äußerst attraktiv aussahen und so legten sie auch gleich los. Mit Hingabe und Demut, Geschick und Umsicht. Na ja, ein bisschen salbungsvoll übertrieben diese Worte, die Tapire wollten nur spielen und taten dies. Der orangegekleidete Gegner Team ESR präsentierte sich als robust, spielerisch ordentlich, ohne dabei zu brillieren. So reduzierte sich in den ersten zwanzig Minuten das Spiel mal wieder auf die Landschaft zwischen den Strafräumen, die Torhüter bekamen vergleichsweise wenig zu tun. Man lauerte auf die Fehler des Gegners und der erste, der von den Tapiren genutzt wurde, fand in der zwanzigsten Minute seinen Beginn durch Janni. Er eroberte das Spielgerät auf der halblinken Seite und passte dann diagonal nach rechts auf den startenden Pablo, der es sich vorlegte und dann flach an den linken Innenpfosten und von dort aus ins Tor zum 1:0 bugsierte. Der Gegner reklamierte vehement, dass Pablo sich beim Abspiel im Abseits befunden habe, auch ich hatte von der Bank aus 30 Metern Distanz mit ungünstigem Blickwinkel den Eindruck, er habe bereits verbotenes Land betreten, aber wie wir alle wissen: Abseits ist, wenn Jürgen nicht pfeift (Tränenlachsmiley). Deutlich weniger abseitsverdächtig war der zweite Treffer der Tapire knapp fünf Minuten später. Diesmal hatte Maxi auf der rechten Seite einen Pass abgeblockt und diesen behände zu Pablo weitergeleitet, der einen feinen Heber über die Abwehr in Jannis Lauf drapierte, welchen dieser mit links an selben linken Innenpfosten wie beim ersten Treffer schlenzte und der abermals von dort freudig über die Linie zum 2:0 hüpfte. Weitere sieben Minutenzeigerumdrehungen zogen ins Land, als die Tapire den Recklinghäuser Gästen erneut zeigten, wo der Rüssel baumelt. Diesmal holte sich Maxi das Assistpünktchen, indem er Pablo flach und präzise anpasste, der sich zentral vor dem Sechzehner den Pass direkt in den Lauf vorlegte und dann rechts hoch zum 3:0 einnetzte. In den letzten 8 Minuten dieser Halbzeit passierte nichts signifikant Erwähnenswertes mehr und so ging es in die Pause...
…die Cru- aber nicht humorlos von statten ging, mit drei Wechseln, unter anderem Neuzu- und dann gleich wieder Abgang Jonas, der für eine Stippvisite in Bochum war und nun mit von der Partie. Der Trainer warnte kurz vor Beginn das Tapirrudel, dass ESR nun sicherlich alles reinwerfen würde, um wieder zurück ins Spiel zu kommen.
Und er sollte Recht behalten, Team ESR machte nun keine Gefangenen mehr, sie spielten zwar nicht wirklich unfair, aber nickelig und zweikampforientiert, was nicht gerade zur Schönheit des Spiels beitrug. Weil die Tapire dagegen hielten und auch nicht gerade wie Feen spielten, entwickelte sich längere Zeit ein Mittelfeldkrampfkampf, intensiv, aber mit der Zeit auch etwas eintönig. Weshalb man als Außenstehender mit der Zeit immer mehr in Konversationen geriet und ich somit das 3:1 des Teams ESR in der 60. Minute gar nicht richtig mitbekam, nur den Einschlag hoch ins Netz. Die Gespräche verebbten daraufhin außerhalb ein wenig, fanden nun vermehrt aber auf dem Spielfeld statt. Und es waren keine derart stilvollen, elaborierten und feinsinnigen Geistesblitze, wie sie üblicherweise vor der Tapirbank zu einem Geistesgewitter kumulieren, mitnichten, es fand eher ein verbaler Austausch auf Rummel- oder Ascheplatzniveau statt, obwohl man hier doch auf feinstem, elitären Kunstrasen graste. Soll heißen, es wurde verbal nickeliger, beinahe etwas ruppig, und auf dem Platz auch. In der 65. Minute gab es schließlich einen Elfmeter für ESR, bei dem Jürgen eher nach Klangbild (Schienbeinschonerkontaktgeräusch, Schmerzschrei des Dahinsiechenden, Ey-Schiri-Esklamation der Restmannschaft) denn nach optischem Eindruck aus ca. 35 Metern Entfernung entschied. Es kam zwar zu einem Kontakt von Hans und einem Stürmer, aber aus meiner Sicht hatte ich eher den Eindruck, dass der ESR Spieler Hans trat als andersrum. Aber egal, gab Elfer, Marci flog links flach, der Ball ging rechts oben rein, 3:2. Und noch 15 Minuten zu spielen, was das Geschehen auf dem Platz nicht minder spannender machte. Marci musste einmal richtig und einmal halb den Tapirprachtarsch retten, aber ansonsten waren die Tapire in der Schlussviertelstunde gefährlicher und hätten den Spiel- und Ballsack das ein oder andere Mal schon zumachen können. Aber der Spannung halber ließen sie sich dafür bis zur 79. Minute Zeit, bis Philipp zum finalen 4:2 eine Schleife um das Säckchen spann. Er erhielt halblinks vom unbekannten Servierer den Ball, mäanderte den ersten Gegner aus, blieb am zweiten hängen, holte sich den Ball aber direkt zurück, zelebrierte auch mit dem letzten ESRler einen Pressball, aus dem er erneut als Gewinner herausging (ich bin mir als ca. 458maliger Verlierer solcher Zweikämpfe gegen Philipp sicher, er instrumentalisiert das) und drapierte das Ding dann rechts zum 4:2 in die Maschen. Jürgen gab mal wieder diesmal nur ein paar Minuten Nachspielzeit, anscheinend sehnte er sich auch nach dem Ende dieses Kicks.
Fazit, die Tapire sehen in blau verdammt gut aus und haben in diese Farbe bisher nur gewonnen, wir sollten über eine Erweiterung des Trikot-Repertoires sinnieren oder dies als statistisch nicht relevante Erhebungsgröße verbuchen. Der Gegner war verbal mittelsympathisch, aber überhaupt nicht schlimm, aber sie haben für 2023 sich nicht angemeldet, wahrscheinlich, weil sie nun wissen, wo der Rüssel baumelt...
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