Wanted: Dead or alive! Die drei Gesetzlosen, die es wagten, dem Staatsapparat drei Dinger hinten einzuführen: Enrico mit dem 1:0, Ole mit dem 2:0 und Aaron mit dem finalen 3:2.
Mit dem zweiten Neuling der Freizeitliga, dem New Liver FC, hatten die Tapire ein ordentliches Kaliber vor ihrer semibreiten Brust. Denn diese hauptsächlich aus heranreifenden Jungbullen und gestanden Ordnungshütern bestehende Mannschaft hatte bis dato einen lupenreinen Durchmarsch durch die zweite Freizeitliga gemacht, 7 Spiele – 7 Siege, mit einem Torverhältnis von 36:4. War klar, dass der Trainer deshalb nicht unbedingt eine hemmungslos aufreizend offensive Taktik bzw. Aufstellung wählte, sondern eher die Spielweise „Bus vor dem Tor parken und flink kontern“ den Tapiren nahelegte. Erschwert wurde die Aufstellung dadurch, dass durch Svens Urlaub ein routinierter alter Innenverteidigungshauer fehlte, weshalb sich der Trainer vorab verschiedene Varianten mit Elias, Martin oder gar Tim zusammenpuzzlte. Am Platz angekommen, wurde ihm jedoch zu seiner Überraschung und Glückseligkeit mitgeteilt, dass Tobi, der bisher in vorderster Front eingesetzt wurde, über gehörige Jugend- und Früherwachsenen-Erfahrungen auf dem Sektor der Zentralverteidigung verfügte. Dadurch wurde aus des Trainers Aufstellungs-Post-it ein Schuh, also nicht direkt, sondern im metaphorischen Sinne, denn das bis dato festgestellte Überangebot an offensiven Kräften wirkte nun deutlich ausbalancierter. Taktisch knobelte sich der Trainer ein 1-4-5-1-System aus, das bei Gegnerbelagerung zu einer 1-5-4-1-Aufstellung mit einklappendem Tim zusammenschnurren sollte.
Und mit Anpfiff des kräftigen, freundlichen, glatzköpfigen Schiris zeigte Tobi sofort, dass er hervorragende Innenverteidiger-Qualitäten besitzt. Ein Abstoß wie ein Fiege-Brauerei-Pferd, lautstarke Führung der Mitspieler und Dazwischengehen mit der Präzision eines Gehirnchirurgen und der Vehemenz eines eines Rinderschächters. Er wie auch der Rest des Tapirbuses bekamen viel zu verteidigen und erledigten dies nachgerade hervorragend. Die von Liverpool inspirierten (daher auch der Name) Neuen Lebern spielten einen recht gepflegten Ball, waren laufstark und zweikampffest, aber in der Gefahrenzone zeigten sich die Tapire hellwach und ließen absolut nichts anbrennen. Und nach Balleroberungen suchten sie nicht einfach die schnelle lange Befreiung sondern trugen ihre Tempovorstöße häufig flach und präzise vor. Die ersten 19 Minuten wurden ihre Angriffe noch final verhaftet, aber dann setzte sich Philipp an der linken Seite im Dribbling gegen zwei durch, zog nach innen und passte perfekt nach rechts in den Lauf von Enrico, der von rechts auf den Keeper zulief und das Kügelchen ins lange Ecke zum 1:0 versenkte. Dieses Eindringen ins Hochsicherheitsgebiet der Sicherheitsbehörden erzürnte sie und sie erhöhten den Druck, prallten aber wie zuvor am Tapirbollwerk ab, was durchkam, war sichere Beute von Phil. Gleichwohl eroberten sich die Tapire den Ball immer wieder im Mittelfeld und schalteten dann schneller als die Polizei erlaubt um. Erneut war es Philipp, der das Spielgerät in der 30. Minute einem Diensthabenden an der Mittellinie abnahm, behauptete und auf den nach links startenden Pablo spielte, der die Linie entlangzog, jäh bremste, womit er seinen Gegner ins Leere laufen ließ und dann eine perfekte Flanke über zwei Wachtmeister hinweg in den großen freien Raum auf Höhe des Elfmeterpunktes servierte. Genau dorthin lief Ole und nahm den Ball direkt per Dropkick mit einem Hauch von Außenrist und brachte ihn flach aufs Tor, nicht ganz optimal getroffen, der Torzellenwächter flog in die richtige Ecke, aber das Bällchen flutschte unter ihm hindurch zum 2:0 für die Tapire. Dies gefiel den Vollzugsbeamten noch viel weniger und sie fingen ein wenig an, sich gegenseitig anzumuhen, die Stimmung am Tatort wurde gereizt. Die Tapirbank mit ihren zahlreichen Zuschauern konnte dies natürlich nicht unkommentiert lassen, was zwar für mehr Humor aber nicht unbedingt für eine bessere Stimmung oder mehr Ruhe im Spiel sorgte. In dem die schnelle Eingreiftruppe dann, nicht völlig unverdient, in der 36. Minute den Anschlusstreffer erzielte. Ihre linke Offensiv-Staffel brach durch und brachte den Ball scharf an den Fünfmeterraum, wo ein Schutzmann unter höchstem Tapirdruck den Ball aus 5 Metern über die Linie zum 2:1 drücken konnte. Mehr passierte nicht mehr in der ersten Hälfte, sodass...
...sich die Tapire dem Gebinde Grand-Cru, welches Marci mit Joscha apportiert hatten, widmen konnten. Wir wechselten zweimal, Martin ersetzte Elias als rechter Außenverteidiger und Aaron kam für Enrico. Da klar war, dass die Einsatztruppe in der zweiten Hälfte keine Gefangenen machen würde, stellten sich die Tapire auf deren Frontalangriffe ein.
Und wie erwartet legte New Liver los wie die Polizei. Sowohl verbal als auch spielerisch gingen sie voll drauf und waren zweimal dem Ausgleich verdammt nahe, aber Phil hatte zwischen den Balken einen richtig guten Tag erwischt und fischte beide Dinger mit Weltklasseparaden raus. Doch in der 55. Minute war er dann machtlos, als sich der Polizeiapparat über links durchsetzte, den Ball flach nach innen flankte, welchen die Tapire klären konnten, aber im zweiten Anlauf gelangte er an die rechte Seite des 16ers zu einem freien Kommissar, der das Stück auf dem kurzen Dienstweg ins lange Eck zum 2:2 beförderte. Grrr, dachten sich die Tapire und gewannen sukzessive wieder mehr Zugriff zum Spiel. In der 65. Minute war es erneut Philipp, der einen Bilderbuchkonter einleitete. Er zog mit Ball von der Mittellinie nach rechts in die gegnerische Hälfte und steckte dann einen perfekten Pass auf den von rechts nach innen ziehenden Aaron durch. Aaron lief mit Ball alleine auf den Torwart zu, dieser blieb lange stehen, Aaron wartete aufreizend lange und nagelte das Ding dann halbhoch ins kurze Eck zum 3:2 rein. Ein wirklicher Wirkungstreffer, der verursachte, dass sich die Freunde und Helfer wieder stärker gegenseitig anraunzten und die Tapire an Spielsicherheit gewannen. Sie ließen in der Folgezeit, sieht man von einem weiteren dringend notwendigen Weltklassereflex von Phil in der 72. Minute ab, kaum mehr Chancen zu. Drei solche der erstklassigen Art hatten in den Schlussminuten vielmehr die Tapire, da der Gegner in den taktisch alles nach vorne warf. Doch sowohl Philipp als auch der für Pablo zurück ins Spiel gekommene Enrico brachten das Ding nicht über Linie, ebenso wenig Elias, der den lahmenden Aaron ersetzte und in der Nachspielzeit im Tête-à-Tête mit dem Keeper vorbeizwirbelte. Mit dem Schlusspfiff entwich ein kollektiver Freudenjauchzer den Tapirkehlen. Wieder einmal hatten sie bewiesen, dass sie ein gewisses Talent als Favoritenschreck besitzen. Großes Lob an alle Beteiligten, die der Staatsmacht erfolgreichen Widerstand leisteten.
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Kommentare
vive la resistance!
Was für ein Bericht. Ein Traum!
Vielen Dank
Trainer, für diesen schönen Bericht und herzlichen Glückwünsch - in meinen Augen das wichtigste Spiel dieser Saison neben dem Rückspiel