Ein Bild voller Melancholie und Romantik. Und keine Sorge: Tobi hat noch seinen rechten Arm. Die Schützen der vielen Tore: Ole (0:1, 1:3 (ET), 2:5), Tobi (0:2), Nils (0:3, 2:4, 3;7), Paul (3:6)
Endlich war es erlaubt, nicht nur die eigenen Mitspieler, sondern auch wieder Gegner zu treten oder von ihnen getreten zu werden. Dies zwar noch nicht im Ligamodus, aber das erste freundschaftliche Spiel gegen die Platzteiler von der SG Sundern nach fast vier Monaten Gegnerfreiheit fühlte sich wie echt an. War es ja auch! Aber sowohl verbale als auch faktische Treterei fanden nicht statt, es war intensiv jedoch zutiefst freundlich. Das Tapirrudel erschien mit 13 Aktiven, darunter Gastspieler Nils, recht dünn aber qualitativ hochwertig besetzt. Ein geringfügiger Überhang an Offensivkräften bewegte den Trainer dazu, vorne während des gesamten Spieles mehrere Wechsel zu vollziehen, damit jeder Tapir möglichst viel Spielzeit bekommen sollte.
Es ging zunächst zartfühlend abtastend los, doch nach spätestens fünf Minuten spielten beide Teams zielstrebiger nach vorne. Die Tapire wählten gemäß ihres Humors eher die flache und kurze Variante, während es die Sunderner vermehrt mit der hohen und weiten Spieleröffnung versuchten. Und mit dieser eher rustikalen Aufbauvariante waren sie zu Beginn gefährlicher als die Tapire und drangen über ihren pfeilschnellen Elfer mehrfach gefährlich in unsere Hochsicherheitszone ein. Einmal musste das Leder nach einem vorherigen Missverständnis zwischen Phil und Abwehrtapir gar von der Linie gekratzt werden. Aber als die Tapire ab der zehnten Minute Betriebstemperatur erreichten, verstanden sie es fortan besser, die Bälle früh abzufangen und dann hurtig zu kontern. Immer wieder drangen sie über außen in den Sunderner Strafraum ein, aber die ersten vier, fünf aussichtsreichen Angriffe scheiterten alle an zu unpräzisem Zuspiel nach innen bzw. mangelnder Verwertung. Bis sich in der 16. Minute Pascal an der rechten Torauslinie durchtankte und dann in den Rücken der Abwehr fußgenau auf den sich feilbietenden Ole passte, der das Leder direkt und trocken wie Sibirien unter die Latte zum 0:1 nagelte. Knapp zwei Minuten später trug chronisches Tapirpressing dazu bei, dass sich ein Sunderner Spieler zu einen Rückpass zu seinem Torhüter genötigt sah, der ihm gar gehörig über den Schlappen rutschte und eine Nominierung zum Kacktor des Monats verdient gehabt hätte, wenn der Keeper ihn nicht noch mit einer spektakulären Flugeinlage mit der Hand um den Pfosten gelenkt hätte. Da das Regelwerk bei einem absichtlichen, wenn auch deplatzierten intendierten Rückpass das Handspiel des Torhüters untersagt, gab es nicht Ecke, sondern indirekten Freistoß am Fünfmeterraum. Pablo tippte kurz an für Tobi, der diesen direkt auf eher ungewöhnliche Weise zum 0:2 im Tor unterbrachte. Denn in solchen Situation erwartet man gemeinhin einen Schussversuch mit Vollwumms und Topspeed, Tobi hingegen wählte die Schusshärte eines flanierenden in die Jahre gekommen rheumatischen Rauhaardackels. Also nicht wirklich schnell. Die meisten von Euch frönen ja hie und da dem Kicker- oder Tischfußballspiel, daher kennt Ihr vielleicht das Phänomen des unhaltbaren, weil zu langsam geschossenen Balles. Ich fühlte mich bei dem Treffer genau daran erinnert. Mit dieser frühen Führung gewannen die Tapire an Sicherheit, drückten dem Spiel zunehmend ihre Hufe auf und ließen keine gefährlichen Situationen in der eigenen Hälfte mehr zu. Doch vorne mangelte es an der finalen Präzision und etwas Glück, um die Führung noch weiter auszubauen, obwohl sich mannigfaltig Chancen boten.
Somit gingen die Tapirchen mit zwei Törchen in die Halbzeitpause, wo sie ebenso viele Kistchen Gran Cru erwarteten. Gebracht und gesponsert von Paul und Phil, gekühlt und ungekühlt. Doch wie immer wurde nur marginal daran genippt, die Tapire wollten sich eher am Spiel als an der Pulle berauschen.
Berauschend starteten sie auf jeden Fall in die zweite Hälfte, denn bereits nach handgestoppten 38 Sekunden benetzten sie das Sunderner Tor. Vorausgegangen war ein zu kurz geratener Befreiungsschlag eines Abwehrsunderners, den Maxi abfing, sich schnell vorlegte und ihn dann perfekt in den Lauf von Nils spielte. Welcher mit Tempo, Leidenschaft am letzten Innenverteidiger vorbeigaloppierte und die Murmel trocken im rechten Eck zum 0:3 hinterlegte. Dieser Treffer schien den Gegner zu motivieren, denn alsbald kam er dem Tapirtor näher und näher … und traf. Nee, stimmt nicht, denn Ole erledigte das für den Gegner. Ein Sunderaner führte einen Freistoß von der rechten Seite flach und scharf in den Tapirstrafraum aus, den Ole mit einer langen Schlittergrätsche platzierte im linken Eck zum 1:3 unterbrachte. Und nur fünf Minuten später machten sie das Spiel direkt wieder scharf mit dem Anschlusstreffer. Dieser entsprang eines Angriffs über die rechte Seite, der in die Mitte gepasst wurde und weil zwei Abwehrtapire im Infight kollidierten und darnieder sanken, war da auf einmal eine ziemlich große Lücke vor dem Tor, durch die ein Sunderner das Spielgerät links hoch gen Winkel zum 2:3 drosch. Doch die Tapire wurden nach diesem Tor wieder griffiger, gewährten fortan keine direkte oder indirekte Schützenhilfe mehr und näherten sich wieder gefährlicher den Sunderner Tor an, weil sie wieder richtig Druck auf die Abwehr machten und diese sich bisweilen in der Not des rausgedroschenen Balles bediente, den die Tapire abfingen und schnell wieder nach vorne brachten. So in der 62. Minute, als Pascal einen solchen sich pflückte und sauber in den Lauf des zentral startenden Nils servierte, der auf die beiden Innenverteidiger zulief. Hier zeigte sich, warum Nils knapp davor war, in Ungarn ein Fußballstar zu werden: Zunächst schüttelte er im Tempo die beiden Verteidiger mit zwei Körpertäuschungen ein wenig durch, zog nach links, täuschte ein Überlaufen an, bremste scharf und zog nach innen. Dort traf er nun auf den dritten Verteidiger, welchen er auf den vierten mitzog, um den Ball dann zwischen den beiden hindurch zu lupfen und ihn dann frei vor dem Torwart abgeklärt ins rechte Eck zum 2:4 schob. Vier Minuten später war Nils Assistgeber auf recht einfache Weise, indem er einen erneut zu kurz geratenen Spielaufbau von Sundern per Kopf abfing und direkt auf Ole weiterleitete, der linksseitig vor den Strafraum herumlungerte (lungerte, weil er in diesem Moment nach 66minütigem Auf- und Ablaufen mit Nils die Position tauschte, um etwas auszuschnaufen). Doch daraus wurde nichts, weil Nils ihn direkt wieder beschäftigte. Indem er Ole den Ball per Kopf kurz vor dem Strafraum linksseitig servierte, den Ole unerschöpft wirkend in einer seiner ihm typischen flüssigen und einfach aussehenden, technisch feinen Direktmitnahme sich nach innen vorlegte und aus ca. 18 Metern flach rechts unhaltbar im Tor zum 2:5 unterbrachte. Doch der Wille der Sunderner war dadurch nicht gebrochen, denn nur drei Minuten später verkürzten sie auf 3:5. Ähnlich wie Nils, nur nicht so schön hatte der schnelle und bewegliche 11er des Gegners drei Tapire auf der linken Seite genatzt, um den Ball in einer formschönen Bogenlampe ins lange Eck zu drapieren, unhaltbar für Phil. Doch die Tapire schienen an diesem Abend keine Gelüste auf ein Herzschlagfinale zu haben und offenbarten nach erneuten Wechseln in der Offensive, dass diese einen gewissen Torhunger zu sättigen gedachte. Was in der 74. Minute abermals gelang, diesmal setzte sich Tobi über rechts durch und flankte nach innen, wo Paul goldrichtig einlief und die Kunstlederblase mit rechts ins lange Eck zum 3:6 zirkelte. Aber wie im Film „Jede Menge Kohle“ dachten sich die Tapire „Satt kenn ich nicht. Entweder ich hab Hunger oder mir ist schlecht.“ Und schossen noch ein Tor, welches in der Entwicklung entweder aus einem Triple- oder zumindest einem Doppel-Doppelpass zwischen Tobi und Nils entstand, bei dem final Tobi vor dem Torwart uneigennützig quer zu Nils legte, welcher aus Nahdistanz den Ball mit seinem dritten Treffer zum Endstand von 3:7 einschob.
Ein verdienter Sieg, der für den Spielverlauf vielleicht ein oder zwei Tore zu hoch ausfiel. Obwohl? Die Tapire waren schon verdammt griffig, zweikampfstärker und deutlich häufiger in des Gegners Hälfte als andersrum. Darauf reimt sich seisdrum, die Atmosphähre vermittelte dezent das Gefühl von Liga-Realität, ein langsames Heraustasten aus der viel zu lange und wohl noch viel länger anhaltenden Sozialquarantäne. Kurzum, schee war's! (österreischisch für „es war schön“).
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Kommentare
Ich habe diese Berichte sehr vermisst,
danke Trainer! :-)
Foto...
...isch da...
jesus Ole Christus
Was für ein Blick