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FC Porno Villa – Eintracht Prügel 3:7 (1:2)

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Gespeichert von trainer am/um 29. März 2020 - 23:15

Tim und Gumppi sorgten zwar für drei Treffer, aber wie Tims Gesicht zu entnehmen ist, waren das beileibe nicht genug, um ein freudiges Gefühl aus diesem Spiel mitzunehmen.

 

Saisonauftakt 2020, die Beleuchtung im Stadion an der Anglecastle Lane flutete wieder hell aus allen Lampen, als Gegner gab es Liga-Frischfleisch, doch Anfangseuphorie war dem Anmeldewesen der Tapire zum Ligastart nicht anzumerken. Aus mannigfaltigen Gründen (u.a. VfL Bochum Heimspiel) brachte des Tapirrudel minimalistisch eine komplette Mannschaft zusammen, also deren 11. Der Trainer trug deshalb Spielbekleidung unter seiner zivilen Kluft, in der er zu verharren wünschte und nässte sich bereits zwanzig Minuten vor Spielbeginn ein wenig ein, als Björn ihm offenbarte, dass er aufgrund von Rückenpein vielleicht gar nicht spielen könne. Aber Björn lief den Schmerz im Aufwärmen raus und hielt bis zum Ende durch. Wie auch alle anderen Tapire, wodurch der Trainer nicht aufs Geläuf musste und somit von der Peinlichkeit verschont blieb, seinen Einnässfleck und sein laufarmes Spiel allen zu präsentieren. Der Fleck wurde glücklicherweise durch klassisches westfälisches Fußballwinterwetter (Seitenwind + Regen) schnell verdünnt und rausgewaschen, doch für den Trainer war es ein neues Erlebnis insofern, als dass er ohne Zuschauer, zuguckende Verletzte oder Auswechselspieler sich zum ersten Mal seit Äonen einsam in und um die Coaching-Zone befand. Er überbrückte die meiste Zeit mit sinnlosen Fachselbstgesprächen. Zuvor galt es, das sich selbst aufstellende Rudel in eine Form zu bringen, was bei 11 Tapiren generell einfach war, nur auf der Innenverteidigerposition fehlte ein Tapir mit größerer Erfahrung auf diesem Gebiet. Martin bot sich freiwillig dafür an und er machte wie sein erfahrener Kollege Sven eigentlich ein gutes und sicheres Spiel trotz der 7 Gegentore. Was bei dieser nicht unbeträchtlichen Trefferzahl zugegebenermaßen etwas unglaubhaft wirkt, doch im Laufe des folgenden Spielberichtes hoffentlich klarer wird. Schuld war und ist immer der Gegner.

Das Spiel begann mit lauernden Tapiren, die im Mittelfeld schnell Hoheit gewannen und hurtig nach vorne spielten. Immer wieder außen über Mo, der Gegenspieler natzte oder überlief, aber seine Flanken oder Pässe fanden in der ersten Viertelstunde keine geeignete Verwertung oder ließen Präzision vermissen. Die Eintracht hingegen hatte bis dato zwei, drei halb gefährliche Chancen, die von den Tapiren souverän geklärt wurden. Mein erster Eindruck der neuen Mannschaft war: Nicht schlecht, aber auch nicht besonders gut. Sowohl über außen als auch zentral agierten die Tapire sicherer und abgeklärter, jedoch hatte der Gegner einen furchtbar schnellen, quirligen und dribbelstarken Mittelfeldspieler in seinen Reihen, der auch Assistgeber des 0:1 war. Mit einem unspektakulären Querpass in der 16. Minute, den ein Kollege mit einem ordentlich Strahl aus 25 Metern den linken Innenpfosten noch leicht touchierend ins Netz prügelte. Die Tapire legten postwendend ein Schüppchen Intensität drauf und hatten zwei delikate Konter, die jeweils im finalen Abschluss geblockt wurden. Die Verteidigung der Eintracht spielte in dieser Phase einige Male auf Abseits, was nicht wirklich gut klappte, so auch in der 23. Minute. Robin, startete über rechts durch und bekam den Ball in seinen Lauf geflankt und im ersten Moment sah es so aus, als stünde er einen halben Tagesritt im Abseits. Aber der auf der gegenüberliegenden Seite tiefhängende rechte Außenverteidiger hebelte dieses deutlich unter dem abseitsgeschulten Blick von Schiri Jürgen aus 30 Metern Entfernung aus und Robin zog zur Grundlinie durch und passte dann fußgenau auf Tim, der aus 10 Metern das Spielgerät ohne Charme mittig hoch in die Maschen zum verdienten 1:1 semmelte. Nun sah es so aus, als würden die Tapire ihr Rüsselchen empor recken, denn sie drückten und flankten und passten und ließen kaum etwas zu, jedoch ohne Kapital daraus zu schlagen. Demgegenüber machte es die Eintracht erfolgreicher, einmal mehr fest und präzise unter Zuhilfenahme des Innenpfostens, in der 38. Minute aus 20 Metern über links an die linke vertikale Aluminiumstange und rein zum 1:2. Dann war Pause.

Völlig unbecrut, der Trainer hatte in der Hektik vor dem Spiel sogar seinen persönlichen Geheimvorrat im Kühlschrank vergessen. Das dadurch nichts sinnvolles an Ansprache für die zweite Hälfte herauskommen konnte, ist logisch. Wechsel waren unerwünscht, denn die Mannschaft wäre deutlich geschwächt worden, da als einzige Option ja nur der Trainer übrig war. Daher mussten alle durchhalten und taten das auch artig.

Der Start in Halbzeit zwei misslang ein wenig. Nach unspektakulärem Anfangsgeplänkel gab es in der 48. Minute eine Ecke für Prügel. Der Ausführende brachte sie scharf mit Schnitt direkt aufs Tor. Phil sah den Braten fliegen, positionierte sich richtig, sprang ein und fischte ihn nahe des kurzen Pfostens beidhändig, aber dem glitschigen, nassen Ding gelang es, durch seine Greifwerkzeuge in den Fünfmeterraum hindurch zu flutschen. Wo zwei Defensivtapire sofort zur Stelle waren, aber deren Klärungsversuch geriet insofern ein wenig slapstickreif, als dass der eine Tapir dem anderen ins Gesicht schoss, wodurch der Ball einem Prügel vor die Füße fiel und dieser aus zwei Metern das Spielgerät in spitzem Winkel zum 1:3 unter die Latte knallte. In der 53. Minute kam Rebecca. Nicht ins Spiel, aber an die Bank und erlöste den Trainer aus seiner Einsamkeit. Und mit ihrem Erscheinen zogen die Tapire sich den wahrlich verdienten Anschlusstreffer durch Gumppi. In der Vorbereitung wurde Pablo rechts steil geschickt, der flach auf Gumppi zurückpasste, welcher die Pille mit scharfem Einlaufen aus etwa 9 Metern in den Winkel zum 2:3 ins Netz einführte. Ich bat Rebecca, noch einmal rauszugehen und wieder reinzukommen, damit wir vielleicht die spontane Effizienzsteigerung der Tapire durch die Erscheinung eines attraktiven Wesens mit Menstruationshintergrund wiederholen könnten. Doch bevor sie sich auf den Weg machen konnte, gab es einen Freistoß für die Eintracht, drei Meter vor der Strafraumkante. Wir beide sahen gebannt zu und wurden Zeuge eines erneuten Aluminium touchierenden Einschlages, ca. 40 cm neben dem linken Winkel an die Unterkante der Latte und von dort ins Tor zum 2:4. Während ich darauffolgend mit Rebecca darüber diskutierte, ob es jetzt sinnstiftend wäre, wenn sie noch einmal das Stadion betrete, durften wir dem drei Minuten später folgenden 2:5 beiwohnen. Der rechte offensive Prügler zog in einem robbenartigen Move nach innen und verpflanzte den Ball auf Höhe des 16ers mit einem satten und wie gewohnt äußerst platzierten Schuss gegen den Innenpfosten ins kurze Eck und dann rein. Postwendend versuchte der Trainer, sanften psychologischen Druck auf Rebecca aufbauen, damit sie das bereits diskutierte Raus-Rein-Spiel exerzieren würde, allein, um nichts unversucht zu lassen. Doch bevor er seinen dafür brillant zurechtgelegten Rhetorikplan anwenden konnte, führte Gumppi zwei Minuten später diesen ad absurdum. Durch höchst aggressives Pressingverhalten der zentralen Sturmtapire Pablo und Robin brachte sich die Prügel-Abwehr bei dem Versuch, einen geordneten Spielaufbau hinzubekommen durch ungenügendes Passspiel immer mehr selbst in die Bretagne, bis Gumppi den in letzter Not angespielten rechten Außenverteidiger stellte, ihm fachmännisch das Spielgerät fünf Meter vor der Eckfahne (in Breite wie Tiefe) abnahm und damit aus spitzem Winkel auf den entgegenkommenden, sich breitmachenden Keeper galoppierte. Gumppi verzögerte in bester Ribery-Manier, wartete bis zum vorletzten Augenblick und setze dann einen schnittigen Lupfer über den Torwart zum 3:5 ins Netz. Dadurch keimte ein wenig Hoffnung auf, die jedoch nur 6 Minuten Stand hielt, bis das partiel demotivierende 3:6 fiel. Dessen Zustandekommen kann ich hier nicht weiter dokumentieren, da ich sitzend beim Notieren der in den letzten Minuten gefallenen Tore ein wenig abgelenkt war und mir Rebecca, in meiner Sichtachse stehend, im letzten Moment die direkte Sicht aufs Geschehen nahm. Ich sah den Ball nur im Netz landen, ob er wie üblich vorher einen Pfosten berührt hatte, vermag ich nicht bezeugen. Damit erstarben zwar nicht die Bemühungen der Tapire, aber der Glaube an ein Wunder war ihnen nicht mehr anzumerken, sodass eine spannende Crunch Time ausblieb und es bis zur 78. Minute satte zwölf Minuten keine nennenswerten Szenen gab. Doch kurz bevor Schiri Jürgen das korrekt mit Hemden inne Hose begonnene Spiel beendete, bekamen wir noch eine letzte Tracht Prügel. Diese wurde über links eingeleitet und ins lange rechte Eck zum 3:7 finalisiert, wenn ich mich recht entsinne, sogar ohne Pfostenberührung unhaltbar in die Seite des Netzes.

Damit hatten die Tapire eine ordentliche Eintracht Prügel erlebt und bekommen, die aber wie bereits erwähnt, weder aus der besonderen Klasse des Gegners noch aus einem besonders schlechten Spiel der Tapire resultierte. Die individuelle Fehlerquote, was grobe Schnitzer angeht, war bei beiden Mannschaften ziemlich gering. Bis auf den Flutschfinger beim 1:3 hielt Phil blitzsauber und wie ebenfalls zu Beginn beschrieben, machte auch die Verteidigung der Tapire einen durchaus sattelfesten Eindruck. Der einfache Grund für die satte Debutschlappe liegt meines Erachtens darin, dass die Eintracht in diesem Spiel mehrfach von Schusskraft, -präsizion und vor allem -glück gesegnet war. Ich wage sogar zu behaupten, dass sie in ihrer Ligageschichte nie wieder ein Spiel mit 5 Aluminiumtoren machen werden. Mich erinnert das ein wenig an Anfänger in einem Tippspiel oder beim Pool-Billard: Sie wissen noch nicht so genau, was sie da tun, machen sie intuitiv verdammt gut. Schade, dass sich dieses einmalige Glück für sie gerade gegen uns entfaltete...