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Rückspiegel und Windschutzscheibe

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Gespeichert von trainer am/um 9. März 2020 - 23:53

Das Bild zu dieser trivialen Überschrifts-Metapher für Vergangenheit und Zukunft ist unvollständig, da hier eindeutig der Rückspiegel fehlt. Bitte hinzdenken!

Jenen, denen ich noch nicht persönlich zur neuen Dekade gratulieren konnte, wünsche ich hiermit schriftlich a Guts Neues, allen Tapiren und Tapirinnen mit ihren Familien, Verwandten, Freunden und Geschnetz. Mögen alle weiterhin sich bemühen, der Bürostuhlpupserei zu trotzen und ihre Körper wetterunabhängig in klimawandeligen Zeiten mit Eleganz, Freude und Intensität zu bewegen. Darüber hinaus habe ich nichts dagegen, wenn wir alle in diesem Jahr reich werden, emotionale wie intellektuelle Höhepunkte erleben und unglaublich guten Sex haben. Außerdem möchte ich, dass der FC Porno Villa sich endlich mal in der Region der Tabelle der zweiten Bochumer Freizeitliga wiederfindet, wo er hingehört: Knapp hinter den Aufstiegsplätzen!

Zwar nicht genug der guten Wünsche, davon kann es nie genug geben, aber in diesem Text soll es vor allem um die Betrachtung des gesamtheitlichen Jahres 2019 des FC Porno Villa gehen: In seiner Vielfalt, Schönheit und Größe. Denn auch wenn mein Körper immer mehr qualitative und quanitative Distanz zum intensiven aktiven Fußball gewinnt, so überströmt mich auch im Rückblick auf 2019 das alljährliche Glücksgefühl und lässt die alten Gebeine vor Freude wackeln. Ich war Zeuge und Mitwirkender unzähliger Kacktore, vieler schöner Tore, mindestens ebenso vieler kollektiver Torkrepierer, Sonnenständen, die Spieler und vor allem Torhüter spontan erblinden ließen, 3 Grad kaltem Regen, der ebenso quer kam, Kampf, Krampf und Kunst am Ball, Slapstick und friendly Eier-fire nebst vielen Momenten, wo das Bällchen lief oder in der umliegenden Flora verschwand. Am Ende waren alle meist zufrieden, manchmal glücklich und fast immer erschöpft. Da die Tapire empirisch gewachsen den Spielrhythmus Do, So, Mo auszuüben pflegen und es nicht unter 80 Minuten machen, ergibt das unter Abzug von Ausfällen (Do ca. 5, So. ca. 3, Mo. ca. 20 Spiele) für das Jahr 2019 knapp 130 Spiele mit mehr als 10000 Spielminuten. Gemeinhin ein zeitintensives Freizeitangebot, das sich dank Euch und vielen anderen Spielern immer unterhaltsam, locker und geschmeidig anfühlte (in der Freizeitliga manchmal nicht ganz so) und vor allem fast immer ordentlich besucht war. Vor allem war aber 2019 in der Gesamtbetrachtung ein ziemlich verletzungsarmes Jahr, ohne Mittelgesichtsbruch, Penisruptur oder Kreuzbandriss. Gesegnet sei daher die rituell vergrabene Wurst der Verletzungsfreiheit. Der in meiner Erinnerung böseste Sportunfall war eine Bänder-Dehnung oder -Riss am rechten Sprunggelenk von Sven, den er sich durch schubserbedingtes unsanftes Landen nach Kopfball im ersten Drittel der Freizeitligasaison zuzog und die ihn für den Rest der Hinrunde auf die Zuschauerplätze katapultierte. Gepaart mit der aus 2018 mitgenommenen Leistenproblematik von Tim, der dadurch ebenso fast die gesamte Hinrunde ausfiel, waren die Tapire lange Zeit peltzerlos und mussten diese beiden Balleroberungsmonster ersetzen. Aber die Tapire wären keine Unpaarhufer, wenn sie diesen Ausfall nicht mit geballter Rudelstärke in unterschiedlichsten Konstellationen kompensiert hätten, sehr hilfreich war zu dieser Zeit das regelmäßige Erscheinen von Mirko, der sich in der Rückrunde leider gar nicht mehr blicken ließ. Außerdem war das Ligatapirjahr geprägt von einem nicht neuen, aber unerwarteten Wechselspiel im Torwartgefüge des FC Porno Villa. Paul hatte sich am Ende der vergangenen Saison vom Hüter-Praktikanten zum Auszubildenden gemausert und startete höchst motiviert 2019 in sein Gesellenjahr. Doch leider zog er sich über die Saison hinweg bei Rundflügen im Gebälk zweimal die gleiche Schulterverletzung zu, so dass er nicht zur Meisterprüfung zugelassen wurde und wieder zurück in die Abteilung Offensive versetzt wurde. Marci, schöner als vor seinem Mittelgesichtsbruch, hatte sich für 2019 mit dem Trainer darauf geeinigt, als Ausbildungsleiter und Reservekeeper zur Verfügung zu stehen, was er auch mehrere Male tun musste, bisweilen mit furchteinflößender Gesichtsmaske, mit der er sogar ein Eigentor erzielte. Durch den vakanten Posten des Haupttorhüters durchlief der im vergangenen Jahr ebenfalls als Gebälk-Praktikant ausgebildete Phil die Metamorphose zum Stammkeeper und wurde von Spiel zu Spiel sattelfester. Auch Alex durfte einmal zwischen die Pfosten, zur Quote der jeweiligen Keeper kommen wir gleich im Statistikteil.

Gesamtsaisonal betrachtet gab es 2019 nicht das klassische Hinrunde hui, Rückrunde pfui, sondern eher ein Hinrunde passt, Rückrunde geht so. In Zahlen ausgedrückt sah es folgendermaßen aus:

Hinrunde: 5 Siege – 0 Unentschieden – 6 Niederlagen - 15 Punkte – 24:31 Tore – 7. Platz

Rückrunde: 3 Siege – 3 Unentschieden – 5 Niederlagen – 12 Punkte – 22:23 Tore – 9. Platz

Total: 8 Siege – 3 Unentschieden – 11 Niederlagen – 27 Punkte – 46:54 Tore – 9. Platz

In der Hinrunde schenkten wir aufgrund einer von uns getätigten Absage ein Spiel klaglos her und wir wurden von den zwei Aufsteigern Ultras und EFG mit 1:7 und 1:6 durchgebimst, ansonsten war die Devise: „Unentschieden sind was für Ponykrauler!“ In der Rückrunde waren wir durchwegs vollzählig und verzeichneten eine Niederlage aber auch zwei Siege weniger und beherrschten auf einmal auch das Remis. Für Tapirverhältnisse eine verdammt ausgeglichene Saison, auch was die Anmeldeanzahl anging. Im letzten Drittel gab es die ein oder andere Delle im Anmeldewesen und häufig ein montägliches Wechselspiel der Charaktere, was dem Trainer immer wieder neue spannende Aufstellvarianten abforderte. Klappte mal besser, mal weniger. Ich glaube, ich habe bisher in jedem Jahresrückblick, durch die subjektive Brille betrachtet, behauptet, dass die Tapire immer ihren Gegner ebenbürtig oder überlegen waren, aber viel zu wenig daraus machten. Diese Saison behaupte ich mit voller Inbrunst, dass das absolut wahr war (welch phonetische Doppel-Doppelung)! In den Partien, die ich beobachten und coachen durfte, war das gesamte Spiel von spielerisch eher von Tapir-Dominanz geprägt, aber nicht selten machten wir es uns vor dem gegnerischen Tor selber schwer, indem wir uns dort zu kompliziert anstellten und den Ball reinzutragen versuchten. Darüber hinaus, so mein subjektiver Eindruck, bekamen wir ziemlich viele Sonntagsschüsse ins Tor, feuerten hingegen selbst meist Montagsschüsse daneben. Deswegen wurde und wird in allen Trainingseinheiten nun ein Fokus auf Abschlüsse unter Berücksichtigung sonntäglicher Flugkurven gelegt. Mal sehen, ob es Früchte trägt, auf jeden Fall gab es in 2019 keinen Tapir, der eine zweistellige Anzahl an Treffern für sich verbuchen konnte. Doch die geringere Tiefe an Tapirtorschützen wurde durch eine größere Breite kompensiert. Da die Tapire zutiefst pazifistisch eingestellt sind, gibt es bei ihnen nicht die Torjägerkanone, sondern die goldene Wattebauschschleuder. Diese gebührt erneut Pablo, wie in den zwei Jahren zuvor. Ein astreiner Torschützen-Hattrick, ich denke, ich muss demnächst mal eine Trophäe für ihn basteln. Leider ist es aufgrund fehlender Informationen hier nicht möglich, eine exakte Bestimmung der Torschützen festzumachen, da ich beim Heimspiel gegen Wattenscheid United im Juli  nicht präsent war und der zweite Treffer der Tapire nicht dokumentiert wurde. Deshalb haben die in folgender Liste genannten Hauptverdächtigen Pablo und Mo jeweils einen halben Treffer zugeordnet bekommen:

Pablo 8,5 – Mirko 6 – Tim 5 – Robin 4 – Mo 3,5 – Ole 3 – Björn 2 – Aaron 2 – Paul 2 – Schmiddi 2 – Elias 1 – Joscha 1 – Martin 1 – Monils 1 – Sven 1 – Maxi 1 – Gumppi 1 – Eigentor 1.

Neben der golden Wattebausschleuder werde ich demnächst auch den goldenen Handschuh der Unüberwindbarkeit für Torhüter einführen. Diesmal hat der schlechteste Torhüter der letzten Saison eindeutig das Rennen gemacht:

Marci 4 Spiele – 7 Gegentreffer – Quote 1,75

Alex 1 Spiel – 2 Gegentreffer – Quote 2,0

Grüner Tisch – 1 Spiel – 2 Gegentreffer – Quote 2,0

Phil 8 Spiele – 18 Gegentreffer – Quote 2,25

Paul 8 Spiele – 25 Gegentreffer – Quote 3,12

Sicher hatte jeder Hüter mal ein Patzerchen oder einen Patzer dabei, aber, wer das nicht in anderer Position im Spiel macht, werfe den ersten Hinkelstein. Und ein Torwartpatzer wird meist härter bestraft als grobe Schnitzer draußen auf dem Feld. Allerdings haben auch alle Keeper erinnerungswürdige Momente hinterlassen, wie Marcis Pantherliniengrätsche gegen Sundern, Alex' Lufthoheit im Spiel gegen die Ackerfreunde, Pauls beinahe Unüberwindbarkeit gegen die Ultras oder wie Phil den Tapiren gegen Oblomow in den Schlussminuten den Arsch rettete. Für Paul tut es mir besonders leid, weil er högscht motiviert die Torwartrolle annahm und von Spiel zu Spiel sicherer wirkte, aber leider hat seine Schulter Probleme mit gewissen Landungen, daher hat er seine Torwartkarriere aktuell an den Nagel gehängt zu haben und verdingt sich jetzt wieder auf dem freien Felde. In seine Handschuhe schlüpfte Phil, der ebenso wie Paul bei Null, was die Torwartausbildung angeht, startete. Den ein oder anderen Cent Lehrgeld musste er dabei zahlen, aber schnell zeigte sich, dass er keine Hemmungen hat, seinen Körper in Nahtoderfahrungen zu schicken und auf Befehl hinzufallen. Er wurde und wird von Spiel zu Spiel besser und da das Fliegen momentan seinen beruflichen Werdegang bestimmt, wird er aller Voraussicht nach in zwei Jahren Bälle mit einem Looping aus dem Winkel fischen. Auf jeden Fall ergebensten Dank an alle, die sich ganz hinten in der Aufstellung der Tapirkohorte freiwillig einreihten. Und natürlich auch allen Tapiren, die sich davor flankierten und sich lustvoll und bereitwillig Tritten, Schlägen, Schubsern und Verbalinjurien hingaben, aus Knie, Nasen und anderen Körperteilen bluteten und trotzdem selbiges nicht mit gleicher Münze heimzahlten, sondern dafür sorgten, dass das geistige und körperliche Niveau aller Spiele keinen Geschmacks-Limbo machte.

Ich bin mir sicher, dass wir auch die Saison 2020 auf einem Spitzenplatz der Freizeitliga landen werden, was Fairness und verbales Niveau angeht. Was sich spielerisch zeigen wird, bleibt abzuwarten. Aber auch hier sind die Prognosen gut, da wir mit Tobias und Enrico zwei Neuerwerbungen haben, die ordentlich Tempo und Technik mitbringen und die Tapire offensiv voranbringen dürften. Somit blicke ich wohlgesonnen und besten Mutes ins Jahr 2020, was das Tapirspiel der Freizeitliga angeht.

Allerdings muss ich eine Neuerung ankündigen, was das monetäre angeht: Denn da wir 2019 ohne besondere Nebenausgaben finanziell verdammt auf Kante genäht waren und der Schiedsrichterobolus von 13 auf 15 Euro pro Spiel gestiegen ist, beschließt das Präsidium des FC Porno Villa, den Jahresbeitrag von 30 auf 40 € zu erhöhen. Dann können wir uns bald mal neue Bälle, Leibchen und Hüddsche und Pallbumben und anderen Quatsch wie Eisspray und einen ordentlichen Medizinkoffer zulegen. Ich hoffe, diese Summe ist für ein Jahr mit vielen Möglichkeiten für Spiel, Spaß und Spannung noch sozialverträglich.

Was die Tapire weiterhin vermissen lassen, ist der Zug zur Kiste. Der Mannschafts-Grand-Cru ist ein scheues Objekt am Spielfeldrand der Tapire geworden. Er ward zwar manchmal noch gesehen, aber häufig blieb er seinem angestammten Revier, der Auswechselbank, fern und man fragte sich, warum keiner eine Kiste aus einem Getränkemarkt befreit hatte. Denn was die wenigsten wissen: Bierhaltung in Getränkemärkten ist reine Bierquälerei! Bei schrecklichem Neonlicht unter ständigem Kohlensäuredruck auf engstem Raum zusammengepfercht mit unsympathischen Kölner und Düsseldorfer Kollegen warten tausende Crus auf ihre Erlösung, dem Plöppen und der Mundung einer durstigen Kehle. Und keine Kehle ist durstiger als die eines Fußballspielers nach 80 Minuten Freizeitliga oder eines Trainers bei der Begutachtung des Ganzen. Deshalb macht alle mit bei der Befreiung leckerer Biersorten aus diesen Lagern der nicht artgerechten Massenbierhaltung. Tut dies vor allem am Montag und bringt es an den Platz, wo es immer hinwollte und seiner Bestimmung und Erfüllung in den Mündern durstiger Tapire nachgehen kann. Habt ein Herz für Biere!

Außerdem wünsche ich mir von Euch verstärktes Engagement im Bilderwesen. Füttert unsere Webseite und damit auch den alljährlichen Pornokalender mit Fotos von Euch im Trikot, in Casual- Tapirkleidung oder mit Aufklebern angepinnt vor berühmten oder weniger bekannten Sehenswürdigkeiten und ladet diese auf unserer Homepage hoch. Damit Ihr auch in hübschen Tapirkleidern unterwegs seid, werde ich 2020 auch wieder eine neue Kollektion anbieten.

Auch ein Jahresrückblick bzw. eine Vorschau auf die kommende Saison sollte mal aufhören, deshalb verbleibe ich mit den bereits anfangs erwähnten besten Wünschen an Euch. Bleibt verletzungsfrei und sorgenlos. Und wenn wir besser spielen und trotzdem verlieren, bauen wir uns daran auf, dass wir besser waren...

 

Kommentare

Trainer! für Deine Berichte, und die Zeit, die Du uns opferst. Geloben wir alle Bessserung was den Transfer von Geld und Bildern anbelangt.

"Andere Leute haben rote und weiße Blutkörperchen, ich habe lauter kleine Fußbällchen im Blut." - Klaus Toppmöller

wie eh und je! Vor allem das Herz für Biere sollte wirklich wärmer werden