Vier Tapire bei zwei Torschützen? Paul (an den Tentakeln zu erkennen) durfte aufs Bild, weil er klasse hielt, Björn erschummelte mit einer Bananenflanke den Ausgleich zum 1:1 und Mirko blickt viel zu ernst für einen Siegtorerzieler in vorletzter Minute. Robin untermalt im Hintergrund die Szenerie mit angemessenem Sieges-Posing.
Erneut bedeckte nur eine mitteldünne Schabracke den Tapirkorpus im Auswärtsspiel gegen den LFC Werne. Diffizil daran war vor allem, dass mit Domme nur ein klassischer Innenverteidiger anwesend war, alle anderen Tapire vor Ort verfügten über keinerlei Erfahrung auf dieser Position, zumindest was den Ligabetrieb angeht. Der Trainer musste also improvisieren und setzte bei seiner Auswahl klassische Innenverteidiger-Maßstäbe und -Tugenden an: Körpergröße, Robustheit, Kopfball- und Stellungsspiel, Geschwindigkeit und Ball weit wegwemsen können. Unter diesen Kriterien fiel die Wahl auf Mo und, soviel sei vorab verraten, Mo machte seine Sache exzellent, nicht zuletzt aufgrund seiner Haarfarbe hatte man den Eindruck, da bewege sich ein äußerst flexibler routinierter schottischer Abwehrfels.
Außerdem stand erneut Erfolgskrake Paul im Gebälk der Tapire, somit war ein Sieg quasi vorprogrammiert, es ging nur noch um die Höhe. Nach kurzem Abgefummel legten die Tapire gleich mal einen flotten Huf auf die Asche und setzten durch Gumppi mit einem satten Schuss ins rechte Eck eine Duftmarke, die aber durch Wernes Keeper Theo mit einer von ihm selten gesehenen Flugeinlage von der Linie gepustet wurde. Kurz darauf parierte er mit Parabelflug einen Schuss von Ole, so dass sich der Verdacht nährte, der Mann sei gedopt. Eine nach dem Spiel von mir versteckt unter der Dusche entnommene Haar- und Urinprobe von Theo zeigten jedoch keinerlei Anzeichen von Doping. Nach 19 Minuten diffundierte der Ball zum ersten Mal durch die Tapirabwehr hindurch auf einen kreuzenden Werner Stürmer, der sich schlagartig mit dem heranglibbernden Prachtkörper von Tieflugkrake Paul konfrontiert sah, den er nicht zu überspringen vermochte und vom glitschigen Äußeren Pauls touchiert außer Tritt gebracht wurde und jäh zu Boden fiel. Kannze geben als Schiri. Werner trat an, Paul schnell links unten, Schuss aber rechts oben, 1:0. Was soll's, Spiele drehen zählt aktuell zum Normalprogramm der Tapire, also galt es, den Rüssel kurz zu schlonkern und weiterzumachen. Was ordentlich klappte, aber nur zu einer halben Seite an vergebenen Torchancen führen würde, was ich Euch und mir erspare. Kommen wir deshalb direkt zum nächsten Highlight des Spiels:
Erstmals in der Saison 2019 materialisierte sich eine Kiste Grand-Cru am Spielfeldrand. Die tiefenpsychologische Wirkung dieser motivierenden Gabe durch Paul, von Maxi geographisch möglich gemacht, wurde in diesem Spiel leider wissenschaftlich nicht hinreichend analysiert. Aber direkte Wirkung zeigte das Zeug definitiv neben dem Platz, auf dem Geläuf ging es nach Einwechslung von Schmiddi für Pablo und Martin für Maxi und später noch Joscha für Moritz wieder weiter.
Und auch in der zweiten Hälfte bestellten die Tapire weiterhin nach allen Regeln der Kunst den Friedhof der vergebenen Torchancen. Was vor allem daran lag, dass Werne in der zweiten Hälfte auf ein 5-4-1 umstellte, also klassisch den Bus im Strafraum parkte und die Tapire selbst bei schnellen Balleroberungen chronisch in Unterzahlsituation waren. So verfingen sie sich durchweg in der vielbeinigen Abwehr, was durchkam, entsorgte Theo. Doch in der 72. Minute besorgte er es uns. Ein Torschuss von Björn aus 27 Metern von links außen, der vermutlich eher der Kategorie „abgerutschte Flanke“ zuzuordnen war, flog in hohem Bogen aufs Tor und hätte sich auch zentral in selbiges hinein gesenkt, aber Theo stand richtig, sprang zum richtigen Zeitpunkt und ließ das Spielgerät dann allerdings in der Fangbewegung durch die Finger ins eigene Tor zum 1:1 flutschen. Die Tapire zeigten kein Mitleid und es lag irgendwie noch ein Trefferchen in der Luft, doch wo sollte es fallen? Nicht im Tapirtor, denn Paul schnellte zwei Fangarme und seine dritte harte mittlere Tentakel bei einem platzierten Schuss aus 20 Metern in den Weg und klemmte das Ding im zweiten Anlauf gar. Aber gegenüber, in Theos Gebälk rappelte es gleich darauf in der 78. Minute. Über rechts in einfachem wie präzisem Doppelpassspiel von Mirko auf Robin und wieder zurück vorgetragen, flog Mirko sodann im Vollsprint zwischen zwei Wernern hindurch mit Ball in den Strafraum, legte ihn sich einmal vor und vollendete stramm flach ins kurze Eck zum 1:2. Die Tapire setzten nun alles auf Verteidigung und Zeitspiel, der Trainer nahm mit blasphemischen Akt in der ersten Minute der Nachspielzeit gar Robin aus Zeitverzögerungsgründen runter, aber der Schiri pfiff erst ab, als ich ihm mitteilte, dass wir schon vier Minuten über der Zeit wären, vermutlich war er im Eifer des Gefechts auf die handelsüblichen 45 Minuten eingestellt. Die Erleichterung und das Glücksgefühl nach dem schwer errungenen, späten Sieg sorgten unter Mitwirkung des wohltemperierten Gebindes Grand-Cru für Endorphin-Ausschüttungen, die vermutlich ein komplettes Rudel glücklich einschlummern ließen.
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