Keine Tore, keine Torte
Wieder einmal ging es auf die große, weite und holperige Prärie auf dem Esch in einer Herde von insgesamt 16 Tapiren. Der Gegner Team United Soccer Association hatte uns in der Vergangenheit immer wieder gefordert, vergangene Saison gewannen wir in der Hinrunde 3:0 und verloren das Rückspiel mit 2:4.
Verhalten ging es diesmal los, weil die Wege bis zu einer Abschlusschance so enorm weit waren und beide Mannschaften hinten sattelfest standen. Beide zeigten sich auch geduldig und souverän im Aufbauspiel, so dass der Ball vorwiegend im Mittelfeld ständig den Besitzer wechselte. Die Tapire verbuchten in der 14. Minute die erste nennenswerte Chance, als sich Aaron über rechts durchgesetzt hatte und flach zentral auf den heranpirschenden Pablo passte, der aus acht Metern knapp über die Latte schoss. Das wär's gewesen, war's aber nicht. Auf der Gegenseite gab es eine ähnliche Chance, die ging aber über den Fangzaun. Ebenso der dafür ins Spiel geworfene Tapirball fünfzehn Minuten später bei einer Eckabwehraktion. Der Trainer war fortan nicht mehr Augenzeuge des Spiels, weil er in den folgenden 10 Minuten bei der Suche nach dem Ball in der fies stacheligen 20qm Brombeerhecke hinter dem Fangzaun die Passionsspiele Christi reinszenierte. Gott sei Dank besser bekleidet als der Heiland damals, so dass er nur wenige körperliche, aber unzählige Textilgeiselungen über sich ergehen lassen musste. Er fand den eigenen Ball zwar nicht mehr wieder, dafür aber einen anderen, der sich als halbwegs okay offenbarte. Mit dem Halbzeitpfiff trat er aus dem Gehölz hervor und sah aus wie ein putziger kleiner Igel, dem die Stachel verkehrt herum gewachsen waren. Jedoch hatte er während seines Martyriums aufgrund der Geräuschkulisse hinter ihm aber mitbekommen, dass die letzten zehn Minuten vermehrt vor dem Tapirgehäuse stattgefunden hatten, dank Verteidigung, Glück und Marci aber folgenlos blieben.
Auf dem Weg zurück zur Mannschaft entfernte der Trainer 1848 Dornen aus seinem Leib und Gewand und führte trotz schlechter Erfahrungen beim letzten Spiel einen basisdemokratischen Fünffachwechsel durch. Phil für Björn, Sven für Joscha, Moritz für Dominik, Mo für Aaron und Matthias für Paul. Mit den Wechseln kam mit dem ausgeschlafenen Stephan ein gut gekühltes Gebinde Grand-Cru, das er dankenswerterweise für den Trainer besorgte hatte, der damit seinen 48. Geburtstag ziemlich verspätet lukullisch aufm Platz nachzuzelebrieren gedachte.
Das Team Vereinigte Fußball Gemeinschaft wechselte zwar nur drei Mal, dafür aber einen Stürmer ein, der ebenso wie der von Anfang an spielende 6er des Gegners eine enorme fußballerische Klasse offenbarte. Wie kolportiert wurde, spielen die beiden in der Westfalenliga. Auf jeden Fall erhöhte vor allem der eingewechselte US-Topchecker deren Offensiv-Credit-Points ungemein. In der 55. Minute eroberte er über rechts das Leder in der Tapirhälfte, dribbelte sich an der Torauslinie an zwei Tapiren vorbei und flankte flach scharf und fußgerecht zu einem Mitspieler im Rückraum, der aus kurzer Distanz unhaltbar zum 1:0 einnetzte. Die Tapire hielten vorher und nachher dagegen und das auch mit immer wieder aufkeimender Gefahr, die es aber letztlich nicht zur Torinvasion brachte. Die gefährlichste tapirliche Tor-Annäherung der spektakulären Art in der 67. Minute darf in diesem Spielbericht natürlich nicht fehlen: Matthias rannte mit Ball versehen an der linken Seitenlinie etwa in der Mitte der gegnerischen Hälfte entlang und sendete dann per Luftpost einen Schuss aus grob geschätzt 43,89 Metern an den Einschlagsort, den rechten Innenpfosten ab. Von dort sprang der Ball leider nicht ins Tor, sondern zurück, wo ihn der Keeper aufnehmen konnte. Wir diskutierten später, wie viele Zentimeter bis zum Glück fehlten und kam auf einen Wert zwischen 0,97 und 12,4 Zentimetern. Oder einfacher: Arschritzenknapp, je nach Spreizung, am Ausgleichstreffer vorbei. Knapp zehn Minuten später machten die Soccerinos alles klar nach erneuter Vorbereitung des Checkerbunnies, der vor dem Sechszehner quer auf einen freien Mitspieler passte, welcher einen mittelfesten und mittelplatzierten Aufsetzer ins lange Eck absonderte. Marci hatte den Schuss antizipiert und flog katzengleich in dessen Flugbahn. Allerdings war sein Flug noch geprägt von der unendlichen Leichtigkeit seines knapp fünfmonatigen Urlaubs (plus des ersten Arbeitstages) und sein Körper besaß zu diesen Zeitpunkt noch nicht die freizeitliganötige Schwerkraft. Dadurch erlangte sein Körper erst Bodenhaftung, nachdem das Spielgerät unter ihm zum 2:0 im Netz versank. Die Aufbäumversuche der Tapire in den letzten fünf Minuten waren moderat und seien wegen minderer Gefährlichkeit verschwiegen.
Es war die erste Niederlage der Tapire im Ligabetrieb diese Saison, die trotz eines guten Aufgebotes und einer nicht schlechten, aber auch nicht besonders guten Leistung aller Tapire berechtigt war. Muss man ja auch mal anerkennen, vor allem, wenn der Gegner Spieler sein eigen nennt, die mit Kicken vermutlich gar nicht mal so wenig Geld verdienen...
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