Der emsige Mo war mit dem 1:0 leider Alleinverantwortlicher in Sachen Treffer bei den Tapiren.
"Die Saison kann endlich losgehen“, dachte sich Marci, nachdem er die ersten sechs Ligaspiele aufgrund eines fünfmonatigen Urlaubs verpasst hatte. Was ihn dazu animierte, nicht nur viel zu warme Kleidung sondern auch eine gut gekühlte Kiste Bier zum Heimplatz an der Anglecastle Lane mitzubringen. Die anderen 15 Spieltapire waren den frühsommerlichen Temperaturen angemessener bekleidet und bereiteten sich auf das Wiedersehen mit der Lokomotive Ruhr vor, die uns vor drei Monaten aus dem Pokal gekegelt hatten. Ein Gegner, gegen den wir spielerisch bei allen bisherigen Aufeinandertreffen durchaus hatten mithalten können, aber vom Ergebnis her bis auf ein Unentschieden immer die Karte zogen, auf der ein Gesäß abgebildet war.
Doch Rache ist ein Gericht, das am liebsten kalt serviert wird, dachten sich die Tapire und spitzten noch einmal die Fußballschuhe vor dem Anpfiff an, um sich dann bedingungslos in den Infight zu werfen. Wieder in gewohnter 1(Marci) -3(Niklas, Domme, Sven) -4(Björn, Tim, Joscha, Dominik)-3(Paul, Ole, Mo)-Formation mit streng offensiver Ausrichtung legten sie los, als seien sie von Prachtapirweibchen wuschig gestriegelt worden. In der 5. Minute setzte Ole einen Schuss noch gut einen Meter über den rechten Winkel, in der 9. Minute erbrachte ein Kopfball von Mo ein deutlich knapperes, wenn auch ebenso erfolgloses Ergebnis über den linken Winkel. Die Lokomotive von der Ruhr war wie gewohnt defensiv eng gestaffelt und konnten die Tapirbemühungen kurz vor dem oder beim Torabschluss erfolgreich unterbinden. Nach vorne wurden sie durchweg von den Tapiren geblitzdingst, bevor ein Ansatz von Torgefahr entsprang. Doch steter Tapirsturm brach nach gut halbstündiger Bemühungen schließlich den Bann: Nachdem Sven in der 33. Minute per Distanzschuss am gegnerischen Torhüter gescheitert war, zirkelte er nur eine Minute später aus der Mitte der Lokhälfte eine lange Flanke rechts in den Strafraum. Der linke Lokverteidiger verschätzte sich und sprang knapp unter dem Ball durch, worauf der emsige Mo hinter ihm lauerte, das Spielgerät pflückte, sich vorlegte und aus spitzem Winkel den Ball mit Schmackes ins lange Eck zum verdienten 1:0 setzte.
Damit ging es zum von Marci servierten, perfekt heruntergekühlten Gebinde Grand-Cru an der Auswechselbank, der nur ob seiner warmen Kleidung ordentlich schwitze, ansonsten hatte ihn die Tapirdefensive von intensiver Arbeit bisher abgehalten. So sollte es auch in der zweiten Hälfte mit einem Füllhorn an neuen Spielern werden. Da in den vergangenen Spielen Vier- oder Fünfachwechsel zur Halbzeit sich als probates Mittel durch extremes Wuschiglaufen gegnerischer Mannschaften mit weniger Auswechselmöglichkeiten,wie auch in diesem Spiel, gezeigt hatten, kam Pablo für Ole, Mirko für Mo, Aaron für Paul, Tobi für Joscha und Philipp für Dominik. Kenner des Teams würden behaupten, keinesfalls eine spielerische Verschlechterung.
Doch diesmal bewahrheiteten sich leider die bisherigen, mittlerweile aufgrund der letzten positiven Ergebnisse des Trainer über Bord gekippten Bedenken des Trainers ob solcher Wechselorgien. Denn es kam diesmal zunächst wirklich zu einem Bruch im Tapirspiel, die Dominanz der ersten Hälfte war weg. Auch weil der Gegner taktisch umgestellt hatte, offenbarte sich die zweite Halbzeit deutlich offener. Nachdem Marci in den ersten 10 Minuten bereits zwei Mal eingreifen und einen Schuss parieren musste, endete seine gegentorfreie Zeit in der Freizeitliga in der 53. Minute, um 21:08:34 Uhr. Nach einem ca. 20 Sekunden andauernden Gewühl und Gewusel in und um den Tapirstrafraum wurde der Ball aus kurzer Distanz unhaltbar vor ihm zum 1:1 über die Linie gemurmelt. Das Ärgernis des unnötigen Treffer ließ die Tapire zwar fortan etwas heißer laufen, aber ihr energiegeladenes Spiel blieb zerfahren, unnötige Ballverluste im Aufbauspiel luden den Gegner zu Kontern ein, die zwar immer von den Tapiren entschärft wurden, aber immer wieder für einen Neuaufbau des Spiels sorgten . So dauerte es knapp zehn Minuten bis zur nächsten registrierten richtigen Tapirchance, einer nicht artgerechten Standardsituation. Sven passte aus der Mitte der gegnerischen Hälfte Bruder Tim an der Strafraumgrenze an, der sich um seinen Gegenspieler drehte, in den Strafraum eindrang, zum Schuss ansetzte und in dessen Ausführung per gestrecktem Bein jäh gefoult wurde. Der fällige Elfmeter wurde, da der mittellauffreudige Schiri viel zu weit vom Geschehen entfernt stand, leider außerhalb des Strafraumes verlegt und so zu einem Freistoß umetikettiert. Der Torhüter postierte eine Fünfmannmauer, die ins Lehrbuch des Fußballs als „Wie baut man eine Mauer falsch auf“ eingehen konnte. Die kleinen Spieler außen, die Großen zur Mitte. Der von Verve und Schlitzohrigkeit geküsste Tapir Tobi erkannte diese ungenügende Mauerchoreografie und schlenzte das Ding präzise und gefühlvoll genau gen Winkel über die kleinen Lokomotiven. Der Torwart sah dem Ball machtlos hinterher, aber einer der Innen in der Mauer stehenden großen Verteidiger hatte den Braten gerochen und verließ sie kurz vor dem Schuss und rannte genau richtig, so dass er den Ball kurz vor dem Einschlag noch zur Seite ins Aus köpfen konnte. Die Tapire fanden immer besser zusammen und bekamen wieder mehr Druck ins Spiel. In der 74. Minute köpfte Björn eine mustergültige Flanke von Mirko schulbuchmäßig am Winkel vorbei und in der 77. Minute schoss Aaron von rechts kommend bis nach Ueckendorf hörbar an das rechte Aluminiumstangerl. Dann war Schluss, doch zunächst hatten die Tapire ungewöhnlich lange Gesichter ob des Unentschiedens, das durchaus auch die Berechtigung zum Sieg gehabt hätte. Aber kurz darauf kürzten sich die Tapirköpfe wieder und sie begannen wieder zu lächeln, denn sie wussten, sie hatten insgesamt ein ziemlich geiles Spiel abgeliefert und sich einen hochverdienten Punkt erarbeitet.
- Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden.
- Album: Unsere Torschützen
Kommentare
Jetzt auch...
...mit Toschüfo. Großen Dank an Marci, der vermutlich das Wochenende durchgegimpt hat!