Wenn keiner trifft, fotografiert man am besten die ganze Mannschaft, denn dann sieht das Torschützenfoto nicht so armselig aus. Vor allem nach dem letzten Spiel der Saison.
Die Rückrunde der Freizeitligasaison der Tapire glich ein wenig dem Marathonlauf eines Seniorenheimes, immer weniger kamen an und die, die es schafften, schleppten sich so gerade noch über die Ziellinie. Der Spielerschwund gipfelte am vorletzten Spieltag, als der Kick gegen den Roten Stern aufgrund Tapirmangels abgesagt werden musste. Zum finalen Aufgalopp gegen den Guten Willen schafften sie es immerhin, eine Mannschaft aus zehn Spielwilligen und zwei unterspielten Notnageln zusammen zu kloppen.
Es ging gegen den vorzeitigen Zweitligameister FC Guter Wille, der bis dato in in 21 Spielen 114 Tore geschossen und die letzten 19 Ligaspiele am Stück gewonnen hatte. Klang nicht unbedingt nach lecker Kanonenfutter für ein Tapirrumpfteam. Unbeeindruckt von statistischen Werten spielten die Unpaarhufer wie immer direkt unbekümmert offensiv los und hinterließen zu Beginn den wacheren Eindruck auf der Werner Seenplatte. Sie hatten auch mit einem ordentlich strammen Schuss von Niklas aus 20 Metern, den der Keeper mit starker Parade vereitelte, die erste ordentliche Chance des Spiels. Leider sortierte sich der Gute Wille dann doch recht schnell und fand alsbald, wie von deren Bank angekündigt, ein entsprechendes Mittel gegen die Tapire: Mit ihren exorbitant schnellen und technisch hochwertigen Außenstürmern, die immer wieder durch Filetpässe prächtig eingesetzt wurden. Ein derartiges Vorgehen fand in der 10. Minute sein Ziel zum 1:0, als der rechte willige Außenspieler mit Höllentempo auf den Strafraum zurannte, scharf nach innen flankte und ein Drehschuss aufs Tor von Marci zwar abgelenkt aber nicht mehr abgewehrt werden konnte. Der Guten Wille offenbarte nun eine geradezu rhythische Genauigkeit im Toreschießen, jeweils nach zehn Minuten, also in der 20. und 30. Minute ließen sie es im Tapirtor zum 2:0 und 3:0 bimmeln. Es war bis dahin jedoch kein einseitiges Spiel, die Tapire hielten mit allen in ihrer physiologischen und mentalen Macht liegenden Kräften dagegen und erreichten regelmäßig die gute und willige intime Zone des Gegners, allerdings wollte das Ding einfach nicht reingehen. In der 35. Minute tat es das dann endlich doch durch einen Nachschuss von Mo, der zentral in die Maschen flog, allerdings pfiff der Schiedsrichter genau in dem Augenblick, als Mo vollendete. Und zwar Elfmeter für die Tapire, da beim ersten Schuss von Mo, nach großartiger Vorarbeit von Pablo über außen, ein Verteidiger des Willens den Ball ahndungswürdig mit dem Arm stoppte. Maxi trat zum Elfmeter an und wemste das Ding leider nicht in den Winel sondern nahe desselbigen an die sich darüberbefindliche Aluminiumquerstange mit dem vulgären Namen Latte, von deren Härte der Ball ins Aus sprang. Das Fußballer- und Trainerleben fühlt sich manchmal wirklich ungerecht an. Immerhin fiel nicht noch das 4:0 in der 40. Minute, Marci konnte uns mit Flugtapirkünsten davor bewahren.
Er hatte auch den Grand-Cru für das Pausenlabsal besorgt, denn es war Marcis einstweiliger Ligabetriebsabschied. Da er von Januar bis Juni auf große Europatournee geht bzw. fährt, schmeckte der gute und wohltemperierte Tropfen ein wenig wehmütig. Die einzige, erfolgreich per Nasendusche gedopte Wechseloption Moritz war gerade warm, Lukas noch heiß, daher ging es zwar mit dem selben Ensemble in die zweite Hälfte, allerdings taktisch umgestellt. Denn da die Außen des Guten beim besten Willen nicht zu verteidigen waren, beschloss der Trainer, die Innenverteidigung aufzurüsten und stellte auf ein 1-5-4-1-System um, das bei Ballbesitz in ein 1-3-4-3 mutieren sollte.
Das klappte zu Beginn eher semi, der Gute Wille war immer noch gut und willig und durchbrach seinen bisherigen 10 Minuten Torrhythmus, indem sie schon nach knapp 8 Minuten das 4:0 erzielten, wieder durch einen über Außen vorgetragenen Konter. Um jene Regelmäßigkeit wieder herzustellen, legten sie zwei Minuten später, also in der 50. gleich noch das 5:0 nach. Diesmal hatten die Tapire einen Angriff bereits zweimal erfolgreich abgewehrt, allerdings immer mit Boomerang-Effekt, beim 3. Versuch reichte ein unspektakulärer Flachschuss ins lange Eck, bei dem Marci wie eine rostige Bahnschranke fiel und der Ball unter ihm hindurchglitt. Ab dann fingen sich die Tapire und mühten sich, zumindest noch den Ehrentreffer zu erzielen. Doch trotz leidenschaftlichem Kampfes und guter Chancen war dieser ihnen, wie das Endergebnis und das Torschützenfoto bereits verraten haben, nicht vergönnt. Aber immerhin ließen sie kein Tor mehr zu, es muss aber dazu gesagt werden, dass der Wille noch einige erstklassige Dinger verpimmelte. Statistisch gesehen waren wir defensiv mit 5 gefallenen Toren überdurchschnittlich, der Gute Wille hatte bisher eine Torquote von 5,42857 Toren pro Spiel, offensiv konnten wir allerdings mit der Gegentrefferquote des Willens von 1,47619 nicht mithalten.
So beenden wir nun die Saison mit 32 Punkten und 48:50 Toren auf dem 5. Tabellenplatz. Kann sich durchaus sehen lassen, jedoch war nach der Sommerpause, vor allem was Anmeldungs- und Trefferquote angeht, ein deutlicher Schwund im Tapirrudel zu verzeichnen. Unterm Strich war es trotzdem ein erfolgreiches, von ebensovielen Siegen wie Niederlagen (10/2/10) geprägtes Jahr. Wobei uns (wie allen anderen Mannschaften) die Punkte und Tore der Spiele gegen die Kickerfreunde und die Weiherstubenbuben aberkannt wurden, weil diese im laufenden Geschehen abkackten. Das wären nochmal 7 Zähler und 16:2 Treffer mehr gewesen, dann wäre unser Torkonto seit langem endlich mal wieder positiv gewesen. Aber wäre, wäre, Fahrradkette, et is wie et is und et is großartig von Euch gewesen. Danke für Eure Leidenschaft, Eure Treue und Eure Spielfreude, die mir viele wunderschöne Montagabende bereitete...
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