Kopfballtore von Ole sind trotz seiner Größe und seines Timings in der Freizeitliga so selten wie Fallrückziehertore. Also ziemlich. Ein derart seltenes Exemplar machte mit dem 1:2 das noch einmal högschddramatisch.
Nachdem der Trainer in den letzten Wochen vor jedem Spiel bibberte, ob er seine welken Glieder in den Kampf werfen müsse, konnte er diesmal tiefenentspannt an die Sache rangehen, denn es war Tapir-Full-House angesagt. 17 in jedweder Form heiße Tapire waren da, ebenso eine ca. 10köpfige Fanschar, inklusive Fotografen. Ebenso heiß waren die Tapire, das 1:4 aus dem Hinspiel vergessen zu machen.
Vergessen wurde aber auch der für derart viele Spieler obligatorische Kasten Bier, weshalb sich der Trainer mit Anpfiff hurtig auf Stephans Schlitten auf den Weg machte, ein Schächtelchen Grand-Cru von der Bude jenseits der Gleise zu besorgen. Als er in der 8. Minute wieder am Spielort eintraf, konnte er direkt den ersten Treffer der Ultras begutachten. Ein optisch veritables Kacktor, eingeleitet durch einen Ultrapass in die Spitze, der von einem Tapirawehrbein unglücklich perfekt in den Lauf eines dadurch allein auf Marci zulaufenden Stürmers abgelenkt wurde, der flach und fest schoss. Marci konnte mit einem katzentapirartigen Reflex die Geschwindigkeit des Balles erheblich drosseln, allerdings trudelte dieser dennoch mit der Geschwindigkeit eines sprintenden Meerschweinchens aufs Tor zu. Sven versuchte ihn mit dem Topspeed eines ausgewachsenen Tapirs vom Überschreiten der Torlinie abzuhalten, allerdings machte der Ball aufgrund seines großen Vorsprungs das Rennen und bewirkte den frühen 0:1 Rückstand. Nicht unverdient, wie auch die Folgeminuten bewiesen, als es immer wieder ultragefährlich um den Tapirstrafraum wurde. In der 18. Minute, bei einer solchen Situation, nahm der kleine wieselflinke Außenstürmer der Ultras Svens ausgestrecktes Bein dankend als unüberwindbares Hindernis zum Drüberfallen an. Es gab Elfmeter, berechtigt aber erschunden, so meine Einschätzung aus 40 Metern Distanz, der ohne eine Spur von Humor unhaltbar ins linke Eck zum 0:2 gewemst wurde. Kurze Zeit später war das Spiel für Sven so richtig im Anus, denn er fiel bei einer Aktion an der Außenlinie ordentlich auf sein Steißbein, prellte sich dabei seinen Allerwertesten a la bonheur und musste infolgedessen von Alex ersetzt werden. Marci musste zunächst noch zwei Mal die Tapire vor einem höheren Rückstand retten, bevor sie besser ins Spiel fanden, etwas mehr Stabilität erlangten und ein paar Chancen kreierten, die sich aber nicht in Zahlen auszudrücken vermochten.
An dem bereits zitierten Kasten konnten sich zur Halbzeit gleich ausgewechselte 4 Spieler laben, denn der Trainer wurde radikal, warf Dogmen wie „Nicht-zu-viele gleichzeitig zur Halbzeit einwechseln“ über den Haufen und bügelte der Mannschaft ein neues Spielsystem auf. Statt des unter klassischer Ingorierung des Torwarts bisher klassischem 4-2-3-1 Systems sattelte er die Tapirkohorte auf ein radikal offensives 3-4-3 um. Die neue 3er Innenverteidigung formten Sepp, Alex und der Innenverteidigungsnovize Carsten, die Mittelfeldreihe bestand aus Björn, Tim, Tobi und Matthias und für die Abteilung Attacke waren Paul, Ole und Mo zuständig.
Und hossa, auf einmal ging richtig was bei den Tapiren. Nachdem sich jeder sortiert hatte, schnürten sie die Ultras ein wie der Weihnachtsmann seinen großen Sack. Die ersten zehn Minuten war ein einziger Dauerangriff der Tapire, gekrönt in der 49. Minute vom durchaus berechtigten Anschlusstreffer. Der nach einem Freistoß der Tapire aus der eigenen Hälfte resultierte. Alex servierte diesen lang, hoch und schmutzig auf den Elfmetermeterpunkt, wo der herausgeeilte, nicht gerade riesenwüchsige Torwart der Ultras das Luftduell gegen Ole verlor, von dessen Schopfe das Spielgerät im linken Eck zum 1:2 einschlug. Selbstredend ließen die Tapire keinen Deut nach und schnupperten mehrfach am Ausgleich, der aber durch den guten Keeper, lästige Abwehrbeine oder unpräzise Abschlüsse sich weigerte zu fallen. Dazu wurde ein elfmeterwürdiges Trikotziehen bzw. Anstrikotdranhängen gegen Ole nicht gepfiffen, was der eigentlich souveräne Schiri ihm mit dem klassischen, gleichwohl rübendoofen Schiedsrichtersatz quittierte: „Wenn Du Dich fallen gelassen hättest, hätte ich gepfiffen.“ Muss denn wirklich Schauspielerei dargeboten werden, um einen Elfmeter zu bekommen? Und wie soll man umfallen, wenn man festgehalten wird? Und so entsprang in der 60. Minute, mitten aus dem spielerischen Nirvana der Ultras, deren völlig unberechtigte 1:3 Führung. Allerdings mit Niveau: Die großartige Tapirinnenverteidigung fing einen Angriffsversuch ab, klärte den Ball allerdings unter Bedrängnis nur flach bis zur Mitte der eigenen Hälfte, wo ein Ultra ihn abfing, sich kurz vorlegte und dann aus gut 27,89 Metern ein Träumchen von Schuss in den Winkel abgab, der trotz einer von Marcis, die Gravitationslehre ad absurdum führenden Flugeinlagen unhaltbar einschlug. Die Tapire wehrten sich nach allen Kräften, Tobi platzierte einen Freistoß aus 25 Metern genau auf, jedoch nicht in den Winkel, Ole, Paul, Tim, Mo und auch der hinten nicht mehr zu haltende Sepp oder der zum letzten Aufgalopp zurück eingewechselte Max scheiterten denkbar knapp.
Schadepopade. Die äußerst geschmeidige Leistung der zweiten Halbzeit erntete nicht die Früchte, die sie säte. Einmal mehr gelang es den Tapiren nicht, diese Drecksmurmel mehr als einmal im gegnerischen Tor zu versenken. Allerdings offenbarte die neue 3-4-3 Taktik, wenn sie so fein wie in der zweiten Halbzeit umgesetzt wurde, Potential dafür, wieder angewendet zu werden. Wenn sich für die letzten vier Spiele dieser Saison möglichst viele geile Spieltapire versammeln, blicke ich diesen freudig und entspannt entgegen...
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Kommentare
Schön auch aus der Ferne was von euch mitzukriegen
wie immer delikat zu lesen, trainör!