Diesmal mussten sich die Tapire fein benehmen, schließlich war elterlicher Besuch von Sven und Tim da. Außerdem gab Vinzent sein wohl vorerst letztes Ligaspiel im Pornodress ab, er weilt mittlerweile schon in Köln und wird das Epizentrum des gediegenen Freizeitfußballs im und ums Wiemeldrom nunmehr eher selten flankieren. Schade! Aus diesem Grund brachte er seine äußerst sympathische Partnerin und eine ziemlich attraktive Grand Cru mit. Darüber hinaus säumten ein halbes Dutzend Tapiranhänger, sechzehn Spielwillige bis -wütige und jede Menge gute Laune das Geschehen.
Der Spielbetrieb startete zunächst etwas hölzern, so schnell der Ball gewonnen war, so hurtig wechselte er wieder die Mannschaft, was der versierte Betrachter kurz mit „kampfbetont“ umschreibt. Mit zunehmender Minutenzahl erhöhte sich jedoch die Spielsicherheit beider Teams, bei den Tapiren fing das Spiel gar an, flüssig zu werden. Eine Spitze der Gefährlichkeit offenbarte sich in der 16. Minute, als Aaron im Zusammenspiel mit Björn einen markanten Lattenstreifschuß absonderte. Der Tapirdruck nahm weiter zu, fand aber sein Ventil erst in der 30. Minute nach einer weiteren Aktion über links der vorgenannten Protagonisten. In diesem Fall setzte sich Björn nach Pass von Aaron in altbekannter Kamikazemanier durch, zog in den Strafraum und lederte ab, kurz bevor er von zwei Verteidigern gesandwicht zu werden drohte. Er bediente sich des gemeinen Pikenzwieblers, jedoch direkt auf den Torwart. Wer als Torwart schon einmal einen gemeinen Pikenzwiebler draufbekommen hat, weiß, dass diese nicht zu halten, bestenfalls abzuwehren sind. Was dem Ehrenfelder Keeper Andi auch gelang, aber körperausrichtungsbedingt nach vorne, wo Pablo mit seinem berüchtigten Torfeudel herbeiwieselte und den Ball über den fliegenden Keeper halbhoch in die Maschen zum 1:0 fein abstaubte. Die letzten zehn Minuten der ersten Hälfte hinterließen keinen bleibenden Eindruck in meinem Hamsterhirn und finden somit auch kein kalligraphisches Abbild im Almanach der Tapire.
Schon eher festhaltenswert für die Pornogeschichte ist der Vinzent-Abschieds-Cru, der mit seiner Edeka-Mittelgang-Temperatur zwar nicht so furchtbar lecker mundete, dadurch aber früher Rauschwirkungen entfachte, die sich scheinbar auf die Mannschaft auswirkten. Oder waren es gar die fünf Auswechselungen, die der Trainer innerhalb der ersten zwölf Minuten ins Spiel träufeln ließ?
Auf jeden Fall regnete es in der zweiten Hälfte Tapirtore, die zunächst vor allem durch tatkräftige Unterstützung der Buben zustande kamen. Durch exzessives Tapirpressing geriet in der 48. Minute der Rückpass eines bedrängten Mittelfeldbuben auf seinen Torwart arg schroff, welchen dieser mit der Brust parierte und vor dem heranbrausenden Tim gerade noch per Parabelball klären konnte, den Tim in seinem üblichen Laufwahn sich an der Strafraumkante zurückeroberte, damit nach innen zog, nach links zu Paul passte, der quer auf Mo rechts legte, wo dieser den Ball rechts flach und semianspruchsvoll zum 2:0 einschieben durfte. Sieben Minuten später sorgten die Buben selbst für den weiteren Ausbau der Tapirführung per Eigentor. Mo setzte sich flink über rechts durch, zog nach innen und flankte dann flach, scharf und gemein auf den empfängnisbereiten Paul am langen Pfosten. Der hereingrätschende riesenhafte, gleichwohl technisch äußerst versierte blonde Abwehrhühne wusste dies zu verhindern, allerdings auf Kosten des Selbsttreffers zum 3:0. Nur drei Minuten später zogen die Tapire erneut dem Gegner ihr überdimensional großes Gemächt um die Ohren. Tim hatte eines seiner berüchtigten Temposolos, wie vom Trainer gewünscht, per ordentlichem Abledern zu finalisieren versucht, welches durch ein bübisches Abwehrbein verhindert wurde. Von diesem gelangte der Ball jedoch direkt vor die Füße von Marcello, der heiß wie fette Fritten reagierte und das Ding hübsch ins lange Eck zum 4:0 schlenzte. Dieser Treffer schien die Bewegungen der langsam müder werdenden Buben ein wenig anzufeuern, denn nach dem Anpfiff übernahmen sie etwas mehr das Heft des Handelns und kamen in der 62. Minute durch ein Solo durch drei Tapire zum 4:1. Doch vermutlich aufgrund der Tatsache, dass die Buben nur einen Auswechselspieler hatten und die Tapire deren fünf, entpuppte sich das Ehrenfelder Aufbegehren als Strohfeuer und die Tapire bekam sukzessive mehr Platz und Zeit nach ihren Balleroberungen im Mittelfeld. So in der 70. Minute, als Tim das Bällchen sich im gegnerischen Aufbauspiel erheimste, raumergreifenden Schrittes gen Mitte zog und fußgerecht auf den links sich feilbietenden Marcello durchsteckte, der den Ball technisch anspruchsvoll über den heranfliegenden Andi zum 5:1 in die Maschen chippte. Nur zwei Minuten wurde Paul seinem mittlerweile bis nach Italien reichenden Ruf als Torklapperschlange gerecht. Eingeleitet durch Mo, der seinen taktisch hinter ihm beheimateten Namensvetter Moritz über die rechte Außenbahn auf die Reise schickte, der nach einigen gemachten Metern eine schöne Flanke auf den am langen Pfosten lauernden Paul schlug, die dieser mit der Brust sich grob vorlegte und dann in klassischer Manier im Fallen am Torwart zum 6:1 vorbeidrückte. Und wenn der Paul mal heiß läuft, dann glüht er in der Regel weiter. Was er eine Minute vor Schlusspfiff mit einem weiteren Treffer verdeutlichte. Marcello hatte sich mit wehenden Haaren über links durchgesetzt und passte quer auf Tim, der den sich links freilaufenden Paul mustergültig bediente, die dieser mit analogem Verarbeitungsmuster des vorherigen Treffers, grobe Ballannahme und aus kurzer Distanz im Fallen den Ball um den Torwart fummeln, für das finale 7:1 sorgte.
Dieses großspurige Ergebnis fiel, wie der Spielbericht hoffentlich widerspiegelt, ein wenig zu hoch für das reale Geschehen über 80 Minuten aus. Aber irgendwann Mitte der zweiten Hälfte hatten die Tapire die Buben waidwund und ließen einfach nicht locker. Grausame Viecher...Und: Mach et gut, Vinz, und komm' mal wieder vorbei, bald, so lange das Bier noch warm ist...
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