Mo, von dem am Spielfeldrand behauptet wurde, er sei der Albino-Bruder von Samuel L. Jackson, was ich nicht glaube, sorgte für das 0:1, das lange, aber nicht lange genug standhielt.
Im Pokal ein Heimspiel auswärts und nun ein Auswärtsspiel zuhause, da kommt man doch als Chronist und vor allem als Spieler rhythmisch völlig durcheinander. Und schon wieder ein neuer Schiedsrichter, diesmal nicht ganz so jung wie der letzte, mit einem amtlichen schwarzen Mudschahedin-Kinnkissen bestückt, der seltene urdeutsche Maßnahmen wie Pass- und Netzkontrolle ergriff! Er pfiff recht souverän, gab keine falschen Einwürfe und war läuferisch manchem Freizeitligaschiedsrichtern überlegen, was aber auch nicht schwierig ist.
Läuferisch ordentlich begann auch die erste Hälfte, aber spielerisch sahen die ersten zehn Minuten nach Kreisliga Y aus. Ein Fehlpass- und Technikunsicherheiten-Festival auf beiden Seiten, das erst ab der 17. Minute spielähnliche Stukturen annahm. Die Tapire schalteten sodann gefälliger bis zum Strafraum um, wo ihnen nichts mehr oder das Falsche einfiel, während die Weiherstubenbuben chronisch zu lange Pässe über die Tapir-Abwehr spielte, wodurch Marci in Hälfte eins sowohl die meisten Ballberührungen aller Spieler hatte als auch die meisten Kurzsprints absolvierte, weil er ständig von der Linie an den Rand des Sechzehners lief, um den Ball aufzunehmen oder auch mal per Fuß zu klären. Technisch blieb das Spiel weiterhin auf überschaubarem Niveau, was allein die Statistik der über die Fangzäune geflogenen Bälle verdeutlicht: 7 zu 4 für die Buben am Ende. Wie fast immer waren die Seitentore verschlossen, so dass die sich mannschaftlich abwechselnden Balljungen auch ordentlich Meter machten. In der 25. Minute war ich an der Reihe, nach einem von Sven ausgführten Klärungsschlag in der Innenverteidigung, der im Tümpelbiotop hinter dem Osttor landete, in dem der Ball mittig trieb. Auf dem Weg dorthin warf ich zwei frisch aus dem Stadion gepöhlte Bälle zurück, scheiterte aber an der langen Mission, den Ball aus der Kloake zu angeln, ohne dabei völlig besudelt zu werden. Währenddessen entwickelten die Tapire offensiv massiveren Druck, der sich zunächst durch Tim am Gebälk entlud und in der 31. Minute im Führungstreffer eruptierte, den ich beim verzweifelten Ballangeln nicht mitbekam. Man berichtete mir später, dass ein Tapireinwurf auf Höhe der Strafraumkante der Buben per Kopf von Pablo nach hinten zu einem Gegner verlängert wurde, der eine Kerze klaus'scher Höhe erzeugte, welche in der Gegend des Elfmeterpunktes in der Nähe von Mo herniederkam, der den Ball behauptete und zwei Gegenspieler mit einer Körpertäuschung nach links schickte und rechts unten flach zum 0:1 einschob. Die weiteren Minuten bis zur Halbzeitpause brachten keine nennenswerten Ereignisse, zumindest aus meiner Tümpelperspektive. Exakt zum Halbzeitpfiff, einen erneut über den Zaun geflogenen Ball zurückbefördert habend, erreichte die Auswechselbank.
Wo ein wohltemperierter Quader Grand-Cru, von Marci offeriert, bereit stand, flankiert und bereits getestet und für gut befunden vom seltensten Edelfan des FC Porno Villa: Francesco Dos Cervezas Witte de Guadalajara aus Mechiko. Unter dem Namen Fränzken zählte er nicht nur zu den Gründungsmitgliedern der Tapire, er führte uns damals vor allem in die Welt des Toreschießens ein, offenbarte, dass erfolgreiche Vollendungen nichts mit viel Laufen oder hoher Geschwindigkeit zu tun haben müssen. Hätte er einen Spielerpass gehabt, hätte der Trainer ihn in seiner besten Phase, nach zwei Fiege, eingewechselt und womöglich wäre dann alles anders gelaufen.
Hatte er aber nicht, jedoch konnte der Trainer noch auf ein Füllhorn an deutlich lauffreudigeren Auswechselspielern zurückgreifen und brachte tröpfchenweise Moritz für Pablo, Björn für Dominik, Maxi für Aaron und Marcello für Dominik B. Mit diesen Veränderungen erzeugten die Tapire ca. ab der 60. Minute einen Druck, der nach Entladung im Netz suchte. Aber nicht fand, so schön und vehement auch veritable Torchancen herausgespielt wurden. Außennetze wurden touchiert, Knieverbrennung wurden bei Millimeter zu späten Reindrückgrätschen billigend in Kauf genommen, einmal wurde liniengeklärt, und und und – und so kam es zur bekannten Fußball- und Knast-Weisheit: Wer ihn vorne nicht reinmacht, bekommt ihn halt hinten schmerzhaft rein. Es geschah in der 72. Minute, nach einem unpräzisen Tapirquerpass an der Mittellinie. Der Ball wurde von einem Buben flink auf einen anderen nach rechts gepasst, der ihn unter Bedrängnis diagonal nach links flankte. Jesko, der mit Sven in neugebildeter Innenverteidigung bisher einen astreinen zu Null Auftritt abgeliefert hatte, antizipierte die Situation und flog behende dazwischen um sich den Ball zu pflücken. Jedoch segelte er am Ball vorbei oder andersherum, auf jeden Fall gelangte er (der Ball, nicht Jesko) zum Passempfänger, der nun ziemlich ungehindert von links in den Strafraum einlaufen konnte und unhaltbar platziert ins rechte Eck zum 1:1 Ausgleich vollstreckte. Die verbleibenden acht Minuten plus zwei Nachspielzeit waren die Tapire durchaus noch auf Sieg gebürstet und versuchten, den Buben das eroberte Pünktchen wieder abzutrotzen. Vier gefahrvollere Torannäherungen kamen dabei noch raus, allerdings darf man auch eine 1 gegen 1 Situation, die Marci noch großartig vereitelte, nicht unerwähnt lassen.
Fazituoös möchte ich sagen: Der Tapir versuchte nur so hoch zu springen wie er musste, blieb aber am vorletzten streichholzsschachtelhohen Hindernis hängen. Man hat die Tapire häufig schon deutlich besser gesehen, aber manchmal auch schon schlechter...
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