Für Geld machen Tapire alles. Sogar Tore schießen, zuhauf: (v.l.n.r.) Philipp vollstreckte das 8:0, Paul besorgte das 1:0 und 3:0, Schmiddi das 7:0, Björn das 5:0, Tim das 2:0 und 6:0 und Tobi M zeigte sich für das 4:0 verantwortlich.
Endlich konnten wir uns die Winterpause von hinten ansehen. Es ging nun wirklich los nach all den ausgefallenen Freundschaftsspielen, die durch spontane Hallenimprovisationen kompensiert wurden, weshalb der Fitnessstand des Tapirrudels wie zu bester Brunftzeit war. Das erste neue Zweitligaspiel ging gegen die Kickerfreunde, in der Vergangenheit ein willkommener Gegner, der den allerletzten Platz der Freizeitliga im Dauerabo innehatten und pro Saison in der Regel mehr als 200 Tore (!) reinbekamen. Letztes Jahr beendeten sie die Liga jedoch im Tabellenmittelfeld mit nur 106 Gegentreffern und immerhin 79 erzielten Toren. Der Trainer war gespannt, was denn da so auf uns zukam...
Auf dem Platz zeigten sich die Kickerfreunde jedoch von ihrer alten, klassischen Seite, ihnen fehlte von Beginn an der 11. Mann und besonders austrainiert oder hyperathletisch wirkte der unterzahlige Haufen nun gerade nicht. Die Tapire hingegen hatten nicht nur eine starke und willige dreirüsselige Auswechselbank zu bieten, sondern vor allem ein lauf- und spielfreudiges Elferrudel. Das von Anfang an vorgab, in welche Richtung es ging, gen Kickerfreunde-Tor, welches bereits in der vierten Minute zum ersten Mal von innen benetzt wurde. Tim war spitzbübisch über links in den Strafraum eingedrungen und legte den brandneuen Tapirball in die Mitte zu Maxi, der ihn nach links zu Paul weiterleitete, welcher nicht lang fackelte und das 1:0 unten links reinwemste. Was nun auf dem Platz geschah, hatte geradezu mysthischen Charakter: Die Tapire ließen den Ball abwartend absolut geschmeidig durch die eigenen Reihen laufen und gaben ihm dabei immer wieder auch eine selten angesteuerte Richtung, nämlich rückwärts!!! Diese Balllrichtung war dem tapirlichen Bewegungsablauf bisher eher zuwider. Was zwischen der 11. und 14. Minute in einem Ballreigen von 1848 Kurzpässen ohne Gegnerberührung plus Schuss knapp nebens Tor gipfelte. Kurz darauf verletzte sich ein Kickerfreund heftiger in einem Zweikampf und blieb gut eine Viertelstunde draußen, so dass die Tapire nur noch maximal neun Überwindungsopfer vor sich hatten. Und diese Zeit nutzten sie sofort eiskalt wie Chuck Norris: Tim schraubte das Ergebnis nach Vorlage von Maxi durch einen strammen Schuss ins rechte Eck auf 2:0. Nur 107 Sekunden später pflasterte Paul nach Flanke von Tobi M das Spielgerät aus nächster Nähe das 3:0 unter die Latte. Die folgenden fünfzehn Minuten blieben tor-, aber mitnichten chancenlos, die Tapire nagelten die neun Freunde an ihrem Strafraum fest und ließen ein gefährliches Eckenfanal nach dem anderen über sie ergehen, aber eine weitere Erhöhung des Spielstandes fand erst in der 35. Minute statt, als der Gegner wieder zu zehnt war. Es war Tobi M, der eine zu kurz geratene Befreiung nach einer Tapirecke aufnahm, das Leder behende zur Strafraumgrenze führte, mit einer Richtungsänderung den ersten der Kickerfreunde-Defensive verlud, um es mit satten Schuss über den rechten Innenpfosten ins Tor zum 4:0 zu bugsieren.
Während der Trainer das Wasser der Spieler gegen Wodka ausgetauscht hatte, servierte Dominik B. eine professionell dargebotene und perfekt gekühlte Einstandskiste Grand Cru. Die drei spieldürstigen Auswechseltapire Aaron, Joscha und Schmiddi ersetzten Philipp, Paul und Maxi, die alle später noch einmal mitmachen durften.
Keine Ahnung, ob es am Pausentrunk, an den multiplen Auswechslungen oder einem Zaubertrank der Kickerfreunde lag, dass die ersten zehn Minuten ein wenig ausgeglichener wirkten als der bisherige Spielverlauf. Das führte gar so weit, dass unser Keeper Sven einen Schuss halten musste. Doch nach dieser kurzen Anlaufphase pflückten sich die Tapire wieder das Spielgeschehen und ließen Ball und Gegner laufen. Wie vor dem 5:0 in der 57. Minute, als der Ball wieder über 56 Stationen sauber gespielt von rechts außen mittig in den Strafraum geflankt wurde, aus dem ihn ein Kickerfreund zunächst herausbugsierte, allerdings vor die Füße des sich in 27 Metern vor dem Tor befindlichen Björn. Der sich das Leder justierend drei Meter vorlegte um mit links eine wunderschöne Hyperbel in den Winkel des rechten langen Eckes zu beschreiben. Die Tapirdominanz machte daraufhin fünfzehn Minuten Tormachschlummerpause, bevor nach kompletter Rückeinwechselung ein Finale furioso folgte. In der 72. Minute setzte sich Aaron über links nahe der Grundlinie durch und flankte in die Mitte, wo Tim gedankenschneller als sein Gegenspieler zur Stelle war und das Leder per Kopf auf Nippelhöhe butterweiche ins lange Eck zum 6:0 schlenzte. Das 7:0 erzielte Schmiddi per abgefälschtem Schuss flach links unten, so sah ich es aus ca. 128 Metern Entfernung beim Balleinsammeln in den schlammigen Rabatten außerhalb des Anglecastle Lane Stadiums. Dankenswerterweise hat Marius dieses Tor genauest in meinem Chronikblock schriftlich festgehalten. Leider kann ich seine Handschrift nicht ganz dechiffrieren, die Enigma in meinem Keller half nicht viel, hier das Ergebnis: „Joscha an Strafraumgrenze in Mitte plpt Schmiddi Hach imgeser, unhaltbar aber Flach je grmvlzund.“ Und schließlich durfte der als Innenverteidiger eingewechselte Philipp auf der anderen Seite des Platzes in der 78. Minute den Endstand von 8:0 manifestieren, indem er eine fußgerechte Vorlage von Tobi M trocken und präzise ins rechte Eck halbhoch einflocht. Bis zum Abpfiff von Schiri Jürgen, der mir die Zeitmessung übergab, die ich sekundiös ausführte, passierte nichts mehr.
Dies war der höchste Auftaktsieg in der Geschichte des unbezahlten Tapirfußballs, ach nee, der Trainer musste ja jetzt ordentlich ablatzen, allerdings spendeten Tobi M, Björn und Schmiddi die Torprämie der Mannschaftskasse direkt zurück, also der erste Sieg im bezahlten Tapirfußball. Ein schöner Start in die Saison, allerdings war das eine äußerst tief baumelnde Messlatte, ich bin mir sicher, wir werden schon bald, so Petrus will, auf spielerisch hochwertigere und vollzähligere Mannschaften treffen als die Kickerfreunde zu diesem Zeitpunkt. Aber riesigen Spaß hat es schon gemacht, einen Gegner mal so richtig durchzufick**...
- Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden.
- Album: Unsere Torschützen
Kommentare
Ach, wat schön
diesen Bericht, vom 7.221,24 km entfernte Hotelzimmer aus, zu lesen.
Danke Trainer :)
meine prämie
sammel ich und investier sie in ne ladung bier in ückendorf
Ein wenig
enttäuscht bin ich schon, dass der Trainer mein kalligraphisches Können nicht recht zu würdigen weiß.
Kann es kaum glauben
Liebe Grüße aus Bologna und weiter so! :-D