Gähnende Leere am Tapir-Torschützenhimmel. Dabei hätten hier durchaus zwei, drei Viecher leuchten können.
Der Übergang von Kalenderwoche 38 zu 39 verzeichnete einen enormen Tapirschwund: Beim letzten Spiel gegen die Herner Ballproleten kamen wir auf sagenhafte 18 angemeldete Tapire, als die Liste der Mitspielenfähigen und -willigen gegen die Brasis schloss, stand die Zahl auf 10 plus Joscha, der ein Zuspätkommen ankündigte. Allerdings fehlte ein Tapir aus bisher unbekannten Gründen gänzlich, weshalb zu Beginn 9 Unpaarhufer 11 Brasis gegenüberstanden.
Diese mussten den aufgrund einer gleichzeitig stattfindenden Schiedsrichterkreislehrgang bedingten Schwarzkittelmangel kompensieren, was sie problemlos in einem bombenfairen (was ist denn das für eine Metapher?) Spiel taten, welches sie nicht unbedingt überforderte. Die Tapire waren von Beginn an natürlich überfordert, vor allem dadurch bedingt, dass statt der 1 a, b oder c mit dem Trainer die 1z im Kasten stand. Ein Keeper mit den Reflexen einer querschnittsgelähmten Schildkröte, der Sprungkraft eines Hinkelsteins und den Flugeigenschaften eines Seeelefanten (sieht so viel schöner aus, schreibt aber laut Duden See-Elefanten). Denn bereits der erste Schuss der Brasis nach gefühlte 188 Sekunden offenbarte, dass der Mann zwischen den Tapirpfosten kein wesentliches Hindernis darstellte. Ein Außenspieler drang nach Passstaffette über links in den Strafraum ein, deutete einen Pass nach innen an, worauf das tapirliche Torwartsubstitut reinfiel, was der Angreifer mit platziertem Schuss ins kurze Eck zum 1:0 ausnutzte. Doch dank aufopferungsvollem Verteidigen und gutem Passspiel schafften es die Tapire nicht nur, zwanzig Minuten lang die Torwartattrappe zu entlasten, nein, sie hatten sogar eine mittel- und eine hochdelikate Ausgleichschance, die aber, wie das Endergebnis bereits jetzt verrät, selbigen nicht besorgten. In der Zwischenzeit erschien Joscha, zog sich rapidest um kurz nachdem er eingewechselt wurde, fiel das 2:0, was aber nichts damit zu tun hat. Wie beim 3:0, das kurz darauf fiel, filetierten die Brasis die tapirliche Defensive, der Torwarttrainer war in beiden Fällen machtlos. Das 4:0 bereitete er per missglücktem Befreiungsschlag selbst vor, beim 5:0 und 6:0 irrlichterte er ein wenig. An dieser Stelle sollen aber auch zwei weitere verdammt delikaten Tapirchancen, die beide verpimmelt wurden, nicht unerwähnt bleiben. Die zweite Hälfte verlief, oh Wunder, ähnlich wie die erste: 84,7 Prozent Ballbesitz der Brasis, aufopferungsvoll bis an die Lungenruptur kämpfende Tapire, die trotz chronischem Pressing in ihrer 15,3%igen Ballbesitzphase versuchten spieler- und nicht pöhlerisch zu agieren und sich immerhin noch fünf nennenswerte Torgelegenheiten erarbeiteten, drei davon hochkarätig, die sie genauso wie in der ersten Halbzeit links, rechts, oben drüber oder in den Händen des Torwarts liegen ließen. Auch die 1z machte in der zweiten Hälfte keinen fatalen Fehler mehr und konnte zwei 1 gegen 1 Situationen durch konsequentes Stehenbleiben mit geschlossenen Beinen für sich entscheiden, so dass die Brasis in dieser Hälfte zwar nur 5 Tore schossen.
Eine Grand-Cru-Radleur-Restekiste vom Trainer erwartete die wundgelaufenen Tapire anschließend, die selbige Glücksdroge dankend inhalierten, aber nicht nötig hatten, denn die äußerst sympathische Klatsche fühlte sich aufgrund der personellen Umstände, aber vor allem wegen der engagierten Leistung, weitaus weniger schlimm an, als sie sich liest.
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Kommentare
Du hast
etwas vergessen. Es war ein erhebendes, total positives gefühl an diesem abend auf dem platz zu stehen.
Du schaffst es...
...Auch traurige Ereignisse schön und lustig zu schildern!