Gumppi in edelgarnumzwirnter Aggro-HipHop-Pose mit einstudiertem Killerblick. Zurecht, denn seinem Killerinstinkt entsprang das einzige Tor des Abends (60.)
Einmal mehr tropften gut zwölf Stunden vor Spielbeginn des Erstrunden-Pokalklassikers FFC Dynamite gegen FC Porno Villa Schweißtropfen des Trainers auf die Tastatur seines Arbeitgebers, als er in einem unbeobachteten Moment die Anmeldeliste begutachtete. Winselnde Appelle hatten bisher eine Achtmannstärke inklusive Trainer hervorgebracht, was bei ihm abermals ein mulmiges Gefühl nebst antizipatorischem Hyperventilierens angesichts des gigantös langen und breiten Platzes an der Höntroper Str. verursachte. Doch vier nach und nach eintrudelnde Anmeldung ließen die traineröse Transpiration im Laufe des Tages versiegen und verhinderten, dass er seinen großplatzinkompatiblen Körper über selbigen schleppen musste.
Damit durfte er wie gewünscht seiner Trainerfunktion nachgehen und tat dies mit einer Änderung der Grundaufstellung. Mit Marcello und Nils als Doppelspitze präsentierte er eine erfrischend erotisch offensive Taktik, die allerdings der simplen Quadratmeterzahl des Platzes geschuldet war, ein Stürmer wäre vorne hilflos verloren auf diesem zwei Klimazonen umfassenden Terrain gewesen. Dadurch wurde Robin ein wenig in die Tiefe beordert, wo er mit Joscha das stiepelervillengroße zentrale Mittelfeld laufintensivst bearbeitete. Björn links und Gumppi rechts lieferten einen Halbmarathon an den Außenbahnen ab, sie zeigten eine Laufleistung wie gute alte Miele-Waschmaschinen. Hinten für das dreckig rustikale Geschäft gegen dymamitösen Explosivangriff warfen Moritz, Jesko, Stephan und Ulk ihre Beine und weitere regelkonforme Körperteile in alles was aufs Tapirtor kam. Welches von Marci mit viel Einsamkeit, lauter Kommunikation,vehementen Dazwischengehen und einem Weltreflex unbenetzt gehalten wurde.
Doch zum Spiel: Beide Halbzeiten verdienen mit Bravour das Prädikat Pokalschlacht. Auf dem nicht nur irrwitzig großen sondern auch von schlimmster Aschezellulite befallen Platz waren gewöhnliche Fußballertätigkeiten wie Ballannahme, -führen und schnelle -verarbeitung schwierigsten Bedingungen ausgesetzt, so dass der halbflache Pass das probateste Mittel war, nach vorne zu kommen. Zu Beginn taten das die Dynamiten, nicht zuletzt weil sie die meisten der 8,7 Zentrilliarden Löcher auf dem Platz kannten, etwas zielstrebiger und kamen dem Tapirtor deutlich näher als dies anders herum geschah. In der zwölften Minute, nach gelungenem Solo über die linke Seite mit Rückpass auf den Elfmeterpunkt, von wo aus ein Dynamitener Stürmer den Ball Vollspann mit Direktion unter die Latte abrotzte, bewahrte Marci die Tapire mit einem absoluten Weltreflex vor dem Rückstand. Sein rechter Arm ging schneller hoch, als es das menschliche Auge erfassen kann und manövrierte das Leder zur Verblüffung aller Beteiligten über die Latte. Daraufhin verdeutlichten die Tapire, dass sie Luftmatrazen nicht mit der Elektropumpe aufblasen und zeigtem dem Gegner über Außen wie Innen immer wieder ihre Hinterläufe. So generierten sie einige Chancen der besseren, wenn auch nicht besten Sorte, bekamen das Spiel in den Griff und setzten ebenso viele Akzente wie der Gegner. Doch beiderseits erbrachte die erste Hälfte nichts zählbares, so dass der Pokalfight erst einmal durch lecker Cru unterbrochen wurde.
Den Björn gestiftet und herbeigeschafft hatte und mit dem sich der Trainer in der ersten Halbzeit schon ein wenig gegen die Nervosität beruhigend von innen eingerieben hatte. Er gab seinen Tapiren die traditionelle Marschroute eines Trainers, der mit dem Spiel seiner Mannschaft verdammt aber nicht äußerst zufrieden ist, mit auf den Weg in den Durchgang zwei: Weiter so, und jetzt mit Toreschießen.
Erstes wurde kontinuierlich ab Wiederanpfiff umgesetzt, zweiteres ließ noch gut zwanzig Minuten auf sich warten. Bis dahin war es der gewohnt intensive Fight gegen Dynamite, die im gesamten Spiel und danach atypisch unassig sich gebärdeten. In der 60. Minute war es dann Nils, der links offensiv schroff angepasst wurde, den Ball behauptete, den Angriff aber abbrach, da sich vorne keine Anspielstation offenbarte, und mit einer Drehung nach innen zog und den ins Zentrum startenden Gumppi fein anpasste. Dieser entledigte sich mit einer Körpertäuschung eines seiner drei Gegner um ihn und schoss den Ball mit dem Außenrist ins langes Eck zum 0:1. Wobei das Verb schießen ein wenig übertrieben für die Bewegungsgeschwindigkeit des Balles war, denn dieser erreichte maximal den Topspeed eines dreibeinigen Igels auf der Flucht, er war aber derart platziert, dass sich dem Dynamittorhüter keine Verhinderungsmöglichkeit bot. Es muss ja nicht immer feste sein. Das war ein geradezu gemalter Spielstand für die Konterspezialisten des FC Porno Villa: Tief stehen und mit tapirwieselflinken Vorstößen Gegner ärgern. Und genauso taten sie es und waren bis zur 70. Minute dem 0:2 deutlich näher als Dynamite dem Unentschieden, was gemäß Pokalmodus direkt ein Elfmeterschießen bedeutet hätte. Auch wenn die Tapire wussten, dass sie dafür mit Marci eine Killerkatze zwischen ihren Pfosten besaßen, wollten sie es nicht unbedingt darauf ankommen lassen. Deshalb befahl der Trainer seinen durch unzählige Sprints innerhalb der Dynamithemisphäre mittlerweile wundgelaufenen Stürmern Nils und Marcello mehr nach hinten zu arbeiten, was sie bis zur letzten zumachenden Muskelfaser auch taten. Und so offenbarte sich in den letzten zehn Minuten des Pokalspiels an der Höntroper Str. eine fußballerische Reinszenierung der Schlacht von Trafalgar. Die alles nach vorne werfenden, größeren und robuster gebauten Dynamiten, die französisch-spanische Armade symbolisierend, feuerten aus allen Löchern, flankten ständig weit und hoch nach vorne, wo sich die kleineren, flinkeren und wild entschlossenen Tapire in jeden sich bietenden Zweikampf mit allen zur Verfügung stehenden Kräften royalnavyartig furchtlos in alle Gefechte begaben. Unter intensivstem Einsatz von Marcis, Moritz', Jeskos, Stephans, Ulks, Joschas, Robins, Gumppis, Björns, Nils' und Marcello äußeren Extremitäten und Korpussen wurde die Pokalschlacht ohne nennenswerte Opfer tapirlicherseits siegreich nach zirka siebenminütiger Nachspielzeit beendet. Kurz nach dem Schlusspfiff entwich dem freudetränennahen Trainer ganz leise, in Anlehnung an Admiral Nelsons letzte Worte bevor er in Rum eingelegt wurde, der Satz: Thanks Tapirs we have performed our duty!
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