Die positive Nachricht vorweg: Die Tapire haben ihre Tordurststrecke mit dem 1:0 durch Nils überwunden. Die schlechten hintendrein: Es war das einzige Tor von uns gegenüber acht der Sportfreunde Chiller, so dass zum ersten Mal in dieser Saison ordentliches Tapirschrubben angesagt war. Obendrein zerrte sich bereits zu Beginn des Spieles der aus dem Bild humpelnde Patrick.
Unversehrt aus dem anarchischen Amsterdamer Fahrradverkehr zurückgekehrt, jubilierte der Trainer bereits Sonntagsnachts, dass die Anmeldeliste mit zwölf Eingetragenen ihn schon als Überhangmandat verzeichnete, was sogar bis zu einer berstend vollen Liste maximal spielberechtigter Tapire am Montagnachmittag expandierte. Letztlich sagte einer noch kurzfristig ab, ein anderer kamy nicht, so dass dreizehn heiße Tapirchen das Feld säumten. Stephan bot freiwillig die Betrachterperspektive an und Philipp mutierte zum Auswechselspieler, weil er bei der Mannschaftsaufstellung gerade einen von ihm über den Fangzaun gewemsten Ball mühsam aus der Hintertorkloake fischen musste und drohte, nicht rechtzeitig zu Beginn auf dem Platz zu sein.
Die erste Tapirelf ging direkt emsig und unkeusch gegen die im Vergleich zum Hinspiel personell deutlich gepimpten Chiller vor und wurde bereits nach fünf Minuten durch einen leicht katastrophalen eines zu chilligen Verteidigers zum 1:0 eingeladen. Dieser missachtete die Außenverteidigergrundregel 'niemals planlos nach innen schlagen' grob und wemste den Ball auf die Brust des darauf lauernden Nils. Allein dessen Herunterstoppen und Behaupten des Balles waren absoluts manegenreif, was er anschließend vollführte, verdeutlicht, dass Nils auch eine große Affinität zum Tennis hat, er präsentierte einen Doppellob in lendlscher Vollendung. Er bogenlampte nach beschriebener Annahme den Ball sowohl über den herannahenden Verteidiger als auch über den herausstürzenden Torhüter gefühlvoll ins Tor. Vielleicht hätte er sogar noch einen zweiten Treffer markiert, wenn nicht bei einem fulminanten Schuss aufs Tor später ein Tapirbullenkörper dazwischengestanden hätte. Hättehätte, Viererkette, diesem Konjunktiv hatten die Chiller spielerische Argumente entgegenzusetzen, die in der zehnten Minute zum Ausgleich führten. Schnelles Spiel über den linken Flügel, präziser Flankenwechsel auf rechts, Ball zurückgelegt und ins linke Eck abgeschlossen, Marci hatte noch die Hand dran, konnte allerdings ob der Strammheit des Schusses den Ball nicht mehr entscheidend ablenken. Die folgenden fünfzehn Minuten waren von regem Schlagabtausch geprägt, allerdings kamen die Sportfreunde immer besser in die Partie und so fiel nicht ganz aus heiterem Himmel das 1:2, erneut ein Konter über rechts, der humorlos im rechten Eck sein belohntes Ende fand.
Das knappe Ergebnis hielt bis zur Halbzeit, in der es von Joscha gestiftetes kellerkaltes Fiege und autowarmes Budweiser gab, seltsamerweise stürzten sich die Tapire eher auf das warme lieblich-malzige tschechische Gebräu. Übrigens gab es in der dreizehnten Minute der ersten Hälfte eine Ermahnung des Schiedsrichters an unsere Auswechselspieler Stephan und Philipp, da beide zu diesem Zeitpunkt gerade das exotische Bier prüften, dies, so gab er kund, wolle er bei Spielern, die noch den Platz betreten wollen, nicht sehen. Harte Regelauslegung, da beide auch äußerst kontrolliert tranken, müssen wir demnächst das Pils in kaschierende Sportlertrinkflaschen umfülllen?
Die zweite Hälfte begann mit dem Wechsel von Stephan für Sepp in der Innenverteidigung, der später zurück auf den Platz für Moritz kam. Gut fünfzehn Minuten blieb das Spiel spannend, bis Nils einen Ball aus unaussichtsreicher Position über den acht Meter hohen Fangzaun wemste. Dann nahm das Ergebnis-Schicksal ihren und der Trainer seinen Lauf. Letzterer auf den weiten Weg zum Ball aus dem Gemüse fischen, ersteres in den Treffern zum 1:3 und 1:4 während dieses langen Weges mit mir selbst. Das 1:3 sah ich aus 142 Metern Entfernung beim Ballfinden, es loderte im pornösen Strafraum, ein Schuss aus neun Metern wurde von Marci noch erwischt, trudelte aber leider im Raupentempo über die Linie. Das 1:4 sah ich perfekt auf dem Rückweg vom Ballholen, ich war gerade auf Höhe unseres Strafraums und sah Marci vor seinem Tor, sonderbar hektisch trippelnd. Die typischen Bewegungen eines Torhüters, wenn einer allein auf ihn zukommt, eine halbe Sekunde später kam auch der Stürmer in mein Blickfeld und schob den Ball souverän ins kurze Eck. Dieses vorentscheidende Tor ließ recht schlagartig die Rüssel der Tapire deutlich schlapper hängen, sie mühten sich redlich und schalteten immer mehr die Innenverteidigung in den Sturm mit ein, der Erfolg dabei war insgesamt jedoch eher überschaubar. Ergebnistechnisch rannten die Tapire somit in ihr Schicksal, aber sie rannten, bis zur letzten Minute. Zwischendurch wurden noch die Treffer vom 1:5 bis zum 1:8 markiert, zumeist gut rausgespielt, Marci bewahrte uns mehrfach vor einem noch schlimmeren Resultat.
Das Ergebnis geht in dieser Höhe sogar letztlich in Ordnung, die Sportfreunde waren mannschaftlich wie spielerisch im Vergleich zu unserem 4:1 Sieg vor knapp zwei Monaten quasi komplett ausgewechselt, in dieser Konstellation sind sie eine verdammt ernstzunehmende Mannschaft. Es ist Zeit, mal wieder die Fahne zu waschen und zu hoffen, dass damit auch körperliche, zeitliche und mentale Blockaden aus dem Tapirrudel rausgepumpt werden.
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