Blickt man mit strengem Blick auf das nackiche Ergebnis, so bedeutete das 0:4 gegen die Brasis das Ende der tapirigen Immergutfüreintor-Ära. Es war das erste Spiel des FC Porno Villa in ihrer knapp eineinhalbjährigen Freizeit-Erstliga-Geschichte, das die Null auf der verkehrten Seite, also vorne, trug. Seit dem 14.11.2011 durfte in jedem Spiel jeder Gegner mindestens einen zusätzlichen Anstoß ausführen. Weicht man den strengen Blick ein wenig auf, dann haben wir in diesem Spiel auch eine Hütte gemacht oder waren maßgeblich daran beteiligt: Sepp hat beim Treffer zum 0:3 pflichtbewusst seine Flosse in den Schuss des Gegners gehalten, wodurch er diesen unhaltbar ins eigene Tor lenkte. Weshalb er sich auch so animalisch freut, denn es war sein erster halboffizieller Treffer für die Tapire.
Die Personaldecke also quasi die Schabracke der Tapire war vor dem Spiel derart dünn, dass der Trainer bereits am Freitag vor dem Spiel unruhig im Zimmer auf und ab lief und mit einer Absage liebäugelte. Doch die kämpferischen Worte von Marc und Björn auf der Pornopage ermutigten ihn, nicht die A-Karte zu ziehen, und siehe da, zu Anmeldeschluss waren wir gar zu dreizehnt. Jedoch nicht gleich zu Spielbeginn, da waren es inklusive Trainer insgesamt elf, wodurch er seinen Veteranenkörper eine Halbzeit lang über den Kunstrasen schleppen musste. Er parkte ihn in der einzig dafür vertretbaren Position, der Innenverteidigung, die er mit Sepp als Novizen gemeinsam als Duo Rusticale zu interpretieren gedachte.
Da die Brasis bis zu diesem Spiel ein Torverhältnis von 43:2 vorwiesen, war Fußball vom Stamme Hurra nicht unbedingt für die Tapire angesagt. Unser Versuch einer Genehmigung für einen zweiten Torwart scheiterte aus formaljuristischen Gründen, wodurch der Trainer taktisch ein ein-, zu- und abschnürendes Defensivkorsett aus den elf Tapiren ersponn. Mit zwei Viererreihen, einem sich tief fallen lassenden falschen 10er namens Patrick und Nils der uns vorne wartend mit den Hufen scharrte, um steil geschickt zu werden. Matchplan: Niederlage möglichst niedrig zu halten und vorne ein Hüttchen machen.
Was die ersten gut 15 Minuten gegen die Ruhrpott Brasilianer auch makellos klappte, sieht man vom Hüttchen ab. Von Anpfiff an traten diese breitbrüstig, zweikampfstark und so was von ständig in Bewegung auf, dass mir in der Innenverteidigung zum Teil speiübel von deren ständigen Stürmerrocharden wurde. Ich hatte pro Angriff zirka drei Gegenspieler, husch war der erste weg, kam auch schon der nächste, aber der war auch wieder schnell weg. Selten fühlte ich mich so wuschig gespielt, wie in dieser Anfangsphase. Die defensiv gehäuften Tapire brachten jedoch immer ein brauchbares Körperteil in die Angriffsbemühungen der Brasis, die dadurch, dass sie das Leder eher ins Tor zu passen als zu schießen versuchten, mehrfach delikate Strafraumsituationen in Tapirgliedmaßen verenden ließen. Obwohl mein Gehirn seit der vierten Minute sauerstoffunterversorgt war, entdeckte ein Restposten meines fußballerischen Einschätzungsvermögens im Hypothalamus, dass der Gegner hier eindeutig unter falschem Namen in falschem Gewand auftrat: Das waren keine Ruhrpott Brasilianer, das waren Ruhrpott Spanier. Was sie gegen uns feilboten, hatte nichts mit dem traditionell zuckerhutigen 'calcanhar, dedo, um, dois, três' zu tun, jedes halbwegs geschulte Auge erkannte, dass hier getikitakat wurde bis Sevilla und zurück. In iberischer Manier hatten die Pottspanaken in der ersten Hälfte rund 99,4 % Ballbesitz, durch Rück-, Quer- und Diagonal-Pässe in routinierter Exaktheit und permanentes Verschieben und Rochieren spielten sie mit den Tapiren nicht nur 'Such das Bällchen' sondern auch 'Finde den Gegner'.
Doch bevor es zum immer fälliger werdenden ersten Treffer der Ruhrhispanos kam, hatten wir nach Ecke von Nils eine delikate Kopfballchance durch Joscha, der den Ball aber leider um Tapirbreite neben das Tor setzte. Das kurz darauf fallende 0:1 resultierte aus dem ersten Konter der Brasis, als ein Pass in die Tiefe über links den Trainer in ein Laufduell gegen einen deutlich jüngeren und schnelleren Modellathleten schickte, welches er jämmerlich verlor. Jener zog bis zur Grundlinie durch, passte nach innen zum Ball über die Linie drücken auf einen mitgelaufenen Spasilianer. Das 0:2 habe ich verdrängt, war aber jeden Fall ein Kacktor. Das 0:3 wurde in der Bildunterzeile bereits angefeatured, der gleiche Stürmer, der mich beim 0:1 überlief, zog auch diesmal an mir vorbei wie ein Windhund an einem Straßenschild, ich hatte noch nicht mal die Zeit ihn zu foulen, zog nach innen und versuchte ins lange Eck zu schlenzen. Aber er hatte die Rechnung nicht mit Sepps linker Hand gemacht, die dieser zwar nicht absichtlich als Torwartreflex reinhielt, aber auch nicht zurückzog und den Ball damit unhaltbar ins linke untere Eck abfälschte. Das 0:3 ging also eindeutig an uns.
Was zugleich der Halbzeitstand war und somit die Erlösung für den im kritischen Bereich hyperventilierenden Trainer. Denn mit Stephan, Ulk und Kamy waren zwischenzeitlich heiße Einwechseltapirbullen erschienen und er konnte Stephan gerade noch zuhecheln 'Du für mich'. Direkt anschließend suchte er, da sein Mundraum die Trockenheit der Atacama-Wüste erreicht hatte, nach der oralen Grand-Cru-Infusion. Doch wohin er auch tastete, er griff ins Leere. Alle tranken Flüssigkeiten, in die Fische pissen. In der Not soff sogar der Tapirtrainer Wasser, es schmeckte einen Hauch nach Froschejakulat, half aber gegen die Munddürre. Da er aber schon mehrfach schlechte Zweithalbzeitleistungen der Tapire aufgrund von Crulosigkeit erlebt hatte und selbst auch dem Labsal des gepflegten Plöpps nach erbrachter Leistung fröhnen wollte, ergriff er Mitte der zweiten Hälfte die Initiative und erwarb käuflicherweise ein Gebinde in der nächstgelegenen Bude, womit er in den letzten drei Spielen einen lupenreinen Cruhattrick erzielte, er wünscht sich, dass nun andere Spieler ähnlichen Erfolg an der Bude oder dem Getränkemarkt zu verzeichnen haben.
Zur zweiten Hälfte fand zunächst nur die eine, bereits erwähnte Auswechselung statt, ein wenig änderte sich aber der Spielverlauf. Die Spanis hatten ab- oder unabsichtlich nun ein wenig mehr auf Ergebnisverwaltungsmodus umgestellt, sie tikitakaten viel hintenrum, ließen die Tapire immer noch lecker laufen, aber legten nicht mehr die Vehemenz und den Bewegungsdrang nach vorne an den Tag wie in der ersten Runde. Dadurch kamen die Tapire auch mal eher in die Balleroberungen und durften ein wenig geregelter nach vorne spielen. Und hatten auch bald zwei schön erspielte richtige Großchancen, beide durch Gumppi. Die erste war nach einem lahmschen Nachinnenziehen von ihm mit einem Spannsenkschnibbler gen Winkel, der nur um tapirbürtzelbreite über selbigen strich. Beim zweiten Mal überrannte er die gesamte linke spanische Flanke und lief allein auf den zustürzenden Hüter, den er mit einem präzisen Außenristflachschuss zu überwältigen gedachte, doch hatte der Portero mit einem handballartigen Fußreflex das probate Mittel gegen Gumppis Ansinnen. Ein paar Minuten später fiel dann das 0:4 der Sprasis, Marci wehrte katzenhzaft den Angriff eines über rechts durchbrechenden Spielers ab, der Ball gelangte von Ulks einwechselbereiten Körper verdeckt anschließend irgendwie gen langem Pfosten wo ein Sprasi locker lecker ins verwaiste Tor einköpfte. Ein Zeichen für mich, Cru zu holen, als ich nach 15,34 Minuten wieder eintraf, erfuhr ich mit 16,4 Kilo Handgepäck von Marci en passant, dass der bisherige Spielstand noch aktuell sei. Doch auch die mittels plöppen angekündigte tapirische Schlussoffensive der letzten Minütchen brachte keinen zählenswerten Erfolg, so dass es beim 0:4 gegen die wie immer durchweg fairen Gegner Ruhrpott Spanier blieb.
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