Der einsame Schütze verlässt die leere Kabine. Fabians Treffer zum 1:0 nährte noch unsere Hoffnungen, schade, dass sich kein zweites Törchen unsererseits hinzugesellte...
Und wieder einmal schwappte am Montag hochwassergleich eine Spielerflut über das bis dahin siebenköpfige Anmelderinnsal des FC Porno Villa. Dadurch musste der Trainer einmal mehr seine unbeliebte, ironisch anmutende Frage „Wer will freiwillig draußenbleiben?“ stellen. Wie bisher hätte er auch fragen können: „Wer von Euch möchte sich denn jetzt ein Bein abtrennen?“, die spontanen Reaktionen hielten sich wie immer in Grenzen, nach zweitem, strengeren Trainerblick offenbarten die schon heißgespielten Moritz und Sebb jedoch den Großmut, sich erst einmal hinten anzustellen.
So begannen wir mit einem neu zusammengeschraubten Innenverteidigungspärchen aus Oli und Dominik, das sich als gut verankert, solide gebaut, körperlich robust und vor allem gut abgestimmt über die gesamten achtzig Minuten zeigte und immer wieder auch nach vorne impulsierte. Die restlichen Spieltapire bekleideten Positionen, die sie in ihrer Freizeitligavita schon innehatten, daher waren zunächst weitere taktische Manöver trainerseits nicht vonnöten.
Auf Heimat-Kunstrasen war von Beginn an unter Leitung des Schiedsrichterbuddhas Jürgen Spiel, Spaß und Spannung und deutlich größer Bewegungsdrang anzutreffen als ihn der Spielleiter selbst offenbarte. Intensiv, aber nicht ganz hochklassig beschreibt die ersten torlosen fünfzehn Minuten am besten, nachdem die fruchtlose Anfangsoffensive der geistlichen Brüder ein wenig abebbte, mopsten die Tapire ihnen das Spielgeschehen immer mehr aus ihren gefalteten Händen. Und kamen mit anschwellendem Druck, wie bei einer herkömmliche Harnblase nach dem Kinobesuch eines Directors' Cut, immer gefährlicher vor das evangelisch freikirchliche Tor, um den mit Hand-Absolution erkorenen Hüter mehrfach und die Latte mit einer direkten Ecke von Nils einmal zu prüfen. Weshalb das 1:0 durch Fabian in der 21. Minute nicht ganz unverdient kam: Gumppi hatte von links, kurz hinter der Mittelinie mit einem zungeschnalzenlassenden Außenristpass den in den freien Raum startenden Fabian bedient, der über rechts in den Strafraum eindringend alles versägte, was ihm in die Quere kam, allerdings ein wenig nach rechts Richtung Grundlinie abdriftete. Aus ziemlich spitzem Winkel schoss er den Ball bogenlampig über den Hüter hinweg ins lange Eck, Spötter sprachen von missglückter Flanke, Fans hingegen schnalzten und klapperten mit allen möglichen Körperteilen wegen dieses sehenswerten Hebers. Doch nur ein paar Minuten später traf das Verletzungspech die Tapire: Tobias, der in den vergangenen Spielen mehrfach die 10er Position innehatte, die der Trainer gern als 9,47er Interpretation spielen lässt, und die er ganz sagenhaft als Robin-Ersatzmotor bekleidete, hatte sich bei einem Zweikampf im Oberschenkel vermutlich einen Muskel gezerrt. Er versuchte noch kurz, ob die Verletzung vielleicht mittels Handauflegen eines Evangoalista während des Spiels wundersam spontanheilen würde, tat sie aber nicht. So blieb ihm nur der weltliche Weg zur Auswechselbank, aus der sich Sebb direkt heraus- und in die Stürmerposition hineinschälte, Nils rückte dafür auf die 9,47er Position. Die Pornos erspielten sich weiter gute Chancen, allerdings hatte Marci den Tapirarsch zwischenzeitlich auch mehrfach höchstspektakulär gerettet.
Mit dem 1:0 ging es in die Halbzeit und direkt auf das trainergespendete frühlingsfrisch temperierte grüne Cru-Gebinde zu. Sein Matchplan für die zweite Hälfte sah vor, möglichst wenig Gegentore zu bekommen und immer eins mehr als der Gegner zu schießen, leider hatte er diesen aber nicht an die Mannschaft kommuniziert. Auf der rechten Außenverteidigerposition machte Philipp für Moritz Platz, ansonsten ging es zunächst mit gleicher Besetzung wie in Halbzeit eins weiter.
Im zweiten Durchgang sollte nach zehn Minuten ein weiterer strategischer Wechsel seitens der Pornos für einen Hauch mehr Offensivdynamik sorgen, allerdings fiel dazwischen leider der Ausgleichstreffer und zwar himmelschreiend ungerecht. Denn Joscha, gerade im Spielaufbau begriffen, wurde von seinem Gegner mittels budapester Beinschere à la bonheur umgewemst, Standbein und Ball purzelten in unbekannter Reihenfolge, alle 22 Spieler inklusive zehnköpfiger Fanschar sahen dies, bloß Jürgen nicht, vielleicht war sein Körper gerade in eine andere Himmelsrichtung ausgerichtet. Daher blieb seine Pfeiffe stumm, der Ball wurde nach rechts gepasst und nach beherztem Dribbling im kurzen Eck, irgendwie durch Marci durchflutschend, zum 1:1 untergebracht. Marci war ob dieses Flutschens derart angekäst, dass er später mehrfach devot bis zerknirrscht seine Schuld zur Niederlage kundtat. Allerdings sei an dieser Stelle dazu gesagt, dass er wahrlich ein gutes Dutzend an hochkarätigen kirchlichen Angriffen abwehrte, von Flugkatzen-, über Star- und Tapir-Paraden bis hin zu krabbelnd vor der Linie Wegpatschen offenbarte er einen Bildband mit dem Titel 'Den lass ich auch nicht rein'.
Nach gut zehn Minuten der zweiten Hälfte war es Zeit für die große Positionsverschiebung: Kamy kam für Jonas, wodurch Sepp, bis dato zentraler Solostürmer, zurück auf dessen Doppelsechser-Position einrückte, Kamy übernahm die 9,47er Stelle und Nils kehrte zurück auf seinen Stammstürmerposten. Durch diesen Wechsel kam auch alsbaldigst ein frischer Wind ins Porno Offensivspiel, allerdings hatte er nicht die Kraft zu einem wahrhaften Sturm. Eine exzellente Doppelchance von Kamy wurde von der Linie gekrazt und in zweiter Instanz verschossen, hinzu kamen noch zwei, drei halbgefährliche Schüsse, aber letztlich hatten wir in der gesamten zweiten Hälfte nicht mehr die Kraft und das Momentum, gegen lauf- und spielstarke Jünger den Druck zu entfachen, den wir in Halbzeit eins noch präsentierten. Und so fiel das 1:2 der Freilutheraner gut 15 Minuten vor Schluss nach einem einfach aber äußerst präzise gespielten Konter durch die Mitte, der mittels eines strammen Schusses halbhoch ins linke Eck abgeschlossen wurde, Marci präsentierte dazu eine gleichwohl ästhetisch schöne wie auch nutzlose Flugeinlage. Ebenso ästhetisch schön wie nutzlos waren auch unsere Ausgleichsbemühungen, einen glasklaren Elfmeter mit Vorteilsabpfeiffen verlegte der ca. 35 Meter vom Ball entfernte Schiri Jürgen als Freistoß zurück an die Strafraumkante, allerdings hatte Dominik in unserem Sechzehner nach eigenem Bekunden auch einen vom Klerus elfmeterreif umgewemst, was ungeahndet blieb. Es blieb zwar spannend bis zum Schluss, mit dem Filter der Ehrlichkeit müssen sich die Tapire aber eingestehen, dass gegen Ende das 3:1 mehr in der Luft lag als der Ausgleich, aber Marci zeigte den Evangoalistas noch ein paar Seiten aus seinem neuen Bildband.
So wurde das 1:2 schließlich in Endergebnis gemeiselt, ein artgerechtes, wie Tierpfleger und Sportreporter zu sagen pflegen, ein knappes, nach Spielanteilen und Chancen nicht unverdientes, wie Trainer klugscheißen. Wir hatten die Hostie des Spieles selbst in der Hand und reichten sich aus Liebe zu unseren Nächsten altruistisch weiter, wenn das mal nicht gelebtes Pornochristentum war ...
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Kommentare
amen bruder scriptorius
wie immer waren deine sprachfarbigen illustrationen sehr gottgefällig.
Da war doch schon
infolge dieses Spieltages die Hand Gottes am Werk bzw. an der Tastatur. Himmlisch!