Künsterlisch hochwertig wie dieses Foto war auch das Spiel gegen Die Hand Gottes. Selbst wenn sich ob exorbitant vieler liegengelassener Chancen durchaus mehr Spieler auf diesem Bild hätten tummeln können. Daher hängen mal wieder unsere klassischen Torschützen darauf herum: Robin (links) mit dem 1:0, Micha (Mitte) mit dem 2:2 und 3:2 und Nils (rechts) mit dem 4:2
Das Aufeinandertreffen mit Erols blau-weißen Streifenhörnchen am Ende eines traumhaft warmen Indianersommertages versprach von vornherein Bestes: Genug Hörnchen und wieder ein vor Tapiren fast platzender Kader, schlüpfrigen schnellen Heimkunstrasen, und eine Vielzahl wohlaufgepumpter Bälle. Fast so schön wie die Rahmenbedingungen war auch das Spiel:
Von Anfang an, und über die komplette Dauer des Spiels schafften es die Tapire, in klassischer 1-4-2-2 ½-1½-Formation, den Gauchotrikotenen chronisch so richtig auf die Säcke zu gehen. Die medial aktuell hip als 'Spiel gegen den Ball' bezeichnete, früher mit 'lecker draufgehn' umschriebene, von mir am liebsten mit 'Antizipierende Spielweise' ausgedrückte Form des chronisch offensiv ausgerichteten, mehr und sich intelligenter Bewegens als der Gegner, wurde diesmal über die gesamte Spieldauers von den Tapiren in geradezu erhabener Art dargeboten.
In der Frühphase des Spiels mussten sich beide Mannschaften ein wenig an die Geschwindigkeit gewöhnen, die der Ball bei Flachpässen auf dem dezent humiden Kunstrasen bekam, doch nicht nur ob des Heimvorteils bekamen die Tapire dies schneller in den Griff. Sie liefen derart schnell und emsig, dass man meinen konnte, ihr heimischer Regenwald brenne gerade hinter ihnen ab, sie spielten konsequentes Pressing gegen die im Aufbauspiel nicht immer sicher wirkenden Hände-Hintermannschaft und wussten sowohl mit schnellem Kurzpasspiel als auch mit guten Flankenwechseln den Gegner wuschig zu spielen. Anders als im letzten Spiel gegen den Guten Willen, als wir in Halbchancen starben, klappte diesmal der finale Pass deutlich besser, so dass die Prozentzahl, mit der man die Qualität von Chancen einordnet, kontinuierlich stieg. Nach gut 15 Minuten lief Nils unerfolgreich erstmalig allein auf den Torwart zu und es folgte eine von mehreren Protagonisten betriebene Leichfledderei an absoluten Großchancen. Einladend offene Tore wurden nicht getroffen, und der an diesem Abend äußerst vielbeschäftigte Handhüter, der durchweg bravourös hielt, vereitelte dabei auch so einiges. Steter Tapirmittelstrahl höhlte jedoch kontinuierlich die bereits brüchig gespielte Defensive der Hände, aber erst nach 34 Minuten war unser Anrennen von Erfolg gekrönt. Eine der jämmerlichsten kurzen Ecken, die ich jemals erblickte, kurz gespielt und direkt zurück ins Seitenaus gepasst, was der Schiedsrichter trotz unseres Protestes zum Glück ignorierte, wurde von dem ursprünglichen Ecketretenden knapp hinter der Linie gerettet und gelangte zu Micha, der den aus der eignen Hälfte startenden Nils mit einem Pass in die Tiefe zu einem Vollgasdribbling bis zur Grundlinie schickte, dabei einen Gegner wie ein Dixie-Klo stehen lassend, wo Nils eine Richtungsänderung gen Tor unternahm und den Ball auf Robin passte, der ihn mit links dreiviertelhoch im langen Eck zum 1:0 hinterlegte. Mannmannmann, das war nötig und überfällig und sorgte für ein wenig Zufriedenheit beim Gang zum Halbzeitwasser.
Denn schon wieder empfing das Rudel ein unbecrutes Pausenrefugium, nur eine von Sebb mitgebrachte Flasche Fiege Sans Plaisir und seine Bereitschaft, direkt 20 in grünem Gebinde gefasste braune Elektrolytspender zu ergattern, verhinderte schlimmere Schäden am Mannschaftsgeist.
Es lag definitiv nicht an den Wechseln, Ulk für Björn und Patrick für Jonas, dass der Start in die zweite Hälfte alles bisher erspielte mit dem 1:1 nach vier Minuten konterkarierte, ich sehe die Ursache, und das habe ich genauestens empirisch untersucht, einzig und allein im Fehlen des Pausencrus, dass des Tapirrudels Konzentration wohl auch gerade mit beim Getränkeholen war. Ein zunächst abgeblockter schneller Vorstoß der Götter wurde quer auf links gepasst und aus etwa 19 Metern technisch hübsch zum Ausgleich ins lange Eck geschlenzt. Einige Minuten später trug Sebb athletisch das Gebinde ins Rund und gleich lief es wieder besser mit den Tapiren. Die spielerische Dominanz und das Gegner permanent auf den Sack gehen funktionierte wieder wie in der ersten Hälfte, aber ebenso auch das absolut aussichtsreiche Chancen kläglich versemmeln. Schockschwerenot, was wir in dieser Phase an klaren Chancen verbimmelten. Und es sollte noch schlimmer kommen: Der zweite ernsthafte Angriff der Götter bedingte den 1:2 Führungstreffer für sie, nach einem schnörkellos mit wohltemperiertem Pass in die Tiefe vorgetragenen Konter und platziertem Schuss vorbei am chancen-, und ansonsten beschäftigungslosen Marci. Trügen Tapire Kämme, dann wären sie zu diesem Zeitpunkt tiefrot angeschwollen gewesen. Dieses aktuelle Ergebnis war dermaßen spielungerecht, dass ich kurz befürchtete, mein Rudelchen würde nun wutschnaubend hemmungslos in die Offensive und ins Verderben rennen. Doch ohne nennenswerte trainerseitige Einflußnahme verdeutlichte die Tapirhorde abermals, dass sie mittlerweile eine gehörige Portion taktischer Reife besitzt. Kein wildes Anrennen, sondern wohltemperiertes Drehen am Pressingschräubchen war die Antwort und der Positionswechsel von Nils und Micha waren der Schlüssel zur wohlverdienten Erfolgsgeschichte. Micha nahm nun die einsame Frontstürmerrolle ein, während Nils seine Geschwindigkeit über die rechte Mittelfeldseite auslebte. Was rund acht Minuten nach dem Rückstand für den wohlverdienten Ausgleich sorgte. Nils setzte sich über die rechte Seite wieder bis zur Grundlinie durch und passte zurück auf Micha, der uns das beruhigende aber noch nicht sattmachende 2:2 per Flachschuss ins lange Eck servierte. Torsatt war Micha noch längst nicht, und so bewies er nach Gumppis grandioser Vorarbeit und ebensolchen halbhohen Flanke, dass er weiß, wo Torschützen hinzulaufen haben. Volley drückte er am langen Pfosten aus drei Metern das empfängnisgerecht servierte Polyethylengemisch zum 3:2 in die Netzfasern. Damit war Gumppis Spielschuld getan und er wurde ersetzt durch den Cruservator Sebb, der in den letzten zehn Minuten seine Position ein wenig defensiver interpretierte, nach hinten nichts mehr anbrennen ließ und sich mitunter gefällig offensiv einschaltete, aber mit dem finalen 4:2 durch Nils nichts zu tun hatte. An der gegenüberliegenden rechten Seitenauslinie auf Höhe des Sechzehners setzte sich Nils nach innen ziehend gegen seinen Gegenspieler durch und setze dann mit links (!) aus gut 22 Metern einen Schlenzer an den Innenpfosten, von dem der Ball genüßlich ins Tor prallte. Die folgenden, letzten vier Minuten wurde der mehr als verdiente Erfolg sicher verwaltet.
Der Trainer hat genau hingesehen und eine äußerst spiel-, aber vor allem taktisch starke Mannschaft gesehen. Die Innenverteidiger zeigten Dutzende von großartigen Vorstößen und wurden dabei immer sofort vom defensiven Mittelfeld abgesichert, es sah über große Teile des Spiels so aus, als würden wir so etwas trainieren, ein absurder Gedanke. Ein Kick, der Überraschungsei-Charakter hatte, allerdings in anderer Reihenfolge: Spiel-Spannung-Spaß...
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