Mit unseren freudigen sechs Torschützen von der Gartenbank könnte man meinen, ein derartig kantriger Sieg hätte uns juchzen und frohlocken lassen, doch irgendwie gefehlt. Natürlich war es lustig und schön und wurde anschliessend gebührend mit rituellen Fleischprodukt- und Tofuverbrennungen gefeiert, dass wir im elften Spiel hintereinander ungeschlagen sind, respektive den höchsten Saisonsieg mit 8:2 erzielten, allerdings hatte sich der Gegner diesen Begriff eigentlich gar nicht verdient.
Eine Mischung aus Rest- und Frischalkohol nebst äußerster Unmotiviertheit der Kickerfreunde gaben uns während des Spiels die Zeit, im Mittelfeld den Klappstuhl auszupacken, in der Abwehr die Decke auszubreiten und im Tor die Hängematte aufzuhängen. Nur die Offensivabteilung hatte regen Betrieb, konnte dafür aber immer gleich direkt vorne bleiben.
Ein Spiel, das vielleicht die ersten zehn Minuten spannend war, begann mit dem Debuttor unseres chilenischen Neueinkaufes Pablo, der in der ersten Halbzeit direkt zwangseingestürmert nach wiedergewonnenem Ball einnetzte. Das 2:0 durch Robin war ein souverän verwandelter Elfmeter, der von ihm höchstselbst provoziert wurde. Robin hatte vorher einen ballistisch wohlberechneten Heber über den Keeper angesetzt, der perfekt ins Tor gefallen wäre, hätte nicht ein Verteidiger der Kickerfreunde den Ball elegant torwartgleich über die Latte gefaustet. Der der Regelkunde mächtige Trainer skandierte sofort "gelbe Karte, rote Karte, raus die Sau!", und war verblüfft, dass die einzige Ermahnung des wirklich großartigen Schiedsrichters ein Schulterklopfen am Verursacher war. Erst nach dem Spiel erklärte Herbert die ganze Geschichte: Er stand nach dem Foul zufällig in der Nähe des Schiris und wurde von ihm explizit gefragt, ob er denn nun wie ein Schiri handeln solle, also mit roter Karte und so, und Herbert entgegnete ihm "nee, lass ma' stecken", wodurch es 11 gegen 11 blieb.
Das 3:0, auch noch in HZ 1, besorgte Gumppi, dem man in Vorsichtigkeit, Endgeschwindigkeit und Schusshärte seine fast ausgeheilte Verletzung noch ein wenig anmerkte, mit einem trockenen Flachschuss, der aus meiner Perspektive nicht ganz zur Kategorie 'unhaltbar' zählte.
Damit ging es in die zweite Hälfte, die der frisch eingewechselte Schmiddi mit dem 4:0 eröffnete, just in einem Moment, in dem ich die Panini-Bildchen für Tobi und Uli aus meiner Tasche holte. Mir wurde erzählt, dass er recht weit außen den Ball eroberte, einen aussteigen lies und bis der zweite herankam trocken in die kurze Ecke abschloss.
Das 5:0 war Jorrits erstes Feldtor seit 1674, und seine Holde Sophie guckte nicht zu, war gerade in Konversation in der Mädels-Fanmeile verstrickt! Es war ein eichengerader Strich ins rechte untere Eck, er selbst sagte, es seien etwa 7 Meter gewesen, unverfehlbar, dennoch erhobenen Hauptes souverän abgeschlossen.
Dann war, glaube ich, Gumppi wieder zum 6:0 erfolgreich, von der linken Seite ins kurze Eck, also wie Lahm gegen Costa Rica, nur von der anderen Seite mit dem anderem Fuss und wer ganz anders.
Tor Nummer sieben war ein wunderschöner Volley-Schlenz von Joscha in den Giebelbereich und Nummer acht war wieder Schmiddi souverän ins linke Eck. Oder andersrum? Egal, finalerweise traf der Gegner daraufhin noch zwei Mal, was letztlich einer Melange aus gegnerischer Trotzreaktion und pornoeskem Ermüden, Wurstvorfreude und Torhüter entscheidet sich fürs lange Eck geschuldet war.
Ein 8:2 mit Grillvielgut, Toren, Pils, haarigen Hunden, hübschen Frauen und dezent schwitzenden Männern. Für mich persönlich, neben einer Brötchen-WM-Album-Bilder Füllung durch Tobi und Ulli, die meine Augen leuchten lies, war persönlich der Wortschatzneugewinn durch Stephan, der mir mitteilte, dass die Pylone, also jene orange-weißen konischen Gebilde um die man beim Fahrradpass Slalom und an der Autobahnbaustelle hoffentlich vorbeifährt, auch Lübecker Hütchen genannt werden, der intellektuelle Gewinn für den Abend. Wat schön, lasst uns weitersiegen und weitergrillen
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